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Nachhaltigkeit und Poesie

Vier Prozent aus Namibia

Jeder hat mitbekommen, dass es einen Hype um Nachhaltigkeit in der Finanzbranche gibt. Viele Fondshäuser erschaffen in Windeseile Nachhaltigkeits-Offices. Aber die Paderborner Bank für Kirche und Caritas (BKC) kennt sich seit 20 Jahren im Nachhaltigkeits-Research aus, als das Thema noch für Räucherstäbchen und Esoterik stand, Jahre bevor sich Geldriesen wie BlackRock einen grünen Anstrich gaben.

Derzeit bemühen sich die Paderborner auf der großen diplomatischen Bühne, dass Namibia die Biowaffenkonvention der UN unterschreibt. Weil die Unterschrift fehlt, kann BKC dort künftig nicht investieren, weil die Unterzeichnung jetzt neue Voraussetzung im Nachhaltigkeitskatalog ist. Deshalb ist Paderborn im Dialog mit den UN und Namibia. „Namibia hat keine Biowaffen, kann sie auch nicht selbst herstellen, die Unterzeichnung wurde schlicht und einfach vergessen“, sagt BKC-Investmentchef Bernhard Matthes. Er würde es bedauern, wenn er sich die ansehnliche Rendite der auf Dollar lautenden Papiere von mehr als vier Prozent bei einer sechsjährigen Laufzeit entgehen lassen müsste.

Leichter erben mit Fonds
Selection Asset Management aus München konnte sich über einen neuen Kunden freuen, der auf Empfehlung eines anderen Kunden zu ihnen kam. Er hatte gerade Münchner Immobilien verkauft, angeblich aus Ärger über eine Erhaltungssatzung und den Mietendeckel. Statt der Immobilien, die ja durchaus Arbeit machen und häufig genug auch nur niedrige Renditen bringen, hat er jetzt Geld in Fondsanteile gesteckt. Durchaus sehr weitsichtig gehandelt, findet man bei Selection Asset Management. Fondsanteile seien nämlich auch viel leichter und individueller an Erben zu übertragen als Wohn- oder Geschäftshäuser. Da kann mancher drüber nachdenken.

Poesie über Aktien
Keiner taucht seine Liebe zur Aktie in so poetische Worte wie Hendrik Leber, Gründer und Fondsmanager der Frankfurter Acatis Investment. Das von Leber zusammengestellte Aktienportfolio Acatis Datini Valueflex hält seit Jahren den Spitzenplatz unter den performancestärksten Portfolios. „Mit kleinen Trippelschritten“ gewinne der US-Gesundheitsversicherer Centene Marktanteile. Das Reiseportal Booking, steige „nach einem heftigen Satz in leichtem Flug in die Höhe“. Der US-Biotechspezialist Regeneron hingegen „stampfe mit festem Schritt nach vorne“, der Grafikkartenproduzent Nvidia hat sich „mit einem kleinen Feuerwerk nach oben entwickelt“.

Die Sätze stammen aus dem Loriot-Sketch „Herren im Bad“, den Leber auf dem alljährlichen Branchentreffen beim „Fondsprofessionell“ Kongress in Mannheim Ende Januar zusammen mit seinem Kapitalmarktstrategen Stefan Riße aufführte. Der auch mal unkonventionellen Anlagen wie Bitcoin oder Cannabis zugeneigte Experte überzeugt auch als Schauspieler.

Geldretter als Lebensretter
Es ist ein schneller, aufreibender Job, Geld renditestark anzulegen und auf jeden Crash vorbereitet zu sein. Wirklich ernst wird es, wenn jede Sekunde zählt, weil es um alles geht, nämlich Leben zu retten. Darauf sind die Vermögensverwalter eines Hauses gut vorbereitet. Neben dem Kopierer am Rande ihres Großraumbüros liegt jemand, es ragen zwei Beine hervor, Adidas-Turnschuhe an den Füssen. Es ist die eine lebensgroße Puppe, liebevoll auf einen regional verbreiteten Jungennamen getauft, an der die Geldexperten regelmäßig Wiederbelebungsmaßnahmen für den Notfall üben. Im Ernstfall werden die Geldretter, die sich in turbulenten Börsenphasen um den Erhalt des Vermögens kümmern, zu Lebensrettern Die regelmäßigen Trainings mögen zwar eine Vorschrift sein, aber für die Experten sind sie längst auch Ehrensache. Vorbildlich und wirklich nachhaltig.

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