
Chinas Währung Renminbi, auch Yuan genannt, wird neben US-Dollar, britischem Pfund, japanischem Yen und dem Euro zur fünften Welt-Reservewährung. China, hinter den USA mittlerweile zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, bemüht sich seit Jahren um die Aufnahme in den Kreis der weltweit wichtigen Währungen. Die Entscheidung wird zum Oktober 2016 wirksam. Faktisch bedeutet sie, dass der Yuan in den IWF-Währungskorb aufgenommen wird. Dieser bildet - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR).
Für China ist die Aufnahme seines Zahlungsmittels Yuan in den Club der Weltreservewährungen ein weiterer Durchbruch nach dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001. Damit mischt der Yuan in der Spitzenliga mit, in der Dollar, Euro, Pfund und Yen schon lange spielen. Der Ritterschlag für die chinesische Währung, gilt als großer Erfolg der Reformer in Peking, die eine Liberalisierung der Finanzordnung der Volksrepublik anstreben.
Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet
Sollte sich der Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartungsgemäß für die Aufnahme entscheiden, wäre der Yuan die fünfte Weltreservewährung. Die Währungen des IWF-Währungskorbes bilden zusammen - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR). Diese wird an keiner Börse gehandelt, dient dem Währungsfonds aber als Berechnungsgrundlage, etwa für internationale Finanzhilfen. Bei der Gewichtung geht die Aufnahme des Yuan zulasten der anderen vier Währungen, vermutlich vor allem auf Kosten des japanischen Yen.
Nein. Es gibt Experten, die in dem Schritt des Internationalen Währungsfonds eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollars sehen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wird es zumindest nicht schnell gehen. Die Aufnahme des Yuan soll zwar nun verkündet werden, wird aber wohl erst zum Herbst 2016 in Kraft treten. Die Märkte haben lange Zeit, sich darauf einzustellen. Schon jetzt buhlen internationale Finanzmärkte darum, Handelszentrum für den Yuan zu werden, etwa London und Frankfurt. In der Londoner City gehören Chinesisch-Sparchkurse schon seit geraumer Zeit zu den am meisten nachgefragten.
Ähnlich wie im globalen Handel verfolgt China auch auf den Finanzmärkten das Ziel, den USA ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Den Aufbau des Yuan zu einem ernstzunehmenden Dollar-Konkurrenten treibt Peking deshalb schon seit Jahren generalstabsmäßig voran. Seit 2009 hat die Volksrepublik mehr als 30 sogenannte Swap-Abkommen mit Nationen vor allem in Asien und Afrika geschlossen, mit denen sie nun ihren Handel direkt in den Landeswährungen abwickeln kann.
In den vergangenen Jahren hat die Währung eine rasante Aufholjagd hingelegt: Im August 2012 lag der Yuan noch auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Mittlerweile schafft er es bereits auf Platz vier der international am meisten gehandelten Währungen, noch vor dem japanischen Yen. Im Vergleich zum Top-Trio ist der Yuan allerdings noch immer ein Zwerg: Zuletzt wurden 2,79 Prozent der internationalen Zahlungen in Yuan abgewickelt - gegenüber 44,8 Prozent in Dollar, 27,2 Prozent in Euro sowie 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund.
Damit der Yuan tatsächlich eines Tages auf Augenhöhe mit dem US-Dollar agieren kann, sind in China noch viele Reformen notwendig. Genau wie der Dollar und der Euro muss auch der Yuan völlig frei handelbar sein. Das ist bisher nur bedingt der Fall. Wie sehr der Kurs der Währung schwanken darf, darüber entscheidet zu einem großen Teil noch immer der Staat und nicht der freie Markt. Allerdings hat Peking angekündigt, das ändern zu wollen. Einige Experten gehen davon aus, dass China schon im nächsten Fünf-Jahresplan, der 2016 in Kraft tritt, einen komplett freien Handel des Yuan festlegen könnte.
Für Chinas Wirtschaft schon. Sollten internationale Investoren nach einer Freigabe des Yuan massiv auf eine steigende Währung spekulieren, könnten so in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen, was die Gefahr von Spekulationsblasen erhöhen würde. Andererseits könnte ein frei konvertibler Yuan auch dazu führen, dass aus Sorge um die chinesische Wirtschaft große Mengen Kapital aus dem Land abfließen. Auch das würde der Wirtschaft schaden.
Schätzungen zufolge könnten rund eine Billion Yuan (umgerechnet rund 147 Milliarden Euro) in den chinesischen Anleihemarkt fließen, wenn der Yuan im Währungskorb des IWF landet. Nach einem grundsätzlichen Ja des IWF-Boards könnte es im Herbst 2016 soweit sein, wenn der Korb neu zusammengestellt wird. Er ist die Basis für die "Sonderziehungsrechte" - eine Art künstliche Währung des Fonds. Nach ihnen werden die Beiträge der IWF-Mitglieder wie auch ihre Kreditmöglichkeiten bemessen. Manche Ökonomen erwarten, dass damit in der Zukunft die Nachfrage nach Yuan weltweit um mehr als 567 Milliarden Euro steigen wird.
Der Aufstieg des Yuan
Den Aufstieg der chinesischen Währung in die erste Liga können die Reformer im eigenen Land als Etappensieg verbuchen. "Insbesondere geht es darum, mit Japan auf Augenhöhe zu kommen", meint Ökonom Derek Scissors vom Forschungsinstitut China Beige Book. Wie Reuters aus mit den Diskussionen im IWF vertrauten Kreisen erfuhr, wird der RMB mit der Aufnahme in den Währungskorb des Fonds zwar weniger Gewicht haben als erwartet, aber zumindest den Yen überflügeln. Demnach würde er weniger als den vom IWF-Stab im Sommer avisierten Anteil von 14 bis 16 Prozent im Korb ausmachen und wohl nur einen knapp zweistelligen Wert erreichen. Derzeit ist der Dollar mit 41,9 Prozent das Schwergewicht, gefolgt vom Euro (37,4 Prozent), dem Pfund (11,3 Prozent) und dem Yen (9,4 Prozent).
Doch Skeptiker befürchten, dass die Aufnahme den Reformbemühungen in Peking keinen weiteren Auftrieb geben wird. Denn der Börsenrutsch vom Sommer steckt dem Land noch in den Knochen. Manche Kritiker machen den schädlichen Einfluss von ausländischem Kapital für den Einbruch der Kurse um mehr als 40 Prozent mit verantwortlich. Politische Beobachter glauben, dass die Bemühungen um eine Öffnung der Landeswährung nach dem Prestigeerfolg beim IWF erlahmen. Als abschreckendes Beispiel dient die Aufnahme Chinas in die WTO im Jahr 2001. Damals hatten Reformen im Staatssektor plötzlich keine Priorität mehr, nachdem die Mitgliedschaft unter Dach und Fach war.
Und die Währung des Exportweltmeisters ist nach wie vor an den internationalen Märkten weit davon entfernt, eine frei schwankende - also konvertible - Devise zu sein. Vielmehr ist sie locker an den Dollar gekoppelt: Die Zentralbank bestimmt arbeitstäglich einen Referenzkurs. Der IWF-Stab ist jedoch der Auffassung, dass der Yuan zumindest das Kriterium der freien Verwendbarkeit erfüllt - also, für internationale Transaktionen und an wichtigen Devisenmärkten weithin genutzt wird.
Die Zentralbank der zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA hatte den Yuan nach einer Reihe schwacher Wirtschaftsdaten im August weiter abgewertet. Die Währung markierte daraufhin zum Dollar den tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Maßnahme verschafft der schwächelnden chinesischen Wirtschaft Vorteile auf dem Weltmarkt. Dies versetzte die Börsen rund um den Globus in Aufruhr und schürte Sorgen vor einem Währungskrieg.
Der Reformer und Notenbankchef Zhou Xiaochuan hatte das Ziel ausgegeben, den RMB 2015 grundsätzlich konvertibel zu machen. Nun spricht die Führung nur noch davon, diesen Status "in einer geordneten Weise" zu erreichen. Laut einem Ökonomen in der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften (CASS) wirkt auch hier der Börsencrash vom Sommer nach: "Wir können es uns nicht erlauben, noch einen Kursrutsch hinzulegen."