Zukunft des Zahlens Das Geld ist ja nicht weg - nur woanders

Vertrauen wir künftig unser Geld noch Banken an? Oder lesen uns Start-ups jeden Wunsch von den Augen ab und lassen uns bequemer zahlen? Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft.

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Fintechs:

Was passiert mit unserem Geld? Das ist die zentrale Frage, vor der Banken, Start-ups, Onlinehändler, Geschäfte und deren Kunden stehen.

Wollen wir künftig noch mit Münzen und Scheinen bezahlen? Brauchen wir eine Kreditkarte aus Plastik, um weltweit Zugriff auf unser Vermögen zu haben – oder reicht es aus, die Karte digital auf dem Smartphone zu speichern? Werden wir Zahlungen noch mit Unterschrift oder PIN-Code verifizieren müssen?

Auf Europas größter Fintech-Konferenz, der Money2020 Europe, haben sich jetzt alle Beteiligten den Fragen gestellt - und ihre Antworten präsentiert. Denn: die eine Antwort gibt es nicht.

„Wir werden in den nächsten Jahren keine Zahl-Informationen mehr manuell irgendwo eintippen“, sagt Gründer Sebastian Siemiatkowski vom schwedischen Zahlungsanbieter Klarna, einem der wertvollsten Fintechs mit über 2 Milliarden Dollar Bewertung.

Denn, so der Tenor: Der Transfer von Geld muss bequem, transparent und sicher sein – ob beim Zahlen oder Anlegen.

Das zeigt auch die Erwartung der Kunden weltweit. Einer Studie von CGI zufolge sehen sie vor allem bei Innovationen im Datenschutz den größten Zusatznutzen in den kommenden fünf Jahren.



Dementsprechend haben es sich auch sieben der 50 wichtigsten Fintech-Start-ups 2016 zum Ziel gesetzt, die Branche in Bezug auf Sicherheit voranzubringen. FinTechCity lässt von einer Jury aus Finanzexperten jedes Jahr die wichtigsten Start-ups küren. Mit fünf Berliner Unternehmen zählt Deutschland nach London auf der Liste mit zu den bedeutendsten Locations für die Fintechs.

Und das, obwohl Deutsche Kunden immer noch am liebsten bar zahlen, wie die Erhebung der Bundesbank zeigt. Nur ein Drittel der Deutschen besitzt eine Kreditkarte, fast jeder hingegen eine EC-Karte. Und fast 80 Prozent aller Zahlungen machten die Deutschen 2014 mit Bargeld, wenn auch größere Summen unbar gezahlt werden, denn am Umsatz machen Barzahlungen nur 53 Prozent aus.

Geld braucht Vertrauen

Wie lassen sich also beim neuen digitalen Umgang mit unserem Geld Vertrauen und Bequemlichkeit herstellen?

Onlinehändler Amazon etwa will das mit seinem Namen erreichen. Schließlich wüssten die Kunden mittlerweile, dass ihre Ware von der Onlineplattform zuverlässig ausgeliefert würde, sagt Patrick Gauthier von Amazon Payments.

Denn über den Zahldienst Pay with Amazon können Onlinekunden auch in Deutschland bereits Bestellungen auf anderen Händlerseiten mit ihrem Amazonkonto abwickeln. So sparen sie sich, ständig neue Adressen und Zahlungsinfos einzutippen.

So digitalisieren Banken ihr Geschäftsmodell

Nach einer Studie vom EHI-Institut nutzen in Deutschland bereits 14 Prozent der Top 1000 Händler Zahlungen mit Amazons Zahldienst. Das heißt, Kunden nutzen ihre Login-Daten von Amazon, müssen keine Zahlungsinfos oder Adresszeilen mehr ausfüllen. „Wir glauben an eine Zukunft, in der – von klein bis groß - alle Händler ihre Zahlungen über Amazon abwickeln werden.“ Paypal wäre damit vom Markt verdrängt.
Auch, weil Amazon das Geschäft neu definieren will: „Wir agieren nicht nur als Zahlungsdienstleister, unser Geschäft ist das Vertrauen der Kunden in unsere Dienste“, sagt Gauthier.

Spencer Spinnel von Google erklärt auf der Konferenz, man treibe die Bequemlichkeit beim Zahlen noch einen Schritt weiter: Der Konzern testet gerade ein Zahlverfahren in Kalifornien, bei dem Kunden keinen Finger mehr krümmen müssen. „Hands Free“, also freihändig, heißt deshalb folgerichtig der Arbeitstitel. Dabei werden Zahlungen beim Partner McDonalds automatisch abgebucht: Bluetooth, Wlan und andere Sensoren erkennen, wer sich im Laden aufhält. An der Kasse müssen Kunden dann nur noch sagen: „Zahlen mit Google“ und das Geld wird vom Händler automatisch über ihr Smartphone abgebucht. Die eigene Identität wird zur neuen Währung.

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