Heizkosten gestiegen Wer mit Öl heizt, hat 2018 draufgezahlt

Heizen mit Öl ist im vergangenen Jahr teurer geworden. Quelle: dpa

Der jährliche Heizspiegel für die Bundesrepublik zeigt: Fast die Hälfte der Haushalte heizt mit Erdgas. Je nach Sanierungsstand konnten diese Verbraucher 2018 kräftig sparen. Andere Energieträger kamen schlechter weg.

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Wer eine Ölheizung nutzt, musste 2018 ordentlich draufzahlen: Rund 845 Euro Heizkosten sind für Bewohner einer 70 Quadratmeter großen Vergleichswohnung mit Ölheizung im vergangenen Jahr durchschnittlich angefallen. Das war ein Anstieg von rund zwölf Prozent, wie die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online mitteilte.

Damit sei Heizöl „der einzige Energieträger, bei dem die Preise im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind“. Die Gesellschaft erstellt einmal im Jahr gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund im Auftrag des Bundesumweltministeriums den Heizspiegel für die Bundesrepublik.

Wer mit Erdgas heizte, zahlte 2018 für die Vergleichswohnung im Schnitt insgesamt 700 Euro und damit rund 50 Euro weniger als noch im Jahr davor. Deutlich teurer waren die Preise für Fernwärme, allerdings gingen auch sie im Vorjahresvergleich zurück: von 895 Euro auf 860 Euro.

„Vor allem aufgrund des Sanierungsstandes gibt es jedoch große Unterschiede“, teilte die Gesellschaft mit. Wer etwa in einer energetisch schlecht sanierten Wohnung lebt, zahlte beim Energieträger Erdgas mit insgesamt rund 980 Euro mehr als doppelt so viel wie die Bewohner einer gut sanierten Wohnung.

Den Daten zufolge heizt nahezu die Hälfte der mehr als 40 Millionen Haushalte in Deutschland mit Erdgas (48 Prozent). Heizöl kommt bei knapp einem Drittel aller Haushalte zum Einsatz (26 Prozent), Fernwärme bei rund 14 Prozent.

Wärmepumpen, die natürliche Wärme aus dem Boden, der Luft oder dem Grundwasser nutzbar machen und als weitgehend klimaneutral gelten, beheizen bislang lediglich zwei Prozent der Haushalte. Doch ihre Verbreitung in neu gebauten Wohnungen ist mit einem Anteil von rund 30 Prozent deutlich größer – Tendenz steigend. „Deshalb wurden sie in diesem Jahr zum ersten Mal in den Heizspiegel aufgenommen“, teilten Mieterbund und co2online mit. Andere Energieträger und Heizsysteme wie Biomasse- und Nachtspeicherheizungen „werden deutlich seltener genutzt und sind darum bisher nicht Teil der Heizspiegel-Auswertung“.

Womit in anderen Ländern geheizt wird
In Deutschlands Privathaushalten entstehen nach jüngsten Berechnungen 17 Prozent des klimaschädlichen Kohlendioxids, das hierzulande in die Umwelt entlassen wird. Die Heizung in privaten Haushalten ist dabei für rund ein Drittel dieses Anteils verantwortlich. Dabei wäre der CO2-Ausstoß von Heizungsanlagen deutlich niedriger, wenn statt Öl, Gas oder Kohle andere Energieträger für die Wärmeerzeugung genutzt würden. Unser Vergleich zeigt: Das Potenzial zur CO2-Einsparung ist nicht nur in Deutschland enorm. Einige Länder könnten hier weit mehr erreichen, andere sind schon bedeutend weiter. Ein Blick in die Heizgewohnheiten unserer europäischen Nachbarn und der großen Volkswirtschaften. Quelle: imago images
EUEiner Analyse der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge entfallen 64,1 Prozent des Energieverbrauchs in den privaten Haushalten der 28 EU-Länder auf die Raumheizung, weitere 14,8 Prozent auf die Warmwasser-Erzeugung. Somit verwenden EU-Haushalte fast vier Fünftel ihres Gesamtenergiebedarfs für die Wärmeerzeugung. Für die Vermeidung klimaschädlicher Abgase hat die Energiepolitik hier also einen großen Hebel.
DeutschlandIn Deutschland wird in den Häusern und Wohnungen weit überwiegend mit Gas geheizt. Fast die Hälfte des Energiebedarfs für Heizung und Warmwasser entfällt auf den fossilen Brennstoff. Nach Eurostat-Daten von 2017 wird der Heizenergiebedarf zu 46,2 Prozent mit Gas gedeckt. 25,9 Prozent der Heizenergie stammen noch aus der Verbrennung von Öl. Fernwärme steuert 10,9 Prozent bei, 13,9 Prozent kommen aus erneuerbaren Energieträgern und der Müllverbrennung. Der Anteil von Strom und Festbrennstoffen wie Kohle fürs Heizen liegt jeweils unter zwei Prozent. Quelle: imago images
Großbritannien, Slowakei, ItalienAbgesehen von den Niederlanden ist in der EU der Gasanteil beim Heizen vor allem in Großbritannien (74,5 Prozent), Slowakei (64,5 Prozent) und Italien (59,8 Prozent) hoch. Die Slowakei ist auch in der Abwärmenutzung relativ stark (26 Prozent), in Italien ergänzen die erneuerbaren Energieträger inklusive Müllverbrennung (29 Prozent) die Gasheizung. Quelle: imago images
NiederlandeBesonders spannend ist die Entwicklung in den Niederlanden. Dort erzeugt Gas 86,7 Prozent der benötigten Heizenergie im Wohnbereich. Bei der Warmwassererzeugung liegt der Anteil noch etwas höher. 95 Prozent der holländischen Haushalte sind an das Gasnetz angeschlossen. Aber schon seit Sommer 2018 ist in den Niederlanden der Einbau einer Gasheizung in Neubauten verboten. Wärmepumpen, Abwärme – etwa von Industrieanlagen über das Fernwärmenetz – sowie Geothermie sollen als Alternative dienen, die Wärmepumpen sollen möglichst mit Solarstrom vom Hausdach betrieben werden. Erneuerbare Energien steuerten 2017 erst 7,5 Prozent zur Heizenergie bei. Proteste nach einem Erdbeben im Raum Groningen hatten die Energiewende beschleunigt. Das Beben der Stärke 3,4 wurde auf die intensive Gasförderung in der Region zurückgeführt. (Im Bild Proteste gegen die Gasförderung 2018.) Quelle: imago images
PolenDas andere Extrem ist in Polen zu beobachten. Bei unserem östlichen Nachbarn spielt die Kohleheizung nach wie vor die zentrale Rolle. 44,6 Prozent der benötigten Heizenergie kommt aus Kohle und anderen Festbrennstoffen. Der übrige Wärmebedarf wird von Abwärme, Gas und erneuerbaren Energieträgern sowie der Müllverbrennung beigesteuert. Im Winter kämpfen viele polnische Städte mit Smog und Feinstaub. Quelle: imago images
Portugal, Kroatien und SlowenienIn elf der 28 EU-Staaten heizen die Bürger ihre Wohnungen überwiegend mit erneuerbaren Energien. Den höchsten Anteil im EU-Vergleich erreicht Portugal mit 73,3 Prozent, gefolgt von Kroatien (64,5 Prozent) und Slowenien (59,1 Prozent). Allen drei Ländern gelingt dies vor allem durch Nutzung von Wasserkraft aus Stauseen und Talsperren, der restliche Heizenergiebedarf wird mit Strom (Portugal: 18 Prozent), Gas (Kroatien: 21 Prozent) oder Öl (Slowenien: 15 Prozent) gedeckt. Die Länder setzen aber auch zunehmend auf Windenergie und Solarkraft. Quelle: imago images

Während die Experten beim Heizöl für das laufende Jahr von stabilen Preisen ausgehen, werden Nutzer von Erdgas und Fernwärme voraussichtlich draufzahlen müssen: Beim Erdgas rechnet die Gesellschaft mit durchschnittlich 735 Euro für das laufende Jahr, bei Fernwärme sogar mit 910 Euro.

Die Berechnungen beziehen sich auf eine 70 Quadratmeter große Vergleichswohnung in einem 501 bis 1000 Quadratmeter großen Mehrfamilienhaus.

Mehr zum Thema: Wo in Deutschland die Ölheizung dominiert

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