Der angeschlagene chinesische Immobilienriese Evergrande will Investoren in seine Vermögensverwaltungsprodukte mit Immobilien auszahlen. Man habe mit diesem Vorgehen bereits begonnen, teilte eine Unternehmenssparte mit.
Über den Messengerdienst WeChat erklärte der Konzern am Samstag, dass Anleger, die an der Rückgabe von Vermögensverwaltungsprodukten gegen Sachwerte interessiert sind, sich an ihre Anlageberater wenden oder eine lokale Niederlassung aufsuchen sollten.
Laut dem Finanzmagazin Caixin stehen bei Evergrande Vermögensverwaltungsprodukte im Volumen von schätzungsweise 40 Milliarden Yuan (rund 5,3 Milliarden Euro) aus. Solche Produkte werden in der Regel von Kleinanlegern gehalten.
Spezifische Zahlungsmethoden und Details seien abhängig von den örtlichen Bedingungen, sagte ein Vertreter des Kundendienstes am Sonntag. Einem Vorschlag zufolge, der Reuters bereits zuvor vorlag, von Evergrande aber nicht bestätigt wurde, können die Anleger für die Rückzahlung zwischen vergünstigten Wohnungen, Büros, Einzelhandelsflächen oder Parkplätzen wählen.
Am Samstag hatte der Konzern zudem Fehlverhalten einiger Führungskräfte eingeräumt. Sie hätten Investmentprodukte des Unternehmens vorzeitig abgelöst. Die Vorgänge seien sehr ernst und die Manager aufgefordert worden, die vorzeitig erhaltenen Gelder zurückzuzahlen.
Evergrande ächzt unter Schuldenlast von 300 Milliarden Dollar
Der zweitgrößte Immobilienentwickler in China bemüht sich händeringend, frische Mittel aufzutreiben, um seine zahlreichen Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Er ächzt unter einer Schuldenlast von mehr als 300 Milliarden Dollar.
Evergrande war im Juni mit Zinszahlungen für Anleihen in Verzug geraten. Darauf folgende Herabstufungen der Bonitätsnote durch Ratingagenturen hatten den Aktienkurs einbrechen lassen. Die chinesische Zentralbank und die Finanzaufsicht riefen im August das Evergrande-Management dazu auf, Schulden zu reduzieren und den Konzern zu stabilisieren.
Die sich zuspitzende Krise des chinesischen Immobilienkonzerns hat zu Wochenbeginn auch zu schweren Verlusten an der Hongkonger Börse geführt. Nach der anhaltenden Talfahrt in den vergangenen Tagen und Wochen brach die Evergrande-Aktie nach dem Handelsstart um weitere 14 Prozent ein.
Auch andere chinesische Immobilien- und Finanztitel lagen tief im Minus, da es Ängste gab, dass sich die Krise auch auf andere Unternehmen ausweiten könnte. Der Hongkonger Leitindex verlor bis zum Mittag knapp vier Prozent. Die Märkte auf dem chinesischen Festland blieben wegen Feiertagen am Montag und Dienstag geschlossen.
Evergrande hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar (256 Mrd Euro) angehäuft. Experten sehen einen Zahlungsausfall als immer wahrscheinlicher an. In dieser Woche sind mehrere Zinszahlungen fällig.
Zuletzt hatten Ratingagenturen die Bonitätsnote von Evergrande mehrfach herabgestuft. Seit Jahresbeginn ist der Aktienwert des Konzerns um über 80 Prozent gefallen. „Eine Zahlungsunfähigkeit irgendeiner Art erscheint wahrscheinlich“, fand die Agentur Fitch und stufte die Kreditwürdigkeit von Evergrande herab. „Wir glauben, dass das Kreditrisiko hoch ist“, verwies die Agentur auf knappe Liquidität, rückläufige Verkäufe, verschobene Zahlungen an Zulieferer und Baufirmen.
Mehr zum Thema: Der Immobilienriese Evergrande steht möglicherweise vor dem Zusammenbruch. Banken und Finanzkonzerne haben eigene oder Kunden-Gelder in die hochriskante Firma investiert. Darunter sind die Allianz, Blackrock, die Deutsche Bank und die UBS.