Mietausfall Hilfe, die Miete fehlt!

Haus und leerer Geldbeutel Quelle: Getty Images

Die steigenden Lebenshaltungskosten erhöhen vielerorts das Mietausfallrisiko. Vermieter kann es schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen, wenn ihre Mieter nicht zahlen. Ein Notfallkasten für den Zahlungsausfall.

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Das Leben dieser Tage ist teuer – das wird spätestens im Supermarkt deutlich, wenn Käse, Paprika und Mehl fast 50 Prozent mehr kosten als noch vor einem Jahr. Das allein wäre halb so schlimm, wären da nicht noch die hohen Strom- und Heizkosten und die vielerorts explodierenden Mieten, mit denen die Menschen in Deutschland derzeit zu kämpfen haben: Durchschnittlich mussten Haushalte mehr als ein Viertel ihres Nettoeinkommens für die Miete aufbringen, während es bei einkommensschwachen Haushalten sogar bis zu 40 Prozent waren. Das betrifft immerhin mehr als drei Millionen Haushalte oder etwa 16 Prozent aller Mieter in Deutschland.

Für einige Menschen dürfte es auch deswegen immer schwieriger werden, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Das besorgt auch Eigentümer, die fürchten, dass ihre Mieter nicht mehr zahlen können. 

Wohneinheiten befinden sich in Deutschland zu fast zwei Drittel im Besitz von Privatpersonen. Viele dieser privaten Kleinvermieter verfügen nur über einen geringen Wohnungsbestand und sind abhängig von den Mieteinnahmen. Kommt es zu Mietrückständen, sind die wirtschaftlichen Folgen oft gravierend und können im Extremfall sogar zu einer scheiternden Immobilienfinanzierung führen, weil oft auch der Kredit des Vermieters an den Mieteinnahmen hängt.

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Wie schütze ich mich also als Vermieter, sollte die Miete tatsächlich auf dem Konto fehlen? Was ist als Erstes zu tun und wie erkenne ich, ob es sich nur um einen einmaligen Ausrutscher handelt oder ob mein Mieter dauerhaft nicht zahlen kann? Von den ersten Präventionsmaßnahmen bis zur Räumung der Wohnung, hier ist der Notfallkasten für Vermieter:

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Um das Risiko von Mietausfällen von Anfang an so klein wie möglich zu halten, ist es essenziell, Mietinteressenten vor Abschluss des Vertrages genau zu prüfen. Denn: Ist der säumige Mieter erstmal in der Wohnung, kann es Monate dauern, ihn wieder herauszubekommen. Zunächst muss ein Räumungsurteil gegen den Mieter her, das gegebenenfalls sogar durch einen Gerichtsvollzieher durchgesetzt werden muss. Erst dann kann die Wohnung neu vermietet werden. Das kostet nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch Geld. Dieses Geld könnte der Eigentümer gut in andere Dinge investieren.

Eine Selbstauskunft des potenziellen Mieters, in der er seine Beschäftigung und Einkommensverhältnisse offenlegt, ist daher die erste Sicherheitsvorkehrung und sollte in jedem Fall angefordert werden. 

Zusätzlich ist es mittlerweile üblich, eine Schufa-Selbstauskunft, und einen Nachweis der letzten drei Monatsgehälter zu verlangen. Zwar ist die Abfrage einer Schufa-Auskunft strenggenommen rechtlich heikel, in der Praxis aber so verbreitet, dass die meisten Mieter dies akzeptieren.

Damit sich der Interessent nicht unter falschem Namen einmietet, ist es außerdem wichtig, sich ein Ausweisdokument vorlegen zu lassen. Für eine zusätzliche Absicherung kann auch eine Mietfreiheitsbescheinigung des vorherigen Vermieters verlangt werden. Hier ist zu erkennen, ob der Mieter immer pünktlich und vollständig seinen Zahlungsverpflichtungen nachgekommen ist. 

Betrügern auf der Spur

Während diese Instrumente vor allem die Bonität des Mieters prüfen, können sie leider auch gefälscht werden. Dies ist besonders üblich bei Menschen, die von Wohnung zu Wohnung ziehen, ohne Miete oder Nebenkosten zu bezahlen, umgangssprachlich auch als Mietnomaden bekannt.

Anders als Mieter, die durch Krankheit, hohe Lebenshaltungskosten oder Arbeitslosigkeit in Zahlungsverzug geraten, haben Mietnomaden von Anfang an nicht vor, ihre Miete zu bezahlen. Durch seriös wirkende Kleidung und einen schicken Jobtitel geben sie sich als die perfekten Mieter aus.

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Zwar gibt es keine verlässlichen Statistiken, was die Anzahl an Mietnomaden angeht. Manche halten die Sorge vor Mietnomaden für übertrieben. Eine Studie der Universität Bielefeld ermittelte vor einigen Jahren jedoch knapp 400 tatsächlich belegbare Fälle. Der entstandene Schaden lag dabei zwischen 1000 Euro und 5000 Euro. Im Einzelfall sogar bis zu 25.000 Euro.

Neben der üblichen Schufa-Auskunft, der Mietfreiheitsbescheinigung und der Vorlage von Gehaltsabrechnungen, kann es sich darum lohnen, einen Blick in Mieterauskunfteien wie der Deutschen Mieter Datenbank (DEMDA) oder der Vermieterschutzkartei (VSK) zu werfen. Diese Datenbanken bieten neben harten Negativmerkmalen wie Kreditinformationen auch Informationen zu mittleren und weichen Negativmerkmalen wie zum Beispiel Inkassoverfahren. Auf diese Weise werden höhere Trefferquoten erreicht als über eine reine Bonitätsprüfung.

Fernhalten sollte man sich von kostenlosen Listen angeblicher Mietnomaden, die im Internet kursieren. Solche Online-Pranger sind aus datenschutzrechtlichen Gründen in Deutschland illegal und können leicht missbraucht werden.

Ein weiterer nützlicher Weg gegen Mietnomaden ist die Forderung einer Kaution, da sie oft nicht bereit oder in der Lage sind, einen einzigen Cent zu bezahlen. Es ist daher empfehlenswert, den Wohnungsschlüssel erst auszuhändigen, wenn die Kaution vollständig beglichen wurde.

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