Die Bilder aus Braunsbach, Simbach oder Altenahr sind nach den schweren Unwettern der vergangenen Wochen noch gut in Erinnerung. „Noch nie haben Unwetter mit heftigen Regenfällen innerhalb so kurzer Zeit so hohe Schäden verursacht“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland. Die Versicherungswirtschaft schätzte die Schäden durch Tief "Elvira" und andere bereits Mitte Juni auf insgesamt 1,2 Milliarden Euro.
Dabei handelte es sich wohlgemerkt nur um versicherte Schäden. Einwohner der Katastrophengebiete ohne Versicherungsschutz vor Überschwemmung, Sturm und Starkregen tauchen in der Rechnung nicht auf. Wer keine private Wohngebäude- und Hausratversicherung mit Schutz vor Elementarschäden besaß, hatte Pech. Nur mit Elementarschutz wären auch Schäden durch Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen wie Erdbeben, Erdrutsch, Schneedruck, Lawinen, Vulkanausbruch und Rückstau in der Kanalisation abgedeckt gewesen.
Für einige Versicherungsvermittler sind die Juni-Unwetter eine willkommene Gelegenheit, den Kunden einen umfangreicheren – und damit teureren Versicherungsschutz anzubieten, etwa den Elementarschadenschutz auch für den Hausrat. Der ist nämlich in vielen Hausrat-Policen nur gegen einen Aufpreis enthalten. Auch über eine Erhöhung der Versicherungssumme kann man bei der Gelegenheit nachdenken – schließlich sammelt sich im Laufe der Jahre so einiges an, der Hausrat wird immer wertvoller.
Besser und billiger mit neuer Hausratversicherung
Wer sich für einen Wechsel bei der Hausratversicherung informieren will, hat einen Tarifdschungel vor sich. Und den Versprechungen der Berater blind zu vertrauen, dürfte kaum zur optimal passenden Police führen. Die WirtschaftsWoche hat deshalb zusammen mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die aktuellen Tarife der Hausratversicherer miteinander verglichen und die besten Tarife hinsichtlich Leistung, Service und vor allem nach Beitragshöhe herausgefiltert.
Erstes Fazit: Die Angebote der Hausratversicherungen unterscheiden sich teilweise erheblich, sowohl im Leistungsumfang, als auch in der Beitragshöhe und im Service. Es gibt teure leistungsschwache Tarife ebenso wie gute und günstige. „Die Konditionen unterscheiden sich zum Teil sehr – trotz ähnlicher Leistungen“, sagt Miriam Ziesak, die als Projektleiterin die DKI-Studie verantwortet hat. „Schon im Grundschutz gibt es deutliche Unterschiede, zum Beispiel bei den Entschädigungsgrenzen. Große Versicherungen mit hohem Marktanteil sind nicht unbedingt die besten und günstigsten“, hat Ziesak festgestellt.
Die Vergleichsmethode
Für den Vergleich wurden 32 Versicherer angeschrieben und die Tarifkonditionen für zwei Musterkunden und für vier Städte unterschiedlicher Risikostufen abgefragt. Insgesamt nahmen 25 große wie kleine Versicherer an dem Vergleich teil und gaben ausführlich Auskunft zu den einzelnen Versicherungsleistungen und den zugehörigen Entschädigungsgrenzen. Anschließend wurde durch Anrufe und Mails von Testkunden sowie eine genaue Betrachtung des Informations- und Serviceangebots auf den Internetseiten der Versicherer auch noch der Kundenservice getestet.
Insgesamt fragte das Deutsche Kundeninstitut im Auftrag der WirtschaftsWoche 120 Einzelkriterien ab. Die Befragung fand von Anfang Mai bis Mitte Juni 2016 statt. Neben den Fragebögen testete DKI per Mystery Calling und Mystery Mailing zudem den Kundenservice und nahm das Internetangebot der Versicherer unter die Lupe. Die Ergebnisse wurden bei der Auswertung wie folgt gewichtet:
Konditionen: Hier spielt die Beitragshöhe die wesentliche Rolle. Dieser Bereich wurde mit 50 Prozent am stärksten gewichtet.
Angebot: Hier wird erfasst, welche Leistungen die Tarife umfassen und an welche Bedingungen sie geknüpft sind und wo die Entschädigungsgrenzen liegen. Dieser Bereich wurde mit 40 Prozent gewichtet.
Kundenservice: Hier geht es und Reaktionszeiten, Qualität, Freundlichkeit und Kompetenz des Kundenservice. Dieser Bereich floss mit zehn Prozent in das Gesamtergebnis ein.
Unser Musterkunde ist Jahrgang 1980, weiblich, ledig, alleinlebend und hat eine Wohnung in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses gemietet. Es gab bereits zuvor eine Hausratversicherung, in den fünf vergangenen Jahren gab es keine gemeldeten Vorschäden. Die Kundin wünscht Versicherungsschutz bis zu einer Summe von 55.250 Euro, was auf die Wohnfläche bezogen 650 Euro pro Quadratmeter entspricht. Sie wünscht jährliche Zahlungsweise und keine Selbstbeteiligung im Schadenfall. Neben dem Grundschutz wünscht sie sich eigentlich nur, dass ein Fahrraddiebstahl zwischen 6 und 22 Uhr bis 1000 Euro Schadensumme übernommen wird. Das soll gelten, wenn das Fahrrad in Gebrauch ist, aber auch bei Diebstahl aus dem gemeinschaftlichen Fahrrad-Abstellraum.
Dieser Musterkunde ist Jahrgang 1970, verheiratet, hat zwei Kinder und bewohnt mit seiner Familie ein freistehendes Einfamilienhaus mit 200 Quadratmetern Wohnfläche. Auch hatte vorher schon eine Hausratversicherung ohne Vorschäden in den fünf Jahren zuvor. Jährliche Zahlungsweise ist ihm recht, eine Selbstbeteiligung würde er bis 150 Euro akzeptieren. Die Versicherungssumme soll 130.000 Euro betragen, was wiederrum den von vielen Versicherungen geforderten 650 Euro pro Quadratmeter entspricht. Zusätzlich zum Grundschutz legt er Wert auf eine 24-Stunden-Fahrradversicherung bis 2000 Euro, Schutz vor Überspannungsschäden, Elementarschäden sowie den Verzicht auf den Einwand grobfahrlässigen Handelns bis zur Versicherungssumme – schon wegen der Kinder. Außerdem sollen Wertsachen bis zu einer Höhe von 39.000 Euro versichert sein, was 30 Prozent der Versicherungssumme entspricht.
Für jedes Musterkundenprofil wurden die Tarife für vier Städte abgefragt, die in den bei den meisten Versicherern gebräuchlichen vier verschiedenen Gefahrenzonen liegen. Abgefragt wurden Tarife für Stuttgart, Bautzen, Bremen und Düsseldorf. Dabei war die Gefahrenstufe in Stuttgart am niedrigsten und in Bremen am höchsten.
Eine Hausratversicherung kommt für Schäden auf, die durch Feuer, Blitzeinschlag, Überspannungsschäden (kaputte Elektrogeräte nach Blitzeinschlag), Leitungswasser (zum Beispiel bei Rohrbruch), Explosion, Implosion, Sturm, Hagel, Einbruch und Diebstahl entstehen. Optional gibt es auch Schutz vor Glasbruch, Überschwemmungen, Hochwasser und Fahrraddiebstahl.
Versichert ist der gesamte Hausrat, also zum Beispiel Möbel, Teppiche, Vorhänge, Matratzen, aber auch Kleidung, Geschirr, Bücher, Computer, Fernseher und vieles mehr. Das Gute daran: Die Versicherung trägt im Schadenfall die Kosten für Reparatur oder gleichwertige Neuanschaffungen zu heutigen Preisen – auch wenn die Teile kaum noch einen Verkaufswert haben. Sind wertvolle Gegenstände nur leicht beschädigt und noch nutzbar, gleicht die Hausratversicherung auch die Wertminderung aus. Wichtig ist in allen Fällen, dass der Versicherte nachweisen kann, dass ihm die beschädigten Dinge gehören. Ideal sind Quittungen, es gehen aber auch Fotos oder Zeugenaussagen.