
WirtschaftsWoche: Herr Krebs, wie dicht standen wir zur Zeit der Lehman-Pleite 2008 vor einem Bankrun, einem panischen Sturm der Sparer auf die Bankschalter?Krebs: Wir selbst hatten sogar 2008 noch geringe Mittelzuflüsse, etwa 1,5 Milliarden Euro. Aber Banken, die viele Geldautomaten haben, schlugen offenbar Alarm: Die Leute hatten begonnen, ungewöhnlich viel Bargeld abzuheben.
Ist die Gefahr heute gebannt?Was uns betrifft, hat sich die Lage normalisiert. 2009 sind uns netto wieder neun Milliarden Euro von Privatanlegern zugeflossen. Das mit Abstand meiste davon auf Tagesgeldkonten.
Erstaunlich. Der Einlagensicherungsfonds der Banken wäre immer noch zu klein, um im Ernstfall, also bei der Pleite einer größeren Bank, einzuspringen.Bisher hat der Fonds noch immer eine Lösung gefunden, wenn ein Mitglied in Schwierigkeiten geriet. Wichtiger ist aber: Die meisten Sparer bräuchten den Fonds heute nicht mehr; das wäre 2008 noch anders gewesen. Heute sind 50 000 Euro pro Person gesetzlich garantiert, damals waren es nur 90 Prozent von 20 660. Der gesetzliche Schutz wird 2011 auf 100 000 Euro pro Privatperson steigen. Damit deckt die gesetzlich garantierte Sicherung 95 Prozent der Privatsparer ab. Erst für größere Summen griffe der Einlagensicherungsfonds der Banken.
Und wer mehr als 100 000 hat? Bei der gerade von der Aufsicht geschlossenen Noa Bank sollen einige Sparer mehr angelegt haben, sie bangen nun um ihr Geld, müssen hoffen, dass aus der Konkursmasse etwas zu holen ist.Die Bank ist eben kein Mitglied im Einlagensicherungsfonds. Wäre sie es, müsste sich kein Sparer Sorgen machen, auch nicht bei größeren Summen.
Zumindest nach der Rechtslage. Was tun Sie aber als Bank darüber hinaus, damit das Geld Ihrer Kunden sicher ist?Die gesetzlichen Mindestsummen, die wir ständig flüssig halten müssen – das sind bei uns derzeit zehn Milliarden Euro –, übertrifft die DiBa um das Doppelte. Kein Kunde muss also fürchten, die DiBa könnte nicht mehr liquide sein, wenn er schnell an sein Geld will.
Was passiert konkret mit meinem Geld, wenn ich Ihnen morgen, sagen wir, 100 000 Euro überweise?Rund 65 000 davon verleihen wir innerhalb der DiBa an unsere Kreditkunden, fast alles Hypothekenkunden. Sie finanzieren also mit zwei Dritteln Ihres Geldes den Hausbau des Nachbarn. Natürlich nicht konkret, die Gelder werden gepoolt. Vom restlichen Drittel würde etwa die Hälfte in solide Staatsanleihen investiert: Deutschland, Frankreich, Österreich, Niederlande. Das letzte Sechstel käme in Anleihen der Bundesländer, erstklassige Pfandbriefe und andere besicherte Bank-Anleihen.
Wie viel Geld legt der Durchschnittskunde derzeit bei Ihnen an?15 000 Euro; der durchschnittliche Hypothekenkunde leiht sich bei uns 150 000 Euro.
Ist das sicherer, als das Geld anderen Banken zu leihen, also am Interbankenmarkt zu investieren? Ja. Im Moment ist der Interbankenmarkt zwar ruhig, aber das kann sich schnell wieder ändern. Wir fühlen uns mit unserem Modell sehr wohl; denn so haben wir die Zügel selbst in der Hand: Weder leihen wir uns Geld von anderen Banken, noch haben wir den Kapitalmarkt mit Anleihen oder Pfandbriefen angezapft. Wir kennen aber unsere Kunden auf beiden Seiten der Bilanz sehr gut. Durch die Kombination aus vorsichtiger Kreditvergabe und sorgfältiger Kundenauswahl ist unser Modell sehr sicher. Die Ausfallraten bei Baukrediten etwa sind extrem gering, etwa 0,16 Prozent pro Jahr.
Siegfried Jaschinski, Ex-Chef der Landesbank Baden-Württemberg, schockierte vor Kurzem Bauherren in spe: Lange Zinsbindungen von 15 Jahren werde es bald nicht mehr geben, die Banken könnten sich das nicht mehr lange leisten.Das ist, mit Verlaub, Unfug.