Herbstprognose Bankenverband erwartet Konsumboom - Stärkster Anstieg seit Vereinigung

Der Bundesverband der Banken prognostiziert einen Anstieg des privaten Verbrauchs um sieben Prozent. Zentraler Treiber sei auch das Ergebnis der Bundestagswahlen.

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„Sehr erfreulich ist, dass die deutsche Wirtschaft bis Ende des Jahres ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen dürfte“ Quelle: Bernd Roselieb für Handelsblatt

Die Chefvolkswirte der privaten Banken sagen für das kommende Jahr einen Konsumboom in Deutschland voraus. „Wir rechnen für 2022 mit einem Plus von sieben Prozent beim privaten Verbrauch“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes BdB, Christian Ossig, am Mittwoch zu neuen BdB-Herbstprognose.

„Das wäre mit Abstand der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung.“ Das „Zwangssparen“ durch Corona - als die Verbraucher während der Lockdowns nicht wie gewohnt shoppen konnten - scheine vorbei zu sein. Die Nachholeffekte dürften bis ins nächste Jahr hinein tragen.

Zusammen mit einem deutlich belebten Welthandel soll dies dazu führen, dass das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 4,6 Prozent wächst. Für dieses Jahr wird ein Plus von 3,3 Prozent erwartet. „Sehr erfreulich ist, dass die deutsche Wirtschaft damit bis Ende des Jahres ihr Vorkrisenniveau wieder erreichen dürfte“, sagte Ossig. Damit die Wirtschaft nicht an Fahrt verliere, sollte möglichst schnell nach der Bundestagswahl am Sonntag eine Koalition mit der Kraft zum Aufbruch geschmiedet werden.

Für das laufende Jahr sagen die Chefvolkswirte eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,8 Prozent voraus. Sie soll 2022 dann auf 2,0 Prozent fallen. Die aktuell starke Teuerung sei auf temporäre Sondereffekte zurückzuführen: etwa ein extrem niedriges Ausgangsniveau bei den Rohstoffpreisen, Pandemie- und Lockdown-bedingte Nachholeffekte oder auch die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr.

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihre Leitzinsen nach Prognose des Verbandes bis mindestens 2023 niedrig halten. Für die Banken bedeute dies, dass sie weiter hohe Negativzinsbelastungen tragen müssten.

Die Überschussliquidität, auf die sie Zinsen an die EZB zahlen, sei in den vergangenen anderthalb Jahren erheblich gestiegen. Rechne man die Belastungen aus dem August hoch, müssten allein die deutschen Banken fast fünf Milliarden Zinsen pro Jahr an die EZB zahlen.

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