Ikea in der Innenstadt Köttbullar statt Kauflust

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Transport-Werbung auf dem Klo

Ein möglicher Grund für die Verwirrung der Kunden: Das Möbelhaus ist anders aufgezogen als die Ikea-Filialen am Stadtrand. Statt im Erdgeschoss müssen Waren in der dritten Etage abgeholt werden. Kassen gibt es aber auf beiden Verkaufsetagen, sodass Kunden nicht durch den Lagerbereich gehen müssen, um bezahlen zu können. „Nach den heutigen Zahlen können wir noch nicht sagen, ob es am Aufbau liegt, dass die Kunden bei uns weniger Geld lassen“, sagt Mollerus. Ausschließen will der Geschäftsführer es nicht: „Es könnte ein Grund sein.“

Viele Besucher jedenfalls kommen über die erste Etage nicht hinaus. Statt durch die Möbelausstellung zu gehen, biegen sie gleich am Eingang ab und gehen ins Restaurant. Warum das ein Problem für die Schweden ist, lässt sich in den Gängen der Möbelausstellungen in den höheren Etagen beobachten. Einige Ikea-Mitarbeiter stehen in Grüppchen an den Computern herum, andere verschieben Gläser von einem Regal zum anderen, nur selten sind sie im Kundengespräch zu beobachten.

Von den Kassen in der dritten Etage sind genau zwei geöffnet – eine davon die Selbstbediener-Kasse. Lange Schlangen: Fehlanzeige. Eine weitere Herausforderung für Mollerus: Hamburg-Altona lässt sich zwar sowohl mit der Bahn als auch zu Fuß gut erreichen. Den Postleitzahlen zufolge, die Ikea bei den Kunden abfragt, kommen auch besonders viele Anwohner. Doch sperrige Möbel lassen sich nur schwer ohne Hilfe nach Hause bringen. Auch deshalb verzeichnet die Filiale in Hamburg-Altona laut ihrem Chef die meisten Transporte in Deutschland.

Trotz der Probleme könnte ein Ikea in der Innenstadt die Zukunft sein. „Das bisherige Konzept von Möbelhäusern stößt an seine Grenzen“, sagt Timo Renz, Partner bei der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner. Der Handel sei gerade durch die Konkurrenz durch das Internet aufgefordert, seine bisherigen Praktiken zu ändern. „Eine Filiale in der Innenstadt birgt neues Wachstumspotenzial und ist ein Weg, noch näher an die Kunden heranzukommen“, so der Experte für den Möbelmarkt. Das sei ein „hochinteressantes“ Format – auch für andere Möbelhäuser.

Ikea ist dementsprechend auch nicht das einzige Einrichtungshaus, das sich in ein Stadtzentrum traut. Karsten Burbach, Leiter für den Bereich Einzelhandel bei dem Immobilienberatungsunternehmen CBRE, sieht den Umzug in die Innenstadt durchaus als Trend. „Viele Möbelhändler sind in den Innenstädten heute auf kleineren Flächen vertreten“, sagt er. Als Beispiele nennt er Anbieter wie Who’s perfect oder Habitat, die sich mit ihren Filialen mitten in der Stadt niederlassen. Auch die Ikea-Filiale in Hamburg-Altona misst mit 18.000 Quadratmetern rund 20 Prozent weniger Fläche als gewöhnliche Möbelhäuser.

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