Konjunktur Deutsche Industrie überrascht mit Rekordaufträgen

Die Unternehmen haben trotz Engpässen bei Vorprodukten im Juli mehr Bestellungen als im Vormonat erhalten. Ökonomen hatten einen Rückgang erwartet.

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Engpässe bei Vorprodukten setzen vor allem die Autoindustrie unter Druck. Quelle: dpa

Die deutsche Industrie hat im Juli wegen Großbestellungen aus dem Ausland neue Aufträge in Rekordhöhe an Land gezogen. Die Unternehmen sammelten 3,4 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. „Der Auftragseingang erreichte damit seinen höchsten Stand seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991“, hieß es dazu.

Das kräftige Wachstum kommt mehr als überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 1,0 Prozent gerechnet, nach einem Plus von 4,6 Prozent im Vormonat. „Wahnsinn“, kommentierte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Thomas Gitzel, die überraschende Entwicklung.

„Der deutliche Anstieg im Vormonatsvergleich kommt durch Großaufträge zustande“, erklärten die Statistiker, die hier etwa den Bereich Schiffsbau erwähnten. Ohne die Berücksichtigung von Großaufträgen wären die Bestellungen um 0,2 Prozent gefallen.

Für das gute Abschneiden sorgte zudem allein die höhere Auslandsnachfrage: Diese zog um 8,0 Prozent an, insbesondere aus den Regionen außerhalb der Euro-Zone (+15,7 Prozent). Die Bestellungen aus dem Inland ließen dagegen um 2,5 Prozent nach.

Experten sind allerdings skeptisch, dass die Unternehmen den enormen Auftragsberg auch rasch abbauen und in eine höhere Produktion umsetzen können. „Alle Welt braucht deutsche Waren, aber Deutschland kann nicht liefern“, sagte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Engpässe dürfen Produktion mindern

„Aufgrund fehlender Materialien und Vorprodukte gibt es erhebliche Schwierigkeiten, die Aufträge abzuarbeiten“, pflichtete Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe bei. „Eine rasche Lösung zeichnet sich aber nicht ab.“ Die Produktion sowie die Konjunkturerholung dürften dadurch auch in den kommenden Monaten gebremst werden.

Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Aufträge nun um 15,7 Prozent höher. Verglichen mit dem deutlich von der Pandemie beeinträchtigten Vorjahresmonat Juli 2020 zogen sie um 24,4 Prozent an.

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