Medienkonzern 600 Millionen Euro pro Jahr: Bertelsmann-Tochter RTL will mehr ins Streaming investieren

RTL will bis Ende 2026 zehn Millionen Streaming-Abonnenten erreichen. Von dem Wachstum der TV-Gruppe profiert auch das Familienunternehmen Bertelsmann.

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RTL will sein Streaming-Angebot „RTL +“ zu einer crossmedialen Plattform ausbauen. Quelle: dpa

Die Bertelsmann-Tochter RTL will ihr Streaming-Angebot „RTL +“ zu einer crossmedialen Plattform ausbauen. Nutzer sollen ab Mitte 2022 dann nicht nur wie bislang TV-Inhalte anschauen, sondern auch Musik und Podcast hören und E-Magazine lesen können. Das kündigte Thomas Rabe, der gleichermaßen das Familienunternehmen Bertelsmann als auch die RTL Group lenkt, am Donnerstagmorgen an.

Alle Gattungen in einer App – ein solches Konzept ist in der Medienlandschaft bisher einzigartig. Am Mittag will RTL in Berlin weitere Details dazu vorstellen.

Klar ist schon jetzt: Das Medienunternehmen will massiv in sein Streamingangebot investieren, das bislang unter dem Namen „TV Now“ firmierte. Im Vergleich zu 2021 will RTL seine jährlichen Programminvestitionen bis 2026 auf rund 600 Millionen Euro verdreifachen.

Zugleich hat die Kölner Mediengruppe ihre Ziele im boomenden Streamingmarkt angehoben. Bis Ende 2026 strebt die RTL Group zehn Millionen zahlende Abonnenten für die beiden Plattformen „RTL+“ und Videoland in den Niederlanden an. Derzeit zählen die Dienste 3,4 Millionen Nutzer – ein starkes Plus von 90 Prozent zum Vorjahr. Im September 2020 zählte „TV Now“ noch 1,8 Millionen zahlende Abonnenten.

Dank des starken Zuwachses an Nutzern steig auch der Streamingumsatz an – um ein Drittel auf 162 Millionen Euro. Bis 2026 will Raabe damit bei einer Milliarde Euro liegen. Dann sollen die beiden Streamingdienste auch rentabel sein.

Der Gesamtumsatz der RTL-Gruppe stieg nach Unternehmensangaben in den ersten neun Monaten des Jahres um 10,3 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Die Gruppe geht davon aus, 2021 insgesamt einen Umsatz von rund 6,5 Milliarden Euro zu erwirtschaften.

RTL profitierte neben dem Wachstum im Streamingbereich auch von der anhaltenden Erholung der TV-Werbemärkte. Auch der RTL-Konkurrent ProSieben vermeldete am Donnerstag steigende Werbeerlöse.

Bertelsmann profitiert vom starken RTL-Geschäft

Vom Wachstum der Medientochter RTL profitiert auch das Gütersloher Mutterunternehmen Bertelsmann. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,2 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro zu. Das organische Wachstum betrug 14,2 Prozent und 8,4 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019. Das teilte das Familienunternehmen ebenfalls am Donnerstagmorgen mit.

„Vor dem Hintergrund des erfreulichen Geschäftsverlaufs sind wir für das Gesamtjahr 2021 weiterhin sehr optimistisch. Wir werden einen höheren Umsatz verzeichnen sowie ein Konzernergebnis von knapp zwei Milliarden Euro“, wird Rolf Hellermann, Finanzvorstand von Bertelsmann, in einer Mitteilung zitiert. Angaben zu Gewinnen machte Bertelsmann nicht.

Die Zahlen geben Rückenwind für die angestrebte Fusion zwischen der Kölner Fernsehgruppe RTL und der Hamburger Zeitschriftentochter Gruner + Jahr (G + J). Im August hatte Bertelsmann den Zusammenschluss zum 1. Januar 2022 bekanntgegeben. Ziel sei es, einen „neuen nationalen, crossmedialen Medien-Champion zu bilden“, teilt Bertelsmann mit.

Mit der Fusion will Bertelsmann sich für die Zukunft im Mediengeschäft besser aufstellen. Die Branche wird im Werbemarkt von den Giganten Google, Facebook und Amazon dominiert. Gleichzeitig graben Plattformen wie Netflix oder Disney + Zuschauer ab. Mit der Neuaufstellung von „RTL +“ will Bertelsmann gegen die Konkurrenz ankämpfen.

Zum Verbund des 1835 gegründeten Konzerns Bertelsmann gehören neben der RTL Group, und Gruner + Jahr auch der IT-Servicedienstleister Arvato, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, das Musikunternehmen BMG, die Printing Group, die Education Group sowie das Fondsnetzwerk Bertelsmann Investments.

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