Afghanistan und Pakistan Mögliche Annäherung – Kabul lädt pakistanischen Wahlsieger Khan ein

Das Verhältnis zwischen Afghanistan und Pakistan ist belastet. Nach dem Wahlsieg von Imran Khan könnte aber Bewegung in die Beziehungen kommen.

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Wahlsieger Khan könne sich in der Zukunft offene Grenzen mit Afghanistan vorstellen, ähnlich wie in der Europäischen Union. Quelle: AP

Islamabad Nach dem Sieg von Ex-Kricket-Star Imran Khan bei der Parlamentswahl in Pakistan könnte Entspannung in das belastete Verhältnis zum Nachbarland Afghanistan kommen. Als erster Staatschef gratulierte der afghanische Präsident Aschraf Ghani dem Wahlgewinner Khan.

In einem Telefongespräch hätten sich beide bereit gezeigt, „die Vergangenheit zu überwinden und eine neue Grundlage für eine prosperierende politische, soziale und wirtschaftliche Zukunft beider Länder“ zu schaffen, teilte Ghani über den Kurznachrichtendienst Twitter am Sonntag mit. Er habe Khan nach Kabul eingeladen und dieser habe den Wunsch ausgedrückt, der Einladung bald folgen zu können.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind angespannt. Sie beschuldigen sich gegenseitig, Terroristen zu beherbergen. In einer Fernsehansprache am Tag nach der Parlamentswahl hatte Khan erklärt, dass Afghanistan in den vergangenen Jahrzehnten enorm unter Krieg und Gewalt gelitten habe. Pakistan sei bereit, sich für Frieden in Afghanistan einzusetzen. Khan könne sich darüber hinaus in der Zukunft offene Grenzen mit Afghanistan vorstellen, ähnlich wie in der Europäischen Union.

Während am Sonntag Khans Bewegung für Gerechtigkeit (Tehreek-e Insaf/PTI) nach weiteren Partnern für eine Regierungskoalition suchte, trafen sich die Wahlverlierer in Islamabad erneut, um ihre weitere Vorgehensweise zu besprechen. Mehrere Parteien, darunter die bisherige Regierungspartei Pakistanische Muslim-Liga (PML-N) sowie die Pakistanische Volkspartei (PPP) hatten nach Manipulationsvorwürfen die Wahlergebnisse zunächst nicht anerkannt. Ein Bündnis kleinerer Parteien hatte eine Neuwahl gefordert und mit landesweiten Protesten gedroht. Lokale Medien berichteten, dass die etablierten Parteien PML-N und PPP nun dazu tendierten, ins Parlament einzuziehen und die Regierung von der Oppositionsbank aus zu bekämpfen.

Der inhaftierte pakistanische Ex-Ministerpräsident Nawaz Sharif ist unterdessen mit Herzproblemen in eine Klinik in Islamabad verlegt worden. Ein Ärzteteam habe dies nach Auffälligkeiten beim EKG empfohlen, sagte der Innenminister der Übergangsregierung der Provinz Punjab, Shaukat Javed, dem staatlichen Fernsehsender PTV. Wie es genau um Sharif steht, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Sharif leidet unter Diabetes und hat sich 2016 einer Herzoperation unterzogen. Er und seine Tochter Maryam sind seit Mitte Juli in einem Hochsicherheitsgefängnis in der Garnisonsstadt Rawalpindi inhaftiert. Sharif war drei Wochen vor der Wahl wegen Korruption zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.

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