Bannon nicht mehr in US-Sicherheitsrat Die Degradierung des Ideologen

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Bannons Karriere im Weißen Haus geht trotzdem weiter

Conway war mehrfach wegen provokanter Äußerungen negativ aufgefallen, hatte „alternative Fakten“ erfunden und zuletzt während eines Interviews mit „Fox News“ zum Kauf von Kleidung der Modekette der Trump-Tochter Ivanka aufgerufen.

Conway und Bannon waren Augen und Ohren der Milliardärsfamilie Mercer. Bannon alleine hat für 2016 ein Einkommen von mindestens 1,3 Millionen Dollar angegeben, von denen ein Großteil aus Unternehmen stammt, die von der Mercer-Familie unterstützt werden. Die Mercers sind ideologisch stramm konservativ, Bannon ist ihr Mann. Trump ist kein Ideologe. Er ist Pragmatiker und der kompromisslose Kurs von Bannon scheint nicht in jeder Hinsicht seine Erwartungen erfüllt zu haben.

Vor allem der neue nationale Sicherheitsberater H. R. McMaster, der auf Flynn folgte, wird auf die Degradierung Bannons hingearbeitet haben, mutmaßen politische Beobachter in Washington. Er will wieder verstärkt politische und militärische Experten in das Gremium zurückholen und keine Aufpasser und ideologische Hardliner aus dem Weißen Haus. Ein Schritt, den der Rest der Welt nur begrüßen kann angesichts der Herausforderungen in Syrien, China oder Nordkorea.

Mit dem Abstieg Bannons aus dem Sicherheitsgremium ist dessen Karriere im Weißen Haus nicht beendet. Aber er steht jetzt unter verschärfter Beobachtung und Trump wird genau nachverfolgen, ob dessen strategischen Vorgaben ihn und seine Politik voranbringen oder nicht. So wie Bannons Intervention zugunsten eines langjährigen Nachrichtendienstmitarbeiters, den McMaster versetzen wollte.

Die Versetzung habe Trump, wie das Magazin „Politico“ meldet, auf Bannons Bitten verhindert. Der Mitarbeiter sei ein alter Gefolgsmann von General Flynn. Später soll er in die Affäre um Devin Nunes verwickelt gewesen sein. Der hatte angeblich Beweise für das Abhören von Trump durch den ehemaligen Präsidenten Barack Obama gefunden und dem Präsidenten und der Öffentlichkeit mitgeteilt. Allerdings leitet Nunes einen Kongressausschuss, der eigentlich gegen Trump ermitteln und ihn nicht beschützen soll. Solche Patzer mag Trump nicht.

Für den Rest der republikanischen Partei ist es das Signal, dass Trump gewillt ist, seinen Kurs radikal zu überdenken. So hatte er es im Wahlkampf mehrfach gemacht und letztlich damit den Karren immer wieder aus dem Dreck gezogen, wenn seine Gegner schon jubelten, nun sei er endgültig am Ende. Vielleicht hat Trump erkannt, dass dies genau das Rezept sein kann, um auch seine Präsidentschaft zu retten. Das sind potenziell gute Nachrichten.

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