Brexit-Folgen Streit über Fischereirechte vor Kanalinsel Jersey spitzt sich zu

Französische Fischer protestieren wütend wegen umstrittener Lizenzen Jerseys. Briten und Franzosen entsenden Marineschiffe. Die EU ruft zur Mäßigung auf.

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Französische Fischer protestieren vor der britischen Kanalinsel Jersey gegen die Änderung der Fischereirechte im Ärmelkanal. Dabei geht es ruppig zu. Quelle: action press

Im Ärmelkanal verschärft sich der Streit zwischen Frankreich und Großbritannien über die Vergabe von Fischereirechten im Zuge des Brexit. Etwa zwei Dutzend französische Fischtrawler nahmen am Donnerstag Kurs auf die britische Kanalinsel Jersey, um gegen die Erteilung von Lizenzen zu protestieren, die ihrer Ansicht nach den Zugang zu den dortigen Gewässern zu sehr einschränken.

Großbritannien entsandte seinerseits zwei Marineschiffe, woraufhin Frankreich zwei Patrouillenboote in die Gewässer rund um die Insel schickte. Am Mittwoch hatte die für Meerespolitik zuständige französische Ministerin Annick Girardin gedroht, die Stromversorgung Jerseys zu kappen, sollten Frankreichs Fischer keinen uneingeschränkten Zugang zu den Fanggründen erhalten. Die Europäische Kommission rief dazu auf, Ruhe zu bewahren

Jersey liegt etwa 23 Kilometer von der französischen und 140 Kilometer von der britischen Küste entfernt. Hugo Lehuby vom Fischereikomitee der französischen Region Normandie sagte Reuters, Ziel der Proteste der Fischer sei, die Unzufriedenheit über die Lizenzerteilung auszudrücken. „Das ist keine Blockade. Es ist nicht unsere Absicht, irgendwas zu zerschlagen.“

Einer der Hauptstreitpunkte bei den Brexit-Verhandlungen

Einige Fischtrawler liefen aber im Haupthafen von Jersey ein und einer von ihnen bezog vorübergehend direkt vor einer vor Anker liegenden Fähre Position, wie aus Beiträgen in den sozialen Medien hervorging.

Ein Vertreter der Präsidialamtsverwaltung in Paris sagte, mit der Entsendung der britischen und französischen Patrouillenboote solle verhindert werden, dass es zu Ausschreitungen zwischen den Fischern und der Gegenseite komme. Gleichzeitig handle es sich aber auch um einen Appell, die mit dem EU-Austritt Großbritanniens getroffenen Vereinbarungen korrekt anzuwenden.

Der Zorn der französischen Fischer entzündet sich an neuen Fischereilizenzen der Jersey-Inselregierung. Ministerin Girardin erklärte, es widere sie an, dass Jersey nun unter anderem einseitig festgelegt habe, wie lange französische Fischerboote in deren Gewässern sein dürften. Gemäß Brexit-Vertrag müsse es aber uneingeschränkt Zugang geben.

Die Behörden auf Jersey vertreten hingegen die Auffassung, dass die neuen Lizenzen in Einklang mit den Post-Brexit-Handelsvereinbarungen stehen. Die Fischereirechte in britischen Gewässern waren einer der Hauptstreitpunkte bei den Brexit-Verhandlungen gewesen. Erst Ende 2020 gelang nach zähem Ringen ein Durchbruch.

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