Verhandlungen wegen Fangmengen Brexit-Desaster für britische Fischer: Ärger über Streit mit Oslo

Sorgen der britischen Fischer wegen Brexit: Die Erwartungen über zusätzliche Fangmengen wurden enttäuscht, jetzt müssen sie auch Abstriche vor der Küste Norwegens hinnehmen.

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Das Nationalgericht der Briten könnte teuer werden, nachdem die Verhandlungen mit Norwegen über Fangquoten geplatzt sind. Quelle: dpa

„Fish and Chips“ gibt es für die Briten vorerst wohl nur noch als Importware. Im Vereinigten Königreich haben am Freitag viele Vertreter aus der Fischereibranche ihrem Ärger über geplatzte Verhandlungen mit Norwegen Luft gemacht.

Die Regierung hatte zuvor bestätigt, dass Gespräche mit Oslo über den gegenseitigen Zugang zu den jeweiligen Gewässern vorerst gescheitert waren. Viele Seeleute fürchten nun um ihre Jobs. Das Nationalgericht Fish and Chips (frittierter Fisch im Backteig mit Pommes Frites) könnte für die Briten bald teurer werden.

Seit dem EU-Austritt Großbritanniens Anfang dieses Jahres muss das Land bilaterale Abkommen aushandeln. Ein Rahmenvertrag mit Norwegen wurde im vergangenen Jahr erreicht - doch die Quoten müssen jedes Jahr neu festgelegt werden.

„Wir haben ein sehr faires Angebot vorgelegt über den Zugang zu britischen Gewässern und den Austausch bestehender Fischereiquoten, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass unsere Positionen zu weit auseinander liegen in diesem Jahr“, hieß es in eine Mitteilung des britischen Landwirtschaftsministeriums.

Doch für viele Branchenvertreter ist das nicht gut genug. Das Unternehmen UK Fisheries, das bislang mit dem Supertrawler „Kirkella“ den größten Teil des britischen Kabeljaufangs anlandete, reagierte empört. „Als Konsequenz wird kein von Briten gefangener arktischer Kabeljau von den Fish-and-Chips-Läden für unser Nationalgericht verkauft werden“, schimpfte Geschäftsführerin Jane Sandell einer Mitteilung zufolge. Stattdessen müsse alles von norwegischen Fischern importiert werden, die darauf nicht einmal Zölle entrichten müssten. Das sei ein schwarzer Tag für Großbritannien, eine Blamage und nationale Schande.

Der Chef des Verbands der Fish-and-Chips-Läden NFFF, Andrew Crook, befürchtet Auswirkungen auf die Preise. „Wir sind auf einen gewissen heimischen Fang angewiesen, um den Markt stabil zu halten und die Abwesenheit von Wettbewerb wird Auswirkungen auf die Preise haben“, sagte er laut einer Mitteilung.

Auch der Dachverband der britischen Fischereiorganisationen NFFO bedauerte das Scheitern der Verhandlungen. Bislang seien Frustration und Enttäuschung der Fischer über den Brexit hauptsächlich von unerfüllten Erwartungen getrieben worden, das Fehlen einer Einigung mit Norwegen bedeute aber einen erheblichen Rückschritt.

Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei warf Premierminister Boris Johnson vor, die Fischer „betrogen“ zu haben.

Großbritannien hat mit dem Brexit auch die Gemeinsame Fischereipolitik der EU verlassen. Damit wollte die Regierung nach eigenen Angaben die einheimische Fischwirtschaft beleben - und den Zugang für europäische Fischer in britische Gewässer erschweren.

Doch das Problem ist, dass die um die britische Küste gefangenen Fische im Vereinigten Königreich größtenteils nicht auf der Speisekarte stehen, sondern in die EU exportiert werden - das wird nun durch Handelsbarrieren erschwert. Gleichzeitig hat London durch den EU-Austritt auch gemeinsame Abkommen über den Zugang zu Gewässern Norwegens, Grönlands, Islands und der Färöer-Inseln verlassen, wo ein Großteil der für Fish and Chips verwendeten Arten wie Kabeljau und Schellfisch gefangen werden. Bilaterale Abkommen stehen derzeit noch aus.

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