Chinas milliardenschwerer Staatsfonds CIC denkt einem Bericht zufolge über Zukäufe in Deutschland nach. „Wir sehen uns nach verschiedenen Objekten um“, zitierte das „Handelsblatt“ (Montagsausgabe) CIC-Chefinvestor Li Keping. Besonders interessiert sind die Chinesen demnach an Firmen, die sich mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigen - der Verbindung von Produktion und digitaler Welt. Mit einem Vermögen von rund 750 Milliarden Dollar hätte CIC laut dem Bericht sogar die Finanzkraft, einen Großkonzern in Deutschland zu übernehmen. Li zerstreute jedoch Bedenken, dass sich der Fonds direkt in die Geschäfte deutscher Firmen einmischen könnte: „Wir streben keine direkte Kontrolle der Unternehmen in unserem Portfolio an.“
Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet
Sollte sich der Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartungsgemäß für die Aufnahme entscheiden, wäre der Yuan die fünfte Weltreservewährung. Die Währungen des IWF-Währungskorbes bilden zusammen - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR). Diese wird an keiner Börse gehandelt, dient dem Währungsfonds aber als Berechnungsgrundlage, etwa für internationale Finanzhilfen. Bei der Gewichtung geht die Aufnahme des Yuan zulasten der anderen vier Währungen, vermutlich vor allem auf Kosten des japanischen Yen.
Nein. Es gibt Experten, die in dem Schritt des Internationalen Währungsfonds eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollars sehen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wird es zumindest nicht schnell gehen. Die Aufnahme des Yuan soll zwar nun verkündet werden, wird aber wohl erst zum Herbst 2016 in Kraft treten. Die Märkte haben lange Zeit, sich darauf einzustellen. Schon jetzt buhlen internationale Finanzmärkte darum, Handelszentrum für den Yuan zu werden, etwa London und Frankfurt. In der Londoner City gehören Chinesisch-Sparchkurse schon seit geraumer Zeit zu den am meisten nachgefragten.
Ähnlich wie im globalen Handel verfolgt China auch auf den Finanzmärkten das Ziel, den USA ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Den Aufbau des Yuan zu einem ernstzunehmenden Dollar-Konkurrenten treibt Peking deshalb schon seit Jahren generalstabsmäßig voran. Seit 2009 hat die Volksrepublik mehr als 30 sogenannte Swap-Abkommen mit Nationen vor allem in Asien und Afrika geschlossen, mit denen sie nun ihren Handel direkt in den Landeswährungen abwickeln kann.
In den vergangenen Jahren hat die Währung eine rasante Aufholjagd hingelegt: Im August 2012 lag der Yuan noch auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Mittlerweile schafft er es bereits auf Platz vier der international am meisten gehandelten Währungen, noch vor dem japanischen Yen. Im Vergleich zum Top-Trio ist der Yuan allerdings noch immer ein Zwerg: Zuletzt wurden 2,79 Prozent der internationalen Zahlungen in Yuan abgewickelt - gegenüber 44,8 Prozent in Dollar, 27,2 Prozent in Euro sowie 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund.
Damit der Yuan tatsächlich eines Tages auf Augenhöhe mit dem US-Dollar agieren kann, sind in China noch viele Reformen notwendig. Genau wie der Dollar und der Euro muss auch der Yuan völlig frei handelbar sein. Das ist bisher nur bedingt der Fall. Wie sehr der Kurs der Währung schwanken darf, darüber entscheidet zu einem großen Teil noch immer der Staat und nicht der freie Markt. Allerdings hat Peking angekündigt, das ändern zu wollen. Einige Experten gehen davon aus, dass China schon im nächsten Fünf-Jahresplan, der 2016 in Kraft tritt, einen komplett freien Handel des Yuan festlegen könnte.
Für Chinas Wirtschaft schon. Sollten internationale Investoren nach einer Freigabe des Yuan massiv auf eine steigende Währung spekulieren, könnten so in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen, was die Gefahr von Spekulationsblasen erhöhen würde. Andererseits könnte ein frei konvertibler Yuan auch dazu führen, dass aus Sorge um die chinesische Wirtschaft große Mengen Kapital aus dem Land abfließen. Auch das würde der Wirtschaft schaden.
China hatte den mächtigen Staatsfonds 2007 gegründet, um einen Teil seiner gewaltigen Devisenreserven im In- und Ausland anzulegen. Peking will mit der Investment-Gesellschaft seine Abhängigkeit von US-Staatsleihen reduzieren, in denen noch immer der größte Teil von Chinas rund 3,7 Billionen Dollar schwerem Währungsschatz steckt. Zuletzt motivierte vor allem der schwache Eurokurs die Chinesen, in Europa auf Einkaufstour zu gehen. Die China Investment Corporation (CIC) war in diesem Jahr zunächst aus einem Wettbewerb um die Übernahme des deutschen Autobahn-Dienstleisters Tank & Rast ausgeschieden, aber später in einem Konsortium um den Versicherungskonzern Allianz doch zum Zug gekommen.
Chinas Staatsfonds ist jedoch nicht das einzige chinesische Unternehmen, dessen Hunger auf Übernahmen in Deutschland und Europa gewachsen ist. Laut einer Studie des Merics China-Instituts in Berlin lagen chinesische Investitionen in Europa 2014 bei rund 18 Milliarden Euro, nachdem sie Mitte der 2000er Jahre noch nahezu bei Null gelegen hatten. Zwischen 2000 und 2014 habe es mehr als 1000 Neugründungen, Fusionen und Übernahmen im Umfang von 46 Milliarden Euro gegeben.
Die bislang größten Beispiele für Übernahmen chinesischer Unternehmen in Deutschland sind Lenovos Investition in den deutschen Computer-Hersteller Medion für rund 530 Millionen Euro, die Übernahme des Automobil-Zulieferers Hilite International durch den Flugzeughersteller AVIC für 473 Millionen Euro im Jahr 2014 sowie die Übernahme des Maschinenbau- und Logistik-Konzerns Kion durch Weichai Power für 467 Millionen Euro im Jahr 2012.