Donald Trump und Mexiko Wer hat die Absicht, eine Mauer zu bauen?

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50 Prozent der Haushalte von illegalen Einwanderern geben eine Steuererklärung ab

In einem Bericht des Instituts für Steuer- und Wirtschaftspolitik (ITEP) heißt es, dass „mindestens 50 Prozent der Haushalte von illegalen Einwanderern eine jährliche Steuererklärung abgeben“, sprich: ganz normal Steuern zahlen. Einwanderer besorgen sich bei den Finanzbehörden einfach eine Steuerzahleridentifikationsnummer (TIN). Die Beamten fragen nicht nach Visum oder Aufenthaltstitel. Der Staat kassiert umgerechnet elf Milliarden Euro pro Jahr, Kalifornien davon alleine drei Milliarden Euro. Hinzu kommen die Bundessteuern.

Make America Great Again?

Trump ist kein Ideologe, er ist Geschäftsmann; das zeichnet sich in den Tagen nach der Wahl jedenfalls ab. Und so hat er das Versprechen der großen Mauer andeutungsweise schon mal auf einen Zaun reduziert. Das ist immer noch unschön, aber ein solcher Zaun ist in großen Teilen ohnehin schon vorhanden. Man könnte dies als erstes Zugeständnis werten. Einerseits.

Andererseits hat dieser Geschäftsmann im Wahlkampf bei seiner Kundschaft, den Wählern, auch ein Produktversprechen abgegeben. Das darf nicht enttäuscht werden.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Gerade ist ein Plan des Übergangsteams an die Öffentlichkeit gesickert. Gleich vom ersten Tag an wolle er Nafta neu verhandeln oder notfalls kündigen. Trump plane Verbesserungen etwa für die Holzindustrie, bei der Währung und bei Umwelt- und Sicherheitsstandards. Das Wirtschaftsministerium solle eine Studie über die Folgen erarbeiten. Danach wolle er die Partner in Kanada und Mexiko informieren. Das könnte auch deshalb sehr schnell gehen, weil der US-Präsident in der Handelspolitik sehr mächtig ist. Den Nafta-Vertrag etwa könnte Trump alleine kündigen, eine Übergangszeit von sechs Monaten würde aktiviert.

Das Nafta aber ist die Lebensader der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Mexiko hat sich dadurch zu einer Werkbank und Exportplattform entwickelt. 80 Prozent aller mexikanischen Exporte gehen in die USA. „Pro Minute werden Waren und Dienstleistungen im Wert von einer Million Dollar zwischen beiden Staaten gehandelt“, sagt Manuel Molano, Generaldirektor des Wirtschaftsforschungsinstituts Instituto Mexicano para la Competitividad (IMCO) in Mexiko-Stadt und einer der führenden Ökonomen im Land.

Alle US-Autobauer haben riesige Fertigungen südlich der Grenze. „In jedem Dollar, den Mexiko heute exportiert, stecken für 40 Cent Zulieferungen aus den USA“, sagt Molano. Die Volkswirtschaften sind so eng miteinander verflochten, dass eine Entflechtung schier unmöglich erscheint.

Handel zwischen den USA und Mexiko 2015

In der Hauptstadt Mexikos herrscht hektische Betriebsamkeit. Die Banken des Landes wurden einem Stresstest unterzogen, die Kreditlinien beim IWF flexibilisiert. Die Zentralbank Banxico ist jederzeit in der Lage, den Leitzins zu erhöhen, um den Peso zu stabilisieren. Der Unternehmerverband CCE sowie die Finanz,- Wirtschafts- und Innenminister Mexikos trafen sich dieser Tage zu einer Dringlichkeitssitzung. Molanos Denkfabrik hat sogar schon mal ausgerechnet, was eine achtjährige Amtszeit von Trump im schlimmsten Fall bedeuten könnte: ein Miniwachstum von 0,5 Prozent statt der ohnehin nur mageren zwei Prozent wie zuletzt.

Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo erklärte: Man werde mit Trump über „die Zukunft des bilateralen Verhältnisses“ diskutieren. Allerdings, so fügt er hinzu: Die USA seien laut Welthandelsorganisation WTO „verpflichtet, Zölle mit Mitgliedsländern wie Mexiko niedrig zu halten“. Zölle von 45 Prozent seien inakzeptabel.

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