Donald Trump und Mexiko Wer hat die Absicht, eine Mauer zu bauen?

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Amerikanischer Protektionismus wäre eine Katastrophe für knapp 2000 deutsche Unternehmen

Darauf hofft auch die deutsche Wirtschaft. Knapp 2000 deutsche Unternehmen fertigen in Mexiko für den Export in die USA. Amerikanischer Protektionismus wäre auch für sie eine Katastrophe. „Wer in Mexiko eine neue Fabrik aufbaut, hat immer den US-Markt im Blick“, sagt Johannes Hauser, Delegierter der Deutschen Wirtschaft für Mexiko. Das gelte insbesondere für die Automobilindustrie. Audi hat vor Kurzem ein Werk in Mexiko eröffnet, von wo es seinen Geländewagen Q5 vor allem nach Nordamerika verkaufen will. Daimler baut gemeinsam mit Nissan ein Werk, Eröffnung 2017. BMW will ab 2019 fertigen.

Und Volkswagen, schon mehr als ein halbes Jahrhundert in Mexiko ansässig, liefert fünf von zehn im Land gebauten Fahrzeugen in die USA aus.

Stefan Deuster vertritt den Würzburger Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer vor Ort. Das Unternehmen verkauft Maschinen für den Banknoten- und Dosendruck nach Mexiko. Die mexikanischen Mittelständler hielten Investitionsentscheidungen zurück, bis klar ist, was Trump wirklich in die Tat umsetzt. „Und wenn zwei bis drei Monate keine Investitionen getätigt werden, dann merken wir das auch“, sagt Deuster. Für sein Unternehmen gehört Mexiko zu den weltweit fünf wichtigsten Märkten.

Der X-Faktor für deutsche Konzerne
Der künftige US-Präsident Donald Trump Quelle: dpa
Der Sitz der Deutschen Bank in New York Quelle: REUTERS
Deutschen Bank Quelle: AP
Donald Trump Quelle: REUTERS
Die US-Fahne spiegelt sich im Logo und Kühlergrill eines Volkswagen-Fahrzeugs Quelle: dpa
Volkswagen-Verkaufszentrum in den USA Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: dpa

Auch die Wirtschaft in den USA blickt skeptisch auf das Weiße Haus. Bei Marketa Lindt im Büro in Chicago klingeln bereits die ersten Firmen durch. Sie ist Anwältin und Vizepräsidentin des American Immigration Council (AIL), eines Lobbyverbands ihrer Zunft. Wenn Nafta gekündigt würde, könnten auch die Visaregelungen außer Kraft gesetzt werden. Hoch qualifizierte Kanadier und Mexikaner mit einem Bachelor-Abschluss bekommen in Mangelberufen wie IT-Spezialisten ein Arbeitsvisum von bis zu drei Jahren – vorausgesetzt, sie können einen Arbeitsvertrag vorweisen. „Viele Unternehmen sind besorgt, weil sie die Leute brauchen“, sagt sie.

Die Wirtschaftsvertreter senden deshalb bereits warnende Worte nach Washington. „Zwei Millionen Industriearbeiter hängen von den Handelsbeziehungen mit Kanada und Mexiko ab“, sagt Linda Dempsey, Vizepräsidentin der National Association of Manufacturers, eines Verbands der produzierenden Industrie. Trump wolle diese Arbeitsplätze „sicher nicht in Gefahr bringen“.

Der Autobauer Ford hält denn auch an seinen Plänen fest, die Produktion des Kleinwagens Focus nach Mexiko zu verlagern. „Wir haben unsere Konzernstrategie auf der Grundlage existierender Handelsabkommen entwickelt“, sagt Konzernchef Mark Fields. Natürlich könne sich Trump „alles anschauen“, aber er müsse wissen, „dass sowohl die Produktion als auch die Wertschöpfungskette über alle drei Länder hinweg eng miteinander verflochten sind und dass die Integration auch Jobs in Amerika sichert“.

Und wenn das alles nichts hilft? Vielleicht wird ja auch Mexiko in der Not erfinderisch. Das lateinamerikanische Land hat zwölf Freihandelsabkommen mit 44 Staaten in der Welt geschlossen. Von keinem Standort auf dem Globus kann man in so viele Länder zollfrei oder zollgünstig exportieren. Das gibt Mexiko fast ein Alleinstellungsmerkmal. Der Deutsche Hauser ist überzeugt: „Es ist an der Zeit, dieses Potenzial auszuschöpfen.“

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