Europäische Union EU-Staaten uneins über Antwort auf hohe Energiepreise

Spanien, Italien und Griechenland fordern gemeinsame Gaseinkäufe der EU. Bundeskanzlerin Merkel mahnt ein besonnenes Vorgehen an.

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Die EU-Staaten konnten sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen angesichts der steigenden Gaspreise einigen. Quelle: dpa

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs haben sich wie erwartet nicht auf ein einheitliches Vorgehen gegen die hohen Energiepreise einigen können. Bei den Beratungen forderten Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland am Donnerstag in Brüssel gemeinsame Gaseinkäufe der EU-Staaten.

In die Gipfel-Erklärung wurde nun auf Drängen Polens, Spaniens und Tschechiens ein Passus aufgenommen, dass die EU prüfen soll, ob es beim Handel mit CO2-Zertifikaten Regulierungsbedarf gegen bestimmte Handelspraktiken gebe. Hintergrund ist der Verdacht, dass Spekulanten den CO2-Preis zusätzlich in die Höhe treiben. In der Gipfelerklärung wird auf das vorgeschlagene Maßnahmenpaket der EU-Kommission verwiesen sowie auf die Beratungen der EU-Energieminister am 26. Oktober.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits vor dem Gipfel zu einem besonnenem Vorgehen in der Debatte über steigende Energiekosten gemahnt. Die Bundesregierung hatte die Analyse der EU-Kommission gelobt, die als Ursache der starken Gas- und Energiepreise ein Bündel von Gründen sieht, die von der anziehende Weltkonjunktur bis zum Ausfall von Gaspipelines reichten.

In Osteuropa war zudem Russland vorgeworfen worden, die Preise hochzutreiben. „Ich denke, dass wir besonnen reagieren sollten - wir in Deutschland werden das jedenfalls tun,“, sagte Merkel. Man solle den Markt nicht vollkommen ausschalten, „sondern eher für mehr Markt sorgen“, fügte die Kanzlerin in Anspielung auf die Forderungen einiger EU-Staaten hinzu. Auch die Niederlande wehrten sich gegen Markteingriffe. Gegebenfalls könne es soziale Stützungsmaßnahmen geben wie etwa mit dem Wohngeld in Deutschland, sagte Merkel.

Die französische Regierung kündigte am Abend an, Personen mit niedrigeren Einkommen bei steigenden Energiepreisen entlasten. Ministerpräsident Jean Castex erklärte, Haushalte mit weniger als 2000 Euro monatlichem Netto-Einkommen sollten einmalig 100 Euro bekommen, um die Mehrkosten auszugleichen.

„Wir glauben, dass der Anstieg der Preise nur vorübergehend ist“, sagte Castex im französischen TV-Sender TF1. „Aber wir können nicht erlauben, dass der Anstieg den Aufschwung behindert“. 38 Millionen Personen in Frankreich sollen laut Castex von der Maßnahme profitieren.

Mehr: Die Energiepreise werden nicht schnell sinken. Aber wenn jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden, kann Europa künftig besser reagieren.

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