Freytags-Frage

Welche Folgen haben Trumps Steuerpläne?

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Weder rechtlich noch intellektuell begründbar

Noch dramatischer wird die Konfliktlinie, wenn man an die Auswirkungen einer Steuerreform auf die amerikanische Zahlungsbilanz denkt. Denn wenn es wirklich gelingt, ausländisches Kapital anzuziehen, das zu neuer Beschäftigung in den Vereinigten Staaten führt, beziehungsweise Kapitalexporte amerikanischer Investoren zu vermeiden (weil diese jetzt in den USA investieren), bewirkt dies einen Nettokapitalzufluss. Dieser wird – unter sonst gleichbleibenden Bedingungen – zu einer Aufwertung des US-Dollars führen.

Ein teurer gewordener Dollar bewirkt eine Importsteigerung und eine Exportsenkung. Also droht eine weitere Passivierung der Leistungsbilanz und der Handelsbilanz der USA, hier als Ergebnis beschäftigungsfreundlicher Steuerpolitik. Man kann es auch positiv ausdrücken: Die amerikanischen Terms of Trade verbessern sich, das heißt für dieselbe Menge Exportgut (wie zuvor) bekommen die Amerikaner nun eine höhere Menge Importgut (als zuvor).

Wissenswertes zum internationalen Handel

Darüber sollte man im Grunde froh sein als US-Präsident. Der amtierende Präsident scheint dies anders zu sehen beziehungsweise sich in der merkantilistischen Falle zu befinden und den Zusammenhang von Leistungs- und Kapitalbilanz nicht zu verstehen. Dies zumindest lassen seine bisherigen Äußerungen zum US-Handelsbilanzdefizit erkennen. So wäre es nicht verwunderlich, wenn eine weitere Passivierung der US-Leistungsbilanz als Folge der Steuerreform im Weißen Haus gar nicht der Steuerreform zugeschrieben würde, sondern als ein singuläres Ergebnis einer Verschwörung anderswo (je nachdem, welches Land dann seine bilaterale Handelsbilanz zu den USA weiter aktivieren könnte) betrachtet würde. Dann drohte der gegenwärtigen Logik des Präsidenten zufolge eine weitere Zollerhöhung gegen ebendieses Land.

Man erkennt sofort, dass eine solche Zollerhöhung weder rechtlich noch intellektuell begründbar wäre. Ob dies den US-Präsidenten davon abhielte, sie zu fordern und gegebenenfalls durchzusetzen, ist offen und kann wohl bezweifelt werden. Insofern wären die Vertreter anderer Länder und internationaler Organisationen wie des Internationalen Währungsfonds (IWF) gut beraten, auf diese Zusammenhänge früh und vor allem deutlich hinzuweisen.

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