
Das Inkrafttreten des weltweiten Klimaschutzabkommens von Paris ist ein entscheidendes Stück näher gerückt. Die beiden größten Produzenten von Treibhausgasen, China und die USA, schlossen sich formell der historischen Vereinbarung an. Vor Beginn des G20-Gipfels im chinesischen Hangzhou übergaben die Präsidenten Xi Jinping und Barack Obama am Samstag UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Ratifizierungsurkunden. Beide Staatschefs riefen die anderen Länder dazu auf, ihrem Beispiel möglichst schnell zu folgen, damit das Abkommen noch in diesem Jahr in Kraft treten kann.
"Riesenschritt für den Klimaschutz"
„Eines Tages werden wir das hier als einen Moment sehen, in dem wir uns entschieden haben, unseren Planeten zu retten“, sagte Obama. „Die Geschichte wird zeigen, dass die heutigen Anstrengungen entscheidend sind.“ Klimaschützer begrüßten die Ratifizierung als „Riesenschritt“, forderten aber mehr Anstrengungen der Industrie- und Schwellenländer (G20). Die bisher zugesagten nationalen Pläne reichten nicht aus, um die gefährliche Erderwärmung unter die notwendigen zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu bringen. Die G20-Staaten sind für drei Viertel der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Chronik im Kampf gegen den Klimawandel
Regierungen versprechen in einem Vertrag, die Emissionen von für die Ozonschicht schädlichen Chemikalien zu begrenzen. Das sogenannte Montreal-Protokoll befasst sich zwar nicht ausdrücklich mit dem Klimawandel, doch wird es zu einem Modell dafür, wie vom Menschen verursachte Emissionen durch internationale Abkommen eingeschränkt werden können.
Die UN-Generalversammlung befürwortet die Bildung des sogenannten Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaveränderungen, auch Weltklimarat genannt. Dieser wird von der Weltorganisation für Meteorologie und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen eingerichtet, um das vorhandene Wissen über den Klimawandel zu beurteilen.
Der Weltklimarat veröffentlicht seine erste wissenschaftliche Beurteilung des Klimawandels. Demnach nehmen die Treibhausgaswerte in der Atmosphäre aufgrund menschlicher Aktivität zu, was zu einer Erwärmung der Erdoberfläche führt.
Staats- und Regierungschefs unterzeichnen die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Ziel ist die Begrenzung der Treibhausgase. Allerdings legt die Konvention keine bindenden Ziele fest.
Das sogenannte Kyoto-Protokoll wird angenommen. Dieses setzt bindende Emissionsziele für wohlhabende Länder. Die USA handeln den Vertrag mit aus, ratifizieren ihn aber letztlich nicht.
Der russische Präsident Wladimir Putin macht mit der Ratifizierung des Kyoto-Protokoll den Weg für das Inkrafttreten frei. Denn die Voraussetzung ist erfüllt: Der Vertrag wird von Ländern unterstützt, die zusammen für mehr als 55 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind.
Eine UN-Klimakonferenz einigt sich darauf, bis 2009 ein weltweites Abkommen als Ersatz für das Kyoto-Protokoll auszuhandeln.
Der erste Anlauf des verbindlichen globalen Klimaabkommens scheitert. Grund sind Meinungsverschiedenheiten zwischen reichen und armen Ländern, wer wie viel für den Klimaschutz leisten soll.
Bei UN-Klimagesprächen einigen sich die Teilnehmer, im Jahr 2015 ein für alle Staaten gültiges Abkommen abzuschließen und fünf Jahre später in Kraft zu setzen.
Der Weltklimarat erklärt es für „äußerst wahrscheinlich“, dass menschlicher Einfluss der führende Grund für steigende Temperaturen sei, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfasst wurden.
Mehr als 190 Delegationen erarbeiten den Entwurf des globalen Abkommens.
Der Entwurf des Gipfel-Kommuniqués, das am Montag zum Abschluss angenommen werden soll, dürfte allerdings enttäuschen. Es gebe darin bisher „kein starkes Signal“ für neue Anstrengungen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus informierten Kreisen. Für die Europäische Union sagte Präsident Donald Tusk, die Europäer wollten ihren Teil dazu beitragen, dass das Abkommen schnell umgesetzt werde. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon würdigte den „historischen Schritt“ der USA und Chinas. „Nur wenn wir handeln, bekommen wir mehr und mehr und immer bessere Ergebnisse.“
Der Klimawandel in Zahlen
Um 70.000 km² – das entspricht etwa der Größe Bayerns – ist der Eispanzer der Arktis in diesem Sommer gegenüber 2007 geschrumpft. 2050 könnte das nördliche Polarmeer im Sommer eisfrei sein.
Fast verfünffacht hat sich die Zahl der Wetterkatastrophen in Nordamerika seit 1980. In Asien legte sie um das Vierfache, in Europa um das Zweifache zu.
Rund ein Drittelsaurer sind die Meere geworden. Folge: Korallen, Muscheln und Fische wachsen langsamer. Bis 2100 könnte die Versäuerung um 150 Prozent steigen.
0,4°C ist die Erde seit 1980 wärmer geworden. Bis 2100 könnte sich das Klima um rund vier Grad aufheizen.
Um 5 cm sind die Meeresspiegel seit 1990 im Mittel gestiegen. Bei einer globalen Erwärmung um zwei Grad werden die Pegel wahrscheinlich um 2,7 m höher sein.
Um 15 Prozent sinkt die Reisproduktion bis 2050 in den Entwicklungsländern als Folge der globalen Erwärmung. Bei Weizen werden 13 Prozent weniger geerntet werden.
Mit der Entscheidung Chinas und der USA steigt die Zahl der zum Abkommen beigetretenen Länder auf 26. Zusammen sind sie für 39 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Die Vereinbarung tritt in Kraft, wenn sie mindestens 55 Länder angenommen haben, die zusammen mindestens 55 Prozent der weltweiten Treibhausgase produzieren. Ziel ist es, die Erderwärmung unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten.
Das Pariser Abkommen war im Dezember vergangenen Jahres von 195 UN-Mitgliedern beschlossen worden. In Deutschland hat das Kabinett zwar das Ratifizierungsgesetz schon verabschiedet, der Bundestag muss aber noch zustimmen. China und die USA sind die beiden maßgeblichen Länder im Kampf gegen den Klimawandel, weil sie für 38 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich sind.
Die bisher zum Abkommen beigetreten 24 Staaten kommen zusammen nur auf 1,08 Prozent. Es sind meist nur kleine Inselstaaten, die durch den Anstieg des Meeresspiegels besonders unter der Erderwärmung leiden. Klimaschutzorganisationen begrüßten den Vorstoß der beiden großen Wirtschaftsmächte. „Es braucht politischen Willen, um das Pariser Klimaabkommen von einer guten Idee zu einem wirklichen Plan zu machen“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser. „Obama und Xi haben diesen Willen heute bewiesen.“