Habeck in Schweden Wie Robert Habeck in Schweden um die Gunst von Northvolt buhlt

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck versucht in Schweden, die Batteriefertigung in Schleswig-Holstein zu sichern Quelle: imago images

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck buhlt in Schweden um die Gunst des Batterieherstellers Northvolt. Über einen unausgesprochenen Subventionswettlauf.

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Da stehen sie gemeinsam in der langen weißen Fabrikhalle voller „Backöfen“ zur Trocknung der Kathoden und Anoden. Alu umhüllt die Lüftungsrohre über den Köpfen, es brummt. Robert Habeck ist hier als Handlungsreisender für Deutschland und sein Bundesland Schleswig-Holstein unterwegs. Neben dem Bundeswirtschaftsminister steht Peter Carlsson, der Vorstandschef des Batterieherstellers Northvolt. Es geht um Batteriezellen, die aus erneuerbarem Strom hergestellt werden sollen, um solche für eher hochpreisige Autos und ums Recycling der Akkus, wenn sie ihre Aufgabe im E-Auto getan haben.

Damit wirbt das erst 2016 gegründete schwedische Unternehmen mit bereits 4000 Beschäftigten und einer ersten Produktion in Nordschweden. Northvolt nimmt für sich in Anspruch, einen eher umweltverträglichen Teil zum Umbau vom Verbrenner- zum E-Auto beizutragen als andere. Einige Regionen in Europa wie Nordamerika würden eine solche Fabrik wohl gerne ansiedeln.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist hierher, gut 110 Kilometer nordwestlich von Stockholm, gefahren, um Carlsson zu bearbeiten, dass alles so bleibt, wie es bis vor wenigen Monaten noch schien. Habeck drückte es zur Anreise nach Schweden so aus: Northvolt habe sich in ganz Europa umgeschaut und sich „im Grunde“ für den Ort Heide nördlich von Hamburg entschieden, vor allem wegen der großen Menge an erneuerbarer Energie, die dort ständig verfügbar sei. Die liefern viele Windmühlen, der Strom kann derzeit manchmal gar nicht im deutschen Stromnetz untergebracht werden, weil die Leitungen in den Süden der Republik überlastet sind.

Doch dann kamen die USA dazwischen. Dort verabschiedete die Regierung ein Gesetz mit dem Namen Inflation Reduction Act (IRA), ein riesiger Umbauplan für die Wirtschaft in Richtung Klimaschutz. Dabei gilt jetzt die Formel, dass zum Beispiel E-Autos in den USA produziert werden müssen, damit sie Subventionen bekommen. Das ist Umwelt- und knallharte Industriepolitik in einem.

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Solche Interessen haben Länder wie Deutschland auch, aber die Entscheidung in den USA brachte manches in Europa ins Wanken. Habeck sagt, wegen IRA, der Pflicht in den USA zu produzieren, habe sich diese „Im-Grunde-Entscheidung“ von Northvolt „noch einmal geöffnet“. Seither geht es intensiv hin und her. Natürlich geht es dabei auch um Subventionen und Vergünstigungen, auch wenn das nach außen niemand genau beziffern möchte. Habeck spricht davon, dass er im regen Austausch mit CEO Peter Carlsson stehe und erwähnt auch mal, dass Kurzmitteilungen hin und her gingen.

Carlsson steht nun lächelnd neben Habeck und scheint den Moment in der weißen Fabrikhalle mehr zu genießen als dieser. Er hat die bessere Verhandlungsposition und lässt bewusst offen, ob es ein Entweder-Oder oder ein Zuerst-und-Danach wäre bei der Entscheidung für die nächste Fabrik. Jetzt ist ein Moment, indem sich der Preis noch einmal verändern lässt. Ein Moment, indem Habeck, unterstützt von Firmenvertretern und Politikerinnen in Deutschland, viel versucht, die Entscheidung für Heide in Schleswig-Holstein nicht kippen zu lassen.

In Heide haben sie schon viele Gutachten und Umweltprüfungen durchlaufen, zum Spatenstich würde wohl nicht mehr viel fehlen. Carlsson lobt auch: „Wir haben in Deutschland einen hervorragenden Kreis an Kunden.“ Und außerdem sei Northvolt eine europäische Firma. „Heide wäre schon passend.“

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Doch dann sei der IRA gekommen und habe zwei wesentliche Dinge verändert: Als Hersteller könne man in den USA nicht mehr mithalten, wenn nicht vor Ort produziert werde. Außerdem sei durch die Subventionen zu erwarten, dass der US-Markt für E-Mobilität schnell wachse. „Das hat eine neue Dynamik entfaltet.“

Carlsson sagt nicht Nein zu Heide, er hält sich einfach bedeckt. Und Habeck weiß, worum es sich nun dreht: „Wir sind in guten Gesprächen.“ Es sei ein Prozess, „bei dem es nicht nur um Geld geht, sondern auch um Zugänge und Infrastruktur“. Die Werbung geht weiter und Unterstützung könnte wohl über finanzielle Anreize hinausgehen. Im ersten Quartal soll die Entscheidung nun endgültig fallen.

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