Krieg in Syrien Streit zwischen USA und Russland eskaliert

Während Russland den USA die Unterstützung des Terrorismus vorwirft, denken diese über eine härtere Maßnahme gegen die russische Offensive nach. Die UN hingegen fordern Sicherheit für Menschen in Aleppo.

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Der Außenminister von Russland, Sergej Riabkow (l), und der Außenminister der USA, John Kerry sprechen über die Zusammenarbeit in Syrien. Quelle: dpa

Moskau/Genf Im Syrien-Konflikt verschärft sich der Tonfall zwischen Russland und den USA. Die Wortwahl der USA in der Krise lasse sich nur als Unterstützung des Terrorismus interpretieren, kritisierte der russische Außenstaatssekretär Sergej Riabkow am Donnerstag Agenturmeldungen zufolge. Die USA denken unterdessen nach Angaben aus Regierungskreisen über eine härtere Reaktion auf die von Russland unterstützte Offensive syrischer Regierungstruppen in Aleppo nach. Die Vereinten Nationen erklärten, aus dem belagerten Osten Aleppos müssten dringend bis zu 600 Verletzte in Sicherheit gebracht werden. Die Menschen könnten vor Ort nicht angemessen behandelt werden, sagte der stellvertretende UN-Beauftragte für Syrien, Ramsi Esseldine Ramsi, in Genf. In dem Stadtgebieten lebten rund 275.000 Menschen, es gebe dort aber nur 35 Ärzte und kaum noch Sanitätsmaterial.

Auslöser für den Zorn des russischen Staatssekretärs war eine Äußerung des US-Außenministeriums vom Mittwoch. Dessen Sprecher John Kirby hatte Russland indirekt davor gewarnt, in dem Konflikt weiter militärisch tätig zu sein, da Russland dadurch zum Ziel von Extremisten werden könnte. Er sagte, Russland habe selbst ein Interesse an einem Ende der Gewalt in Syrien, da Extremisten vom Machtvakuum dort profitieren und Angriffe "auf russische Interessen, möglicherweise sogar russische Städte" unternehmen könnten.

"Wir können dies nicht anders interpretieren als eine de-facto-Unterstützung des Terrorismus durch die US-Regierung", sagte Riabkow Agenturmeldungen zufolge. "Diese kaum verhohlenen Einladungen, Terror als Waffe gegen Russland einzusetzen, zeigen, wie tief die aktuelle US-Regierung in ihrer Nahost- und Syrien-Politik gesunken ist."

Die USA hatten Russland am Mittwoch mit dem Abbruch der diplomatischen Zusammenarbeit in Syrien gedroht. Außenminister John Kerry zeigte sich seinem Sprecher zufolge in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow "tief besorgt" über die Lage in der umkämpften Großstadt Aleppo. Er warf Russland und der verbündeten syrischen Regierung von Präsident Baschar al-Assad vor, mit Angriffen auf Krankenhäuser, die Wasserversorgung und andere zivile Einrichtungen die Lage dramatisch verschärft zu haben. Es war die schärfste Warnung der USA, seit eine von ihnen und Russland gemeinsam ausgehandelte Waffenruhe am 19. September gescheitert war.


Syrische Armee und Verbündete nehmen Flüchtlingslager ein

Die USA wägen Regierungskreisen zufolge Möglichkeiten für eine härtere Reaktion auf die von Russland unterstützte Offensive der syrischen Armee in Aleppo ab. Dazu zählten auch militärische Optionen wie eine bessere Ausrüstung der Rebellen durch US-Verbündete in der Region, sagten Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Die Möglichkeiten seien jedoch begrenzt, weil Präsident Barack Obama wiederholt einen Militärschlag gegen die syrische Armee und einen größeren Einsatz von US-Truppen abgelehnt hat. Ein US-Angriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt sei unwahrscheinlich, weil es dabei zu russischen Opfern kommen könnte, was die Lage weiter verschärfen würde. Es sei daher unklar, ob Obama überhaupt andere Alternativen habe, als den Ton zu verschärfen.

Die UN wiesen unterdessen erneut auf die verzweifelte Lage der Menschen im Osten Aleppos hin. Es gebe nur noch Essensrationen für ein Viertel der Bevölkerung. Viele Bäckereien seien geschlossen. Außerdem herrsche großer Mangel an Wasser und Strom.

Nördlich von Aleppo errangen die syrische Armee und ihre Verbündeten nach Angaben von Beobachtern zum zweiten Mal seit dem Beginn der Offensive die Kontrolle über das Flüchtlingslager Handarat. In der Umgebung gebe es aber weiter Kämpfe, erklärte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

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