Naher Osten An Moskau führt kein Weg vorbei

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Golfstaaten geht es um Übernahme Syriens

Für die Herrscher in Katar geht es um viel Geld und möglicherweise schon ums Überleben. Aus Katar und Saudi-Arabien wurde der syrische al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra sowie die Kämpfer der Terrorgruppe "ISIS" finanziert und mit Waffen ausgestattet. Aus den Golfstaaten finanzierte und organisierte Terroranschläge in Europa können angesichts dieser Hintergründe nicht ausgeschlossen werden.

Zumindest haben die Golfstaaten an einer Befriedung Syriens ebenso kein Interesse wie an der Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Ihnen geht es um die Übernahme von Syrien. Durch den Eintritt Russlands in die Arena ist dieses Vorhaben nun in Gefahr.

Ausgerechnet das jetzt durch die Terroranschläge paralysierte Frankreich rüstet diese Golfstaaten seit Monaten massiv auf. Noch nie hat Frankreich so viel Waffen exportiert wie in diesem Jahr. Bis Ende Oktober exportierte die französische Rüstungsindustrie Kriegsgerät im Volumen von rund 15 Milliarden Euro. 2014 beliefen sich die französischen Rüstungsexporte auf 8,2 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor waren es 4,8 Milliarden Euro, berichtet die französische Zeitschrift "Le Pèlerin". Das französische Kriegsgerät ging zuletzt nahezu ausschließlich in die Golfstaaten und das alliierte Ägypten.

Die einflussreichsten Rebellengruppen in Syrien

Jeweils 24 Rafale-Kampfjets des französischen Rüstungskonzerns Dassault Aviation wurden an die Luftwaffen in Ägypten und Katar ausgeliefert. Am 13. Oktober brüstete sich der französische Premier Manuel Valls nach der Rückkehr aus Riad, dass mit Saudi-Arabien Rüstungsaufträge über 10 Milliarden Euro unterschriftsreif wären. Ein weiterer Riesenauftrag über 60 Rafale-Kampfjets aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stehe nach französischen Medienberichten ebenfalls kurz vor der Unterschrift.

Katar einer der größten Investoren Frankreichs

Frankreich ist im Nahen Osten Kriegspartei - an der Seite von Saudi-Arabien, Katar und den VAE. Mit Blick auf die Milliarden schweren Rüstungsgeschäfte, die Frankreich in diesem Jahr abgeschlossen hat, wird Staatspräsident François Hollande in seiner Heimat, in Anlehnung an Lawrence von Arabien, als “Francois d`Arabie” bezeichnet. Nebenbei ist Katar ist einer der größten ausländischen Investoren in Frankreich. Über den Staatsfonds QIA hat sich das Emirat in Frankreich Immobilien, Industriebeteiligungen und mit Paris Saint-Germain einen großen europäischen Fußballclub zugelegt.

Derzeit führen die Golfstaaten Krieg im Jemen. Nach Bombardierungen schiitischer Huthi-Stellungen durch Saudi-Arabien sind im Juli Truppen der VAE im Südjemen gelandet. Wie in Syrien tobt auch hier ein Stellvertreterkampf.

In Syrien geht es um Erdgas, im Jemen um die Kontrolle des Golf von Aden. Der Gegner der Golfstaaten ist jetzt auch hier der Iran.

Frankreich hat für die Golfstaaten eine Sicherheitsgarantie gegeben und Soldaten in Abu Dhabi stationiert. Nach den Anschlägen von Paris hat Merkel den Franzosen “jedwede Unterstützung” zugesichert. Deutschland aber sollte sich hüten, sich an den außenpolitischen und militärischen Abenteuern der französischen Führung zu beteiligen -  weder in Syrien noch anderswo.

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