Für die Herrscher in Katar geht es um viel Geld und möglicherweise schon ums Überleben. Aus Katar und Saudi-Arabien wurde der syrische al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra sowie die Kämpfer der Terrorgruppe "ISIS" finanziert und mit Waffen ausgestattet. Aus den Golfstaaten finanzierte und organisierte Terroranschläge in Europa können angesichts dieser Hintergründe nicht ausgeschlossen werden.
Zumindest haben die Golfstaaten an einer Befriedung Syriens ebenso kein Interesse wie an der Aufnahme syrischer Flüchtlinge. Ihnen geht es um die Übernahme von Syrien. Durch den Eintritt Russlands in die Arena ist dieses Vorhaben nun in Gefahr.
Ausgerechnet das jetzt durch die Terroranschläge paralysierte Frankreich rüstet diese Golfstaaten seit Monaten massiv auf. Noch nie hat Frankreich so viel Waffen exportiert wie in diesem Jahr. Bis Ende Oktober exportierte die französische Rüstungsindustrie Kriegsgerät im Volumen von rund 15 Milliarden Euro. 2014 beliefen sich die französischen Rüstungsexporte auf 8,2 Milliarden Euro, ein Jahr zuvor waren es 4,8 Milliarden Euro, berichtet die französische Zeitschrift "Le Pèlerin". Das französische Kriegsgerät ging zuletzt nahezu ausschließlich in die Golfstaaten und das alliierte Ägypten.
Die einflussreichsten Rebellengruppen in Syrien
Sie ist ein Zusammenschluss aus sechs großen islamistischen Gruppen. Die Islamische Front ist vermutlich die größte Rebellenallianz in Syrien und verfügt über 40.000 bis 50.000 Kämpfer. Ihre Mitglieder sind sunnitische Extremisten, die einen islamischen Staat in Syrien errichten wollen. Die Haltung der Islamischen Front gegenüber den Extremisten von IS ist ambivalent. Teile der Gruppe unterstützen aber den Kampf gegen sie.
In der einflussreichen Rebellengruppe sind sowohl syrische als auch ausländische Extremisten aktiv. Sie ist von Al-Kaida offiziell als Ableger in Syrien anerkannt. Die Nusra-Front hat als erste Gruppierung in Syrien Selbstmord- und Autobombenanschläge in Stadtgebieten verübt. Sie kämpft für einen islamischen Staat, hat zwischen 7000 und 8000 Anhänger und arbeitete bislang eng mit der Islamischen Front zusammen.
Die Gruppe wurde von abtrünnigen Mitgliedern der Nusra-Front gebildet und vereinigte sich mit dem Al-Kaida-Ableger im Irak. Früher nannte sie sich Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil). Angeführt wird IS von Abu Bakr al-Baghdadi, der die Forderung der Al-Kaida ignorierte, den Schwerpunkt der Aktivitäten auf den Irak zu legen. Anfang des Jahres kappte Al-Kaida die Verbindungen zur IS, die als die militanteste Extremistengruppen in Syrien gilt.
Zunächst hatte die Gruppierung unter anderem wegen ihrer strikten Haltung gegen Plünderungen einen Großteil der syrischen Bevölkerung auf ihrer Seite. Dies änderte sich, als sie begann, Kritiker zu entführen und zu töten.
Derzeit kämpft IS an mehreren Fronten - gegen rivalisierende Rebellen in Syrien und gegen die Kurden im Nordirak. Die Gruppe soll über 6000 bis 7000 Kämpfer verfügen. Im Irak wird sie durch Zehntausende Kämpfer sunnitischer Stämme unterstützt, die von der Zentralregierung in Bagdad enttäuscht sind.
Die Allianz aus weitgehend nicht ideologisch geprägten Rebellen-Einheiten formierte sich im Dezember. Das Rückgrat der Gruppe bildet die Syrische Märtyrer-Brigade, eine einst einflussreiche Gruppe aus der nördlichen Provinz Idlib unter Führung von Dschamal Maruf. Ihm war von rivalisierenden Rebellengruppen vorgeworfen worden, für den Aufstand bestimmtes Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Anhänger der revolutionären Front sind weitgehend moderate Islamisten. Finanziell unterstützt wird die Gruppe vermutlich von Golfstaaten wie Saudi-Arabien.
Sie bildete sich zu Jahresbeginn aus acht syrischen Gruppen und startete eine Offensive gegen die Extremisten von IS. Die Allianz ist moderat islamistisch und hat nach eigenen Angaben rund 5000 Mitglieder.
Es handelt sich um eine moderate, nicht ideologische Gruppe. Sie wird von westlichen Ländern wie den USA unterstützt. Auch die Türkei und die arabischen Golfstaaten stehen auf ihrer Seite. Sie hat niemals den Eindruck ausräumen können, dass ihre Führung aus dem Ausland kommt.
Jeweils 24 Rafale-Kampfjets des französischen Rüstungskonzerns Dassault Aviation wurden an die Luftwaffen in Ägypten und Katar ausgeliefert. Am 13. Oktober brüstete sich der französische Premier Manuel Valls nach der Rückkehr aus Riad, dass mit Saudi-Arabien Rüstungsaufträge über 10 Milliarden Euro unterschriftsreif wären. Ein weiterer Riesenauftrag über 60 Rafale-Kampfjets aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stehe nach französischen Medienberichten ebenfalls kurz vor der Unterschrift.
Katar einer der größten Investoren Frankreichs
Frankreich ist im Nahen Osten Kriegspartei - an der Seite von Saudi-Arabien, Katar und den VAE. Mit Blick auf die Milliarden schweren Rüstungsgeschäfte, die Frankreich in diesem Jahr abgeschlossen hat, wird Staatspräsident François Hollande in seiner Heimat, in Anlehnung an Lawrence von Arabien, als “Francois d`Arabie” bezeichnet. Nebenbei ist Katar ist einer der größten ausländischen Investoren in Frankreich. Über den Staatsfonds QIA hat sich das Emirat in Frankreich Immobilien, Industriebeteiligungen und mit Paris Saint-Germain einen großen europäischen Fußballclub zugelegt.
Derzeit führen die Golfstaaten Krieg im Jemen. Nach Bombardierungen schiitischer Huthi-Stellungen durch Saudi-Arabien sind im Juli Truppen der VAE im Südjemen gelandet. Wie in Syrien tobt auch hier ein Stellvertreterkampf.
In Syrien geht es um Erdgas, im Jemen um die Kontrolle des Golf von Aden. Der Gegner der Golfstaaten ist jetzt auch hier der Iran.
Frankreich hat für die Golfstaaten eine Sicherheitsgarantie gegeben und Soldaten in Abu Dhabi stationiert. Nach den Anschlägen von Paris hat Merkel den Franzosen “jedwede Unterstützung” zugesichert. Deutschland aber sollte sich hüten, sich an den außenpolitischen und militärischen Abenteuern der französischen Führung zu beteiligen - weder in Syrien noch anderswo.