New York nach dem Sturm Verwundbares Amerika

Seite 3/3

Spenden und Verkehrschaos

Spur der Verwüstung

Der Union Square direkt um die Ecke ist vollgepackt mit ConEdison-Autos. Überall laufen die Techniker rum. Am West-Union-Square gibt es wundersamer Weise Mobilfunkempfang. Wie die Bienen hängen die New Yorker am Straßenrand und telefonieren und tippen in ihre Handys. Ich kann mich nach fast drei Tagen endlich im Büro in Düsseldorf zurück melden und kurz zu Hause in Deutschland anrufen. Auch meinen Vermieter in Brooklyn erreiche ich. Ja, es sei alles okay, sagt er. Strom und Wasser funktionierten. Doch wie nach Hause kommen? Die U-Bahnen fahren nicht. Taxen sind kaum zu kriegen.

Spenden für Betroffene

Als es langsam stockfinster wird im East Village kommt ein Sicherheitsmann der Stadt und mahnt, „wenn ihr hier kein Nachtlicht aufstellt, müsst ihr den Generator ausmachen, das ist zu gefährlich.“ Immer noch stehen die Menschentrauben um Percys Generator und laden ihre Handys auf. Percy steigt in seinen Geländewagen und schaltet das Standlicht an. Es gibt tosenden Applaus für ihn.

Rupert Murdoch kündigt derweil an, für die von Sandy betroffenen Familien in New York und New Jersey eine Million Dollar spenden zu wollen. Andere Firmen machen das hoffentlich auch, schrieb der Medienmogul auf Twitter. Zum Medienimperium des 81-jährigen gehört unter anderem der US-Fernsehsender Fox.

US-Wahl wackelt

Der US-Wahlkampf ruht – halbwegs. Präsident Obama tourt am Donnerstag zusammen mit dem Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, durch die vom Wirbelsturm stark betroffenen Gebiete. Der Republikaner Christie war fast den Tränen nahe, als er von seinem Helikopter-Flug über den US-Bundesstaat an der Ostküste berichtete. Nichts sei da mehr wie vorher. Es sei eine Katastrophe. Inzwischen habe ich es nach Hause nach Brooklyn geschafft. Ein Taxifahrer fand sich, der mich für 40 Dollar - ungefähr das Doppelte des sonst üblichen Fahrpreises - gefahren hat. Meine Freundin ist zu einem Freund nach Harlem gezogen. Da gibt’s Strom und warmes Wasser. Die Geschäfte haben geöffnet.

Ab Donnerstag sollen wieder ein paar U-Bahnen fahren, aber nur in Teilabschnitten der Stadt. Von Manhattan nach Brooklyn und zurück fährt nichts. Die Tunnel sind vollgelaufen. Bürgermeister Bloomberg kündigt an, dass nur Autos mit mindestens drei Personen nach Manhattan reinfahren dürfen. Er will ein Verkehrschaos verhindern, denn natürlich funktionieren auch die Ampeln nicht. Verkehrspolizisten sind kaum welche zu sehen. Die Marine schickt Schiffe zur Katastrophenhilfe nach New York und New Jersey. Das Bellevue-Krankenhaus am East River ist bereits evakuiert worden.

Schon unken die New Yorker, dass die Präsidentschaftswahlen am kommenden Dienstag womöglich gar nicht stattfinden werden – wahrscheinlich gibt es bis nächste Woche in vielen Gebieten, in denen der Wirbelsturm Schaden anrichtete, immer noch keinen Strom. Zudem erreichten viele Sturmgeschädigte an der Ostküste gar kein Wahlbüro. Was aber auf jeden Fall stattfinden soll am kommenden Sonntag sei der New York Marathon. Ein solches Großereignis lassen sich die New Yorker so schnell nicht nehmen – auch nicht von einem verheerenden Wirbelsturm mit dem hübschen Namen Sandy.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%