Nordkorea Freigelassener US-Student hat schwere Gehirnverletzung

Otto Warmbier ist zurück in den USA - laut Ärzten befinde er sich aber in einem Zustand „reaktionsloser Wachheit“. Der Student habe schwere neurologische Verletzungen erlitten. Sein Vater erhebt Vorwürfe gegen Nordkorea.

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Der US-Student Otto Warmbier kehrte nach eineinhalb Jahren Gefangenschaft in Nordkorea in seine Heimat zurück. Quelle: AP

Wyoming Der aus Nordkorea freigelassene Student Otto Warmbier hat laut Angaben der behandelnden Ärzte eine „schwere neurologische Verletzung“ erlitten. Der 22-Jährige habe in allen Bereichen seines Gehirns großflächige Schäden am Hirngewebe davongetragen, erklärte der Mediziner Daniel Kanter am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Der Student befinde sich in einem Zustand „reaktionsloser Wachheit“. Er könne seine Augen öffnen und blinzeln. Es gebe aber keinerlei Anzeichen dafür, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagiere. Seine Mutter sei an Warmbiers Seite.

Sein Vater Fred Warmbier sagte, dass er der Darstellung Nordkoreas nicht glaube, wonach sein Sohn wegen einer Nahrungsmittelvergiftung und einer Schlaftablette ins Koma gefallen sei. Die Rückkehr des Studenten habe Erleichterung, aber auch Wut in ihm hervorgerufen. „Erleichterung, dass Otto jetzt zu Hause in den Armen derjenigen ist, die ihn lieben, und Wut darüber, dass er so lange so brutal behandelt wurde“, sagte er in der Wyoming High School, die sein Sohn früher besucht hatte.

„Es gibt keine Entschuldigung dafür“

Er wisse nicht, warum Nordkorea seinen Sohn freigelassen habe, sagte der Vater. Das Land tue jedoch nichts aus Güte. „Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie die Nordkoreaner unseren Sohn behandelt haben“, sagte er.

Fred Warmbier trug bei der Pressekonferenz in der Schule dasselbe Jackett, das Otto anhatte, als Nordkorea ihn im Jahr 2015 vor den Medien präsentiert hatte. Das höchste nordkoreanische Gericht hatte den Studenten im März 2016 zu 15 Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt, nachdem er unter Tränen den versuchten Diebstahl eines Propaganda-Transparents gestanden hatte. Am Dienstagabend war er in Cincinnati angekommen und per Rettungswagen in das medizinische Zentrum der Hochschule gebracht worden.

Der Vater berichtete davon, am Mittwoch „einen sehr netten Telefonanruf“ von US-Präsident Donald Trump erhalten zu haben. Dieser habe ihm gesagt, dass US-Außenminister Rex Tillerson hart daran gearbeitet habe, dass der junge Mann nach Hause zurückkehren könne.

Warmbiers Vater sagte in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News, dass sein Sohn „terrorisiert und brutal behandelt“ worden sei und bereits mehr als ein Jahr im Koma gelegen habe. „An dem Tag nach seiner Verurteilung fiel er in ein Koma“, sagte der Vater in dem Interview. Die Eltern hätten erst in der vergangenen Woche davon erfahren.

Nordkorea gab erstmals seit der Rückkehr Warmbiers in seine Heimat Ohio eine Erklärung zu dem Fall heraus. Man habe den US-Studenten aus „humanitären Gründen“ aus der Haft entlassen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag. Der Häftling habe Zwangsarbeit abgeleistet und sei aufgrund einer Anordnung des nordkoreanischen Zentralgerichts freigekommen. Die Mitteilung war nur einen Satz lang.

Der frühere amerikanische UN-Botschafter Bill Richardson sagte, es müsse eine Ermittlung zu dem geben, was Warmbier passiert sei und wie es zu der „tragischen Situation“ kommen konnte. Er lobte das Außenministerium dafür, die Rückkehr des Studenten möglich gemacht zu haben. Falls festgestellt werde, dass Nordkorea den Zustand Warmbiers verschleiert habe und er keine angemessene Behandlung bekam, müsse es eine starke Antwort der USA geben.

Noch drei weitere Amerikaner sind in Nordkorea in Gefangenschaft. Tillerson sagte, seine Behörde setze sich weiter für deren Haftentlassung ein.

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