Russland-Besuch Gabriel und Lawrow streiten über Giftgas

Deutschland und Russland sind sich uneins über die Giftgasangriffe in Syrien: Der russische Außenminister Lawrow wies die Vorwürfe aus den USA zurück, sein Kollege Gabriel nannte den Einsatz „schwere Kriegsverbrechen“.

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Außenminister Sigmar Gabriel in Moskau mit seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Gabriel trifft bei seinem Antrittsbesuch in Russland neben Außenminister Lawrow wahrscheinlich auch Präsident Putin. Quelle: dpa

Krasnodar Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat sich bei seinem Russland-Besuch einen verbalen Schlagabtausch mit seinem Kollegen Sergej Lawrow über mögliche Giftgasangriffe in Syrien geliefert. Während Lawrow die Warnungen Washingtons vor einem „weiteren Chemiewaffen-Angriff“ der syrischen Regierungstruppen als reine Spekulation zurückwies, warf Gabriel dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad „schwere Kriegsverbrechen“ vor.

Das Weiße Haus hatte am Montagabend mit drastischen Worten vor einem Giftgas-Einsatz in Syrien gewarnt. Sollte es dazu kommen, würde dies wahrscheinlich „den Massenmord an Zivilisten“ bedeuten, darunter unschuldige Kinder, hieß es in einer Erklärung. In diesem Fall würden al-Assad und sein Militär „einen hohen Preis“ dafür zahlen.

Lawrow warnte die USA bei einer Pressekonferenz mit Gabriel im südrussischen Krasnodar vor einem Präventivschlag gegen syrische Regierungstruppen. Washington solle „nicht über flüchtige Aufklärungsinformationen spekulieren, die geheim sind und niemandem gezeigt werden dürfen“, sagte er.

Gabriel warf Lawrow vor, die Assad-Regierung als „friedfertiges Regime“ zu verharmlosen, das zu Unrecht verdächtigt werde. „Präsident Assad sitzt einem Regime vor, das in der Lage ist, tausende von Menschen in Folterkeller zu bringen“, sagte Gabriel. „Ich glaube einfach, dass der Schritt, gegen Regimegegner chemische Waffen einzusetzen für die dortigen Militärs kein so großer ist.“

Am 4. April 2017 waren bei einem mutmaßlichen Giftgas-Angriff auf die syrische Stadt Chan Scheichun mehr als 80 Menschen getötet worden. Der Westen macht die syrischen Regierungstruppen verantwortlich, Assad weist jegliche Schuld von sich - und wird von Russland in Schutz genommen. Die USA hatten damals mit einem Raketenangriff auf einen syrischen Luftwaffenstützpunkt reagiert.

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