Russland soll nach Auffassung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel schnell wieder zur Runde der wichtigsten westlichen Industriestaaten dazu stoßen. "Russland ist ein wichtiger globaler Akteur und eben keine Regionalmacht", sagte der SPD-Chef in einem Interview mit Russlandkontrovers.de, der Website des deutsch-russischen Forums. "Deshalb trete ich dafür ein, dass aus den G7 schnell wieder G8 werden und Russland in den Teilnehmerkreis zurückkehrt."
Russland war nach der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim nicht mehr in den G7-Kreis geladen worden, zu dem die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien gehören.
Russland sei trotz des Einbruchs der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ein "außerordentlich wichtiger Partner für Deutschland und die deutsche Wirtschaft", betonte Gabriel. "Bei allen bestehenden Schwierigkeiten, die uns ganz sicher auch noch eine Weile begleiten werden, ist Russland ein Schlüsselpartner für Deutschland und wird das auch bleiben." Politisch entwickele sich das Land derzeit in eine Richtung, "die uns in vielen Punkten Sorge bereitet". Dennoch sei der Reformprozess in Russland nicht gescheitert.
Schneller schlau: Die G7
Die Weltwirtschaftskrise brachte 1975 Bundeskanzler Helmut Schmidt und den französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing auf die Idee eines Gipfeltreffens der größten Industrienationen. Das Ziel: Die Erörterung der weltwirtschaftlichen Lage und die Suche nach Lösungsansätzen für globale Probleme.
Beim ersten Gipfeltreffen auf Schloss Rambouillet bei Paris trafen sich die Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Deutschland, der USA, Großbritannien, Japan und Italien. Ein Jahr später kam Kanada hinzu. Aus der „Gruppe der Sechs“ wurde die G7.
Russland erhielt 2002 die Vollmitgliedschaft, die G8 existierte aber nur bis 2013. Wegen der russischen Annexion der Krim platzte 2014 der Gipfel im russischen Sotschi am Schwarzen Meer. Die G7 tagte stattdessen ohne Russland in Brüssel. Eine Rückkehr zur G8 ist derzeit kein Thema.
Stand: August 2023
In der Anfangszeit ging es bei den jährlichen Gipfeln vor allem um Wirtschaftsthemen. Die Treffen wurden deswegen auch Weltwirtschaftsgipfel genannt. Heute stehen meist internationale Krisen im Vordergrund.
Die G7 trifft keine verbindlichen Beschlüsse. Das Abschlussdokument hat keinen verbindlichen Charakter. Es geht bei den Treffen vor allem um einen Gedankenaustausch über die wichtigsten Themen dieser Welt.
Der Vorsitz der Gruppe rotiert. Jedes Jahr finden die Gipfel in einem anderen Mitgliedsland statt.
Zu den im Ukraine-Russland-Konflikt verhängten EU-Sanktionen, die Mitte des Jahres verlängert werden sollen, äußerte sich Gabriel nicht. Die G7-Staaten hatten bei ihrem Treffen in Japan einerseits betont, dass notfalls auch neue Sanktionen verhängt werden könnten.
Falls Russland die in der Minsker Friedensvereinbarung festgelegten Verpflichtungen erfülle, könne man aber die Sanktionen "schrittweise" zurücknehmen, heißt es in der deutschen Übersetzung des G7-Beschlusses. Auch der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA) forderte eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen.