Syrien-Konflikt Russland kündigt nach dem Militäreinsatz Konsequenzen an

Russland kritisiert den Militäreinsatz des Westens in Syrien scharf und droht mit Konsequenzen. Auch die Reaktion aus Teheran erfolgt umgehend.

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Ein russischer Politiker fühlte sich durch die militärische Attacke des Westens in Syrien an den Überfall der Nationalsozialisten auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erinnert. Quelle: dpa

Moskau Russland hat die Luftangriffe von USA, Großbritannien und Frankreich gegen Ziele in Syrien scharf verurteilt und mit einer Reaktion gedroht. „Derartige Aktionen werden nicht ohne Konsequenzen bleiben“, schrieb der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow, am frühen Samstagmorgen auf Twitter. Washington, London und Paris seien allein dafür verantwortlich. Zudem erklärte Antonow: „Den Präsident Russlands zu beleidigen, ist inakzeptabel und unzulässig.“

Auch das Außenministerium in Moskau äußerte massive Kritik am Vorgehen der Westmächte. Die Luftangriffe hätten ein seit langem geplagtes Land getroffen, „das seit Jahren eine terroristische Aggression zu überstehen versucht“, teilte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa auf Facebook mit.

Auch die Reaktion aus dem Iran fiel harsch aus. Der Einsatz sei ein klarer Verstoß gegen internationale Vorschriften und die territoriale Integrität Syriens, wie es am Samstag in einer Presseerklärung des Außenministeriums in Teheran hieß. Der Iran verurteile jeglichen Einsatz von chemischen Waffen. Das Thema hätte aber nicht als Vorwand für militärische Angriffe auf einen Mitgliedstaat der Vereinten Nationen benutzt werden sollen, teilte das Außenministerium der Nachrichtenagentur Isna zufolge mit.

In der bis vor kurzem noch von Rebellen kontrollierten Damaszener Vorortregion Ost-Ghuta sollen am vergangenen Wochenende bei einem Giftgasangriff der syrischen Regierungstruppen in Duma mindestens 40 Menschen getötet worden sein. Die syrische Regierung hat die Nutzung jedweder geächteter Waffen dementiert.

US-Präsident Donald Trump begründete die Luftangriffe gegen Ziele in Syrien mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff, für den er Assad verantwortlich machte. „Wegen der üblen und abscheulichen Attacke krümmten sich Mütter und Väter, Säuglinge und Kinder, vor Schmerzen und rangen nach Luft. Dies sind nicht die Aktionen eines Mannes, dies sind vielmehr Verbrechen eines Monsters“, erklärte er im Weißen Haus.

Nach Angaben der französischen Regierung sei Frankreich zuvor informiert worden. Es sei von den drei Westmächten sichergestellt worden, dass Moskau vorzeitig gewarnt worden sei, sagte die französische Verteidigungsministerin Florence Parly am Samstag.

In Moskau übte Außenamtssprecherin Sacharowa indes auch Kritik an den westlichen Medien. Das Weiße Haus habe erklärt, dass seine Gewissheit über die Giftgasattacke aus Damaskus auf den „Massenmedien, Berichten über Symptome, Videos, Fotos sowie glaubwürdigen Informationen“ fuße. Nach einer solchen Verlautbarung sollten sich die amerikanischen und andere westliche Medien ihrer Verantwortung für das aktuelle Geschehen bewusst werden, mahnte Sacharowa. Die Lage verglich sie mit dem Beginn des Irakkriegs 2003, der auf Behauptungen gründete, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen.

Der russische Politiker Alexander Scherin verglich Trump gar mit Hitler. „Man kann ihn den Adolf Hitler unserer Zeit nennen“, sagte Scherin, Vizevorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma. Die westlichen Mächte hätten unter US-Führung eine ähnliche Strategie genutzt. „Schauen Sie mal, er hat sogar dieselbe Uhrzeit ausgewählt zu der Hitler die Sowjetunion angegriffen hat“, sagte er der Agentur Ria Nowosti. Die deutsche Wehrmacht hatte am 22. Juni 1941 frühmorgens mit dem Überfall auf die Sowjetunion begonnen.

Dmitri Sablin, Chef einer Delegation russischer Abgeordneter in Syrien, warf den Westmächten vor, mit den Angriffen Ermittlungen zum mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma behindern zu wollen. Am Samstag sollten Vertreter der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen ihre Mission im Bürgerkriegsland starten. Sie sollen feststellen, ob es eine solche Attacke gegeben hat.

Es ist das zweite Mal, dass Trump einen Luftangriff auf Syrien angeordnet hat. Im Frühling 2017 hatte er Marschflugkörper auf den syrischen Flugplatz Schairat als Vergeltung für den mutmaßlichen Einsatz von Saringas gegen Zivilisten durch die Assad-Regierung feuern lassen.

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