Trump in Südkorea „Nordkorea ist eine Hölle, die keine Person verdient“

Auf seiner Asien-Reise richtet sich US-Präsident Trump direkt an Nordkoreas Führer Kim Jong Un. Einerseits nennt er ihn einen Tyrannen. Anderseits bietet er zum ersten Mal auch einen Ausweg an: Gespräche.

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US-Präsident Donald Trump spricht als erster amerikanischer Präsident seit 24 Jahren in Seoul, Südkorea, vor der südkoreanischen Nationalversammlung (Gukhoe). Quelle: dpa

Tokio Seit er seine Asienreise angetreten ist, zeigt sich US-Präsident Donald Trump ungewöhnlich handzahm. So sehr, dass er seine bisherige Kriegsrethorik gegenüber Nordkorea, sogar in ein Gesprächsangebot verwandelt. Am Mittwoch erläuterte er seinen Vorstoß zur Lösung der atomaren Bedrohung durch den Norden in einer mit Spannung erwarteten Rede vor dem südkoreanischen Parlament und tat etwas, dass wohl die wenigstens erwartet hätten: Er wendete sich direkt an Nordkoreas Führer Kim Jong Un.

„Die Waffen, die Sie sich anschaffen, machen Sie nicht sicherer, sondern bringen ihr Regime in große Gefahr“, erklärte Trump dem nicht einmal halb so alten Führer Nordkoreas. Jeder Schritt, den Sie auf diesem dunklen Weg gehen, erhöhe diese Gefahr. „Nordkorea ist nicht das Paradies, dass Ihr Großvater sich ausmalte“, sagte Trump weiter. „Es ist eine Hölle, dass keine Person verdient.“ Darüber hinaus nannte Trump Kim einen Tyrannen.

Ansonsten gab er sich im Vergleich zu früheren Androhungen von Militärschlägen und totaler Vernichtung des Nordens vergleichsweise friedlich. Er versicherte Nordkorea und allen, die es hören wollten, dass seine Regierung ganz anders als die vergangenen US-Regierungen sei: „Amerika sucht keinen Konflikt und keine Konfrontation“, sagte Trump, „aber wir werden auch nicht davon wegrennen.“ Nordkorea solle die die USA nicht unterschätzen und nicht herausfordern. „Wir werden unsere gemeinsame Sicherheit, unseren geteilten Wohlstand und unsere heilige Freiheit verteidigen.“

In den vergangenen Monaten hatten sich die Spannungen in der Region deutlich verschärft, nachdem Nordkorea mehrfach Raketen getestet und damit gegen UN-Resolutionen verstoßen hatte. Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatten sich mit Beschimpfungen und harschen Drohungen überzogen. Das nährte große Sorgen vor einem Krieg.

In seiner 30-minütigen Rede bot der US-Präsident nun erstmals einen Ausweg für den verfahrenen Konflikt: Gespräche. „Trotz all der Verbrechen, die Sie vor Gott und den Menschen begangen haben, sind wir bereit, Ihnen einen viel besseren Pfad in die Zukunft anzubieten“, sagte Trump.

An dem Ziel einer „kompletten und nachprüfbaren Denuklearisierung“ der koreanischen Halbinsel hielt er aber weiter fest. Dabei setzt er vor allem auf Nordkoreas nördliche Nachbarn und Kims Schutzherren, den chinesischen Staatschef Xi Jinping und den russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Trump noch beide während seiner Reise treffen wird.

Ohne die Staaten beim Namen zu nennen, appellierte er in seiner Rede, Nordkorea an den Verhandlungstisch zu zwingen. Die Welt könne die Plage eines schurkischen Regimes, das mit nuklearer Verwüstung droht, nicht tolerieren, so Trump. „Alle verantwortungsbewussten Nationen müssen sich zusammenschließen, um dem brutalen Regime jede Form von Unterstützung, Nachschub und Anerkennung zu verweigern“. Scharf kritisierte Trump auch die Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea. An die Südkoreaner gewandt sagte er: „Euer Erfolg ist der größte Grund für Angst und Panik im Norden.“ Schon die Gegenwart eines freien und unabhängigen Südkorea bedrohe das nordkoreanische Regime in seiner Existenz. Anders als am Vortag, als Trump mit sehr diplomatischen und zurückhaltenden Äußerungen überrascht hatte, sprach er nun zwar nicht mehr davon, dass es Bewegung in dem festgefahrenen Konflikt gebe. Er eskalierte aber auch nicht weiter.

Die Anwesenden begrüßen die erste Rede eines amerikanischen Präsidenten vor dem südkoreanischen Parlament seit 24 Jahren. Auch Victor Cha, möglicher US-Botschafter in Seoul, sah als positiv, dass Trump Härte, aber nicht Krieg signalisiert habe und den nordkoreanischen Machthabern öffentlich Diplomatie als „Ausweg“ angeboten habe. „Dies ist mehr, als man erwarten konnte“, so Cha.

Aber nicht alle Korea-Beobachter glauben, dass Trumps Rede hilfreich war. Erstens glaubt kaum jemand, dass das Regime seine Atomwaffen abgeben wird. Zweitens zweifelt John Delury, Professor an der Yonsei Universität in Südkorea daran, dass die Einstufung Nordkoreas als Hölle, Staatsgründer Kim Il-Sungs als Lügner und der Vorwurf von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kim überzeugen würden.

Mit Spannung wird nun auf die Antwort Nordkoreas gewartet. Aber wichtiger dürfte erst mal Trumps Auftritt bei der nächsten Station seiner Reise sein. In China wird er beweisen müssen, dass er tatsächlich die globale Anti-Korea-Allianz zusammenschmieden kann und will, die er in seiner Rede angemahnt hat. Die Gespräche mit Xi gelten als der eigentliche Gradmesser seines Erfolgs. Die ersten zwei Etappen bei den US-Verbündeten Japan und Südkorea waren nur ein Warmlaufen für das Treffen der alten und der möglicherweise kommenden Großmacht.

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