Berlin intern

Das Comeback des Jahres

Gregor Peter Schmitz
Gregor Peter Schmitz Ehem. Leiter Hauptstadtbüro WirtschaftsWoche (Berlin)

Karl-Theodor zu Guttenberg soll für die CSU Wahlkampf machen. Es ist ein Schaulaufen für die Rückkehr als Minister.

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Karl-Theodor-zu-Guttenberg Quelle: dpa

Als Bundesbürger muss man gerade nur mal kurz die Augen schließen, schon ist ein Spitzenamt im Staat neu besetzt. Es gibt einen neuen Außenminister: Sigmar Gabriel sicherte sich das zweitwichtigste Regierungsamt, weil ihm der Kampf um das wichtigste (Kanzler) doch zu anstrengend erschien. Es gibt eine neue Wirtschaftsministerin, Brigitte Zypries, die sich offenbar noch für kraftvoll genug hält, obwohl sie ihren Abschied aus dem Bundestag schon angekündigt hatte. Und mit Frank-Walter Steinmeier steht bereits der neue Bundespräsident fest, noch bevor die Bundesversammlung zusammenkommt.

Kein Bürger durfte bei diesen SPD-Rochaden mitreden – genauso wenig wie bei der Ausrufung eines möglichen neuen (und alten) Bundesministers. Nichts anderes verbirgt sich nämlich hinter der Ankündigung von CSU-Chef Horst Seehofer, Plagiatssünder Karl-Theodor zu Guttenberg werde für die Christsozialen im Bundestagswahlkampf aktiv werden.

Zwar betonten alle, Guttenberg, 45, bewerbe sich nicht um ein Mandat, das wolle er niemandem wegnehmen. Doch heißt dies keineswegs, dass dessen geplante Auftritte – etwa Reden zur Außenpolitik und Technologiethemen – nicht auch die beste Bewerbung für eine Rückkehr als Minister hergeben.

Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg wird einem Medienbericht zufolge im Bundestagswahlkampf für die CSU auftreten.

Davon träumt vor allem die CSU, schon aus Personalmangel. In der Partei sieht man es als Fehler an, sich in dieser Legislaturperiode mit drei B-Ministerien – Landwirtschaft, Verkehr, Entwicklungshilfe – in Angela Merkels Kabinett begnügt zu haben. Will man nach der nächsten Wahl ein A-Ministerium, etwa das Außenressort, ergattern, käme ein (gefallener) Star wie Guttenberg höchst gelegen. Unter Unionsanhängern ist er nach wie vor sehr populär – und übrigens auch unter den Unterstützern der AfD.

Guttenberg spielt seine Karten zudem derzeit so richtig, wie er in der Plagiatsaffäre alles falsch machte. Aus seinem Umfeld ist nur bescheiden zu vernehmen, er habe sich nicht gedrängt, lasse jedoch natürlich die Partei im anstehenden harten Wahlkampf nicht im Stich. Ansonsten sei er aber sehr glücklich in den USA, wo Guttenberg sich eine florierende Beratungsfirma aufgebaut hat und in einer Villa nahe New York residiert.

„Hello everybody, alles klar? Karl-Theodor ist wieder da!“ Mit diesen Worten trat ein Double beim traditionellen Starkbieranstich in München auf. Doch was sagt eigentlich der echte Guttenberg zu einem möglichen Comeback?

Der Freiherr weiß: Die Zeit spielt für ihn. Mit jedem Monat in der Fremde verblasst der Streit um Fußnoten. Hinzu ist Guttenberg ein Trump-Gewinner. In Zeiten, da die Welt immer unerklärlicher zu werden droht, ist der Bedarf an Welterklärern besonders groß. Diese Pose beherrscht Guttenberg nach wie vor – und es ist diesmal keine Hochstapelei, da er international besser vernetzt ist als die meisten Bundespolitiker.

Guttenberg mag früher öffentlich bekannt haben, mit der Politik abgeschlossen zu haben. „Ich habe ein wunderbares internationales Tätigkeitsfeld gefunden“, sagte er dem „Spiegel“ voriges Jahr.

Doch dass ihn ein Minister-Comeback reizen würde, geben selbst Vertraute zu. Auch unter einer Kanzlerin Merkel – warum nicht? Merkel hatte in der Plagiatsaffäre ja betont, ihn nicht als wissenschaftlichen Mitarbeiter eingestellt zu haben.

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