Cannabis-Legalisierung Was spricht für die Legalisierung von Cannabis? Und was dagegen?

Legalisierung von Cannabis: Was spricht dafür? Und was dagegen? Quelle: AP

Die Legalisierung von Cannabis soll kommen – so steht es zumindest im Koalitionsvertrag der Ampel-Parteien. Welche Faktoren sprechen für die Legalisierung von Cannabis? Und welche dagegen?

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Die Debatte um eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland gibt es schon seit Jahren. Nun will die zukünftige Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP die Legalisierung vorantreiben – so steht es zumindest im Koalitionsvertrag. Doch was spricht für eine Entkriminalisierung von Cannabis? Und was spricht dagegen?

Die Ampel-Koalition möchte die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken legalisieren. So wolle man mit der Lizensierung des Verkaufs von Cannabis auch den Jugendschutz gewährleisten und die Verbreitung verunreinigter Substanzen verhindern. Denn Lizenzhändler dürfen Cannabis ausschließlich an Erwachsene verkaufen und müssen sich zudem an Qualitätsstandards halten. Nach vier Jahren soll das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis noch einmal auf gesellschaftliche Auswirkungen geprüft werden.

Tatsächlich ist Cannabis laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die beliebteste Droge unter Erwachsenen und Jugendlichen in Deutschland. Etwa zehn Prozent aller Jugendlichen haben laut der Studie schon einmal Cannabis konsumiert. Das entspricht einem Anstieg innerhalb der letzten zehn Jahre von fast fünfzig Prozent.

Wann kommt die Freigabe von Cannabis?

Wann genau die Freigabe von Cannabis in Deutschland erfolgt, ist bisher nicht bekannt. Zunächst einmal muss die neue Regierung aus SPD, Grünen und FDP vereidigt werden. Dies soll in der Nikolauswoche geschehen. Dann gilt es für die neue Regierung zunächst einmal die aktuelle Corona-Lage zu bewältigen. Die Legalisierung von Cannabis wird somit vermutlich zunächst keine erhöhte Priorität für die neue Regierung haben. Grundsätzlich dauern Gesetzgebungsverfahren etwa 175 Tage in Deutschland. Erst dann kann ein Gesetz in Kraft treten. Sollte das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis beispielsweise im Frühjahr 2022 im Parlament behandelt werden, so könnte die Legalisierung von Cannabis im Herbst 2022 Gesetz sein. 

Pro-Argumente für die Legalisierung von Cannabis:

Jobs und Steuereinnahmen

Die Legalisierung von Cannabis könnte dem Staat laut einer Studie des Wettbewerbsökonomen Justus Haucap vom Institute for Competition Economics (DICE) an der Universität Düsseldorf Mehreinnahmen in Höhe von bis zu 4,7 Milliarden Euro einbringen. Der Hauptgrund für diese Einnahmen seien allerdings nicht nur zusätzliche Steuereinnahmensondern, sondern auch die Entlastung der Justiz. Zudem geht aus der Studie hervor, dass die Legalisierung von Cannabis 27.000 neue Arbeitsplätze etwa in der Produktion, Verarbeitung und dem Verkauf von Cannabis schaffen könnte. 

Entlastung der Polizei und Justiz

Wenn Polizei und Justiz Cannabiskonsum nicht mehr strafrechtlich verfolgen müssen, könnte der Staat bis zu 1,4 Milliarden Euro sparen. Die Studie stützt sich hierbei auf Vergleichsdaten aus anderen Ländern, die Cannabis bereits legalisiert haben.   

Leichtere Kontrollierbarkeit

Die Legalisierung von Cannabis und der Verkauf durch Lizenzhändler erlauben es dem Staat, die Qualität, die Abgabe, den Verkauf oder die Einfuhr von Cannabis zu kontrollieren.

Verbraucherschutz

Eine Legalisierung von Cannabis würde zudem Auswirkungen auf den Schwarzmarkt haben. Denn gerade auf dem Schwarzmarkt ist die Gefahr, verunreinigtes Cannabis zu kaufen, hoch. Oft ist das Cannabis mit Sand, Glas, Zucker oder Gewürzen gestreckt. Verunreinigtes Cannabis kann die Gesundheit gefährden. Wenn die Ausgabe von Cannabis über lizensierte Händler erfolgt, kann die Qualität leichter geprüft werden und so auch die Verbraucher schützen. 

Nicht bedenklicher als andere legale Rauschmittel

Viele Befürworter der Legalisierung von Cannabis argumentieren, dass Cannabis nicht gefährlicher oder gesundheitsschädigender sei als andere legale Rauschmittel, wie Alkohol oder Tabak. So gebe es keine bestätigten Todesfälle durch Cannabiskonsum. An Alkoholkonsum sterben in Deutschland hingegen etwa 20.000 Menschen im Jahr. Laut WHO sterben weltweit sogar etwa drei Millionen Menschen jährlich an den folgen von Alkoholkonsum.

Contra-Argumente gegen die Legalisierung von Cannabis:

Sucht-Potenzial

Laut Experten haben etwa zehn Prozent der Cannabis-Konsumenten weltweit ein gestörtes Konsumverhalten. Die Cannabis-Sucht kann vor allem psychische und soziale Folgen haben. Denn auch wenn die körperliche Abhängigkeit bei Cannabiskonsum meist schnell überwunden werden kann, dauert die Überwindung der psychischen Abhängigkeit meist deutlich länger. 

Erhöhtes Risiko einer Psychose 

Insbesondere bei Jugendlichen besteht bei regelmäßigem Cannabiskonsum die Gefahr einer Psychose. Je jünger die Konsumenten und je höher der Konsum, desto höher ist die Gefahr eine Psychose zu erleiden. Eine europaweite Studie hat gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Psychose zu erleiden, bei Cannabiskonsumenten dreimal höher ist, als bei Menschen die kein Cannabis konsumieren. Als mögliche Ursache sehen die Forscher hohe THC-Werte von hochpotenten Neuzüchtungen und von synthetischen Cannabis-Produkten. Denn wenn der THC-Anteil in Joints besonders hoch war, traten bei Cannabiskonsumenten laut der Studie sogar fünfmal häufiger Psychosen auf. Unklar ist bisher allerdings, ob der Cannabiskonsum die einzige Ursache für die auftretenden Psychosen ist oder ob das Risiko einer Psychose insbesondere Jugendliche mit einer bestehenden Vulnerabilität betrifft.

Weitere Gesundheitsrisiken

Auch gemäßigter Cannabiskonsum bringt Gesundheitsrisiken mit sich. Der Rauch kann die Lunge schädigen und der Konsum erhöht auch bei jungen Menschen das Risiko eines Herzinfarkts.

Entkriminalisierung könnte zu erhöhtem Konsum und einer Zunahme von Folgestörungen führen 

Die Entkriminalisierung könnte langfristig zu einer Zunahme des Konsums führen. Experten fürchten zudem, dass die Legalisierung von Cannabis die Hemmschwelle zum Konsum härterer Drogen, wie Heroin oder Kokain, senken könnte. Zudem würde eine Zunahme des Cannabiskonsums laut Suchtmedizinern langfristig auch zu mehr Folgestörungen, etwa in Form von Abhängigkeit, Psychosen, Depressionen oder Angststörungen führen.

Mehr zum Thema: „Es geht nicht um eine totale Cannabis-Freigabe“

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