Corona in Deutschland Britische Virus-Mutation erstmals in Deutschland nachgewiesen

Die Vorbereitungen für die ersten Corona-Impfungen in Deutschland sind in vollem Gange. Nach Weihnachten soll es losgehen. Quelle: dpa

Die Vorbereitungen für die ersten Corona-Impfungen in Deutschland sind in vollem Gange. Nach Weihnachten soll es losgehen. Doch nun besorgt die Nachricht, dass die britische Corona-Mutation auch hier nachgewiesen wurde.

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Die in Großbritannien aufgetreten Mutation des Coronavirus ist erstmals auch in Deutschland festgestellt worden. Bei einer Frau, die am 20. Dezember aus Großbritannien nach Baden-Württemberg eingereist sei, sei heute die mutierte Variante B.1.1.7 des Coronavirus nachgewiesen worden, teilte das baden-württembergische Gesundheitsministerium am Heiligabend mit. Sie sei über den Flughafen Frankfurt eingereist, um Angehörige in Baden-Württemberg zu besuchen.

Schon bei der Einreise sei ein Schnelltest positiv ausgefallen. Die Frau sei vom Flughafen mit dem Auto von der Familie abgeholt worden und befinde sich seitdem in häuslicher Isolation.

Die Nachricht, dass die vermutlich ansteckendere Corona-Variante auch hierzulande nachgewiesen wurde, kommt zu einer empfindlichen Zeit. Vor dem Start der Corona-Impfungen in Deutschland hatten Ärzte zur Vernunft an Weihnachten aufgerufen. Auch beim Einsatz von Corona-Schnelltests müssten die Corona-Regeln über die Festtage eingehalten werden, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der „Rheinischen Post“. Diese Tests hätten durchaus ihre Berechtigung, „aber ich warne vor einer Scheinsicherheit dieser Testergebnisse: Ein negatives Testergebnis, beispielsweise vor Familienfeiern, darf nicht zu einem sorglosen Umgang verleiten.“ Negative Testergebnisse seien immer nur eine Momentaufnahme und können am nächsten Tag schon positiv ausfallen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Freitag 25.533 Corona-Neuinfektionen in Deutschland binnen 24 Stunden. Damit weist das RKI am ersten Weihnachtsfeiertag rund 8200 weniger neue Fälle aus als am Freitag vor einer Woche, als mit 33.777 Neuinfektionen der bisherige Höchstwert registriert wurde. Allerdings weist das Institut darauf hin, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel mit weniger Tests und Laboruntersuchungen sowie weniger Übermittlungen von Erregernachweisen durch die Gesundheitsämter zu rechnen sei. Weitere 412 Menschen starben, die positiv getestet wurden. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 188,8 von zuletzt 196,2. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen positiv getestet wurden. Bund und Länder streben zur Virus-Eindämmung einen Wert von 50 an. Insgesamt sind nun 1.612.648 Ansteckungen und 29.182 Todesfälle bestätigt. Als genesen gelten rund 1.206.200 Menschen. Am Sonntag soll mit ersten Impfungen begonnen werden und zwar in Alten- und Pflegeheimen und bei den über 80-Jährigen.

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Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen und der angespannten Lage in den Krankenhäusern sollte sich auch jeder kritisch fragen, ob er wirklich die gesetzlichen Höchstgrenzen für Zusammenkünfte ausreizen müsse, sagte Reinhardt. „Eine dritte, noch stärkere Infektionswelle, würde unser Gesundheitssystem überlasten. Jeder einzelne kann dazu beitragen, dass zu verhindern.“

Auch der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, appellierte, Kontakte über Weihnachten zu meiden. „Nur maximale Kontaktbeschränkungen können verhindern, dass wir im Januar eine dritte Welle bekommen“, sagte er der „Rheinischen Post“. Vom 24. bis 26. Dezember sind in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen Treffen mit einem Haushalt und vier weiteren Personen über 14 Jahren möglich. Diese müssen allerdings aus dem „engsten Familienkreis“ kommen.

Wie aus dem Lagebericht des Robert Koch-Instituts von Mittwochabend hervorgeht, sind die Test-Kapazitäten in der Weihnachtswoche deutlich geringer. „Insgesamt ist während der Feiertage mit einer geringeren Test- und Meldeaktivität zu rechnen“, schreibt das RKI. Die Daten dazu könnten nur ein unvollständiges Bild der epidemiologischen Lage in Deutschland ergeben. Demnach können die Labore in Kalenderwoche 52 (21.12. bis 27.12.) rund 1,2 Millionen PCR-Tests durchführen. Zum Vergleich: In Kalenderwoche 51 wurden in Deutschland knapp 1,6 Millionen Tests tatsächlich durchgeführt. Dabei lagen die Kapazitäten mit rund 2,0 Millionen noch deutlich darüber.

Derweil laufen die Vorbereitungen zum Impfstart in Deutschland auf Hochtouren. Die ersten Impfungen sind am Sonntag direkt nach Weihnachten geplant. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hofft auf eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung, um die Pandemie zu überwinden. Mit dem Start der Corona-Schutzimpfungen sei ein Wendepunkt erreicht, sagte der frühere Laborarzt der Deutschen Presse-Agentur.

Die ersten 151.125 Impfdosen der Unternehmen Biontech/Pfizer werden nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, die zurzeit den Vorsitz der Länder-Gesundheitsministerkonferenz innehat, am Samstag erwartet. Von einem zentralen Depot aus wird dann verteilt. Genauere Angaben zum Auslieferprozess gab es zunächst nicht. Aus Sicherheitsgründen äußere man sich „nicht zu den Details der einzelnen Lieferungen“, teilte ein Sprecher von Pfizer am Mittwoch mit.



Um Komplikationen bei der Auslieferung vorzubeugen, forderte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, ein Demonstrationsverbot vor Corona-Impfzentren in Deutschland. „Wir brauchen Demoverbote, sowohl auf den Transportstrecken als auch bei den Impfstationen“, sagte Wendt der „Passauer Neuen Presse“. Der Impfstoff sei ein wertvolles Gut. Wenn die Impfstoff-Transporte so abliefen wie die Castor-Transporte, schaffe die Polizei das kräftemäßig nicht. Die Kommunen sollten rasch Verbote erlassen, die Länder koordinieren. Denn „wir haben diese Querdenker-Demos bereits erlebt und gesehen, welches aggressive Potenzial es da gibt.“

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