Erst AstraZeneca, jetzt Johnson & Johnson: Impfungen werden ausgesetzt, weil seltene Fälle von Hirnvenen-Thrombosen auffallen. Ein Gutes haben diese schlechten Impfstoff-Nachrichten immerhin: Sie zeigen, wie gut und akribisch die Arzneibehörden arbeiten.
Paul-Ehrlich-Institut, CDC, FDA, EMA und wie sie alle heißen nehmen Meldungen über Nebenwirkungen sehr ernst. Sie prüfen, vergleichen, wägen ab und ändern mitunter – während laufender Verimpfung – ihre Empfehlungen. Auch wenn es immer noch deutlich wahrscheinlicher ist, an einer Coronainfektion zu sterben als an einer Thrombose: Diese Akribie schafft Vertrauen. Zwar nicht in die Pharmakonzerne. Aber in die Arzneimittelsicherheit.
Es stimmt eben nicht, dass sich die Pharmakonzerne mit halbgaren Studien und unvollständigen Daten Zulassungen erschleichen können. Ein Beispiel: Als AstraZeneca kürzlich in den USA eine Zulassungsstudie für seinen Coronaimpfstoff mit schon etwas älteren Daten unterlegte, reagierte das Data Safety Monitoring Board, ein unabhängiges Expertengremium, sofort und verlangte nach neuen Daten. Die stellte AstraZeneca dann innerhalb von 48 Stunden bereit. Beruhigend in diesen turbulenten Zeiten, dass die Arzneiprüfer wachsam sind.
Übrigens: Wer selber mal erleben möchte, wie sehr sich die Behörden um die Gesundheit sorgen, dem sei die SafeVac-App des Paul-Ehrlich-Instituts empfohlen. Wer sich anmeldet, wird nach erfolgter Impfung mehrfach gefragt, wie es denn jetzt gesundheitlich so geht. Die Arzneiprüfer sammeln damit weitere Erkenntnisse zur Verträglichkeit der Impfstoffe – um künftig noch akribischer urteilen zu können.
Mehr zum Thema: Bei den künftigen Einkäufen will sich die EU auf die Impfstoffe der neuen Generation konzentrieren. Biontech ist nur der Anfang. Offen ist aber, ob Europa es sich überhaupt leisten kann, auf andere Vakzine zu verzichten.