Der Chef des Corona-Krisenstabs im Kanzleramt warnt vor zu umfangreichen Lockerungen. „Wir können noch längst nicht von einem Pandemieende sprechen“, sagte General Carsten Breuer der WirtschaftsWoche. „Wir haben die Omikron-Welle offenbar bezwungen, erste Lockerungen sind möglich, aber wir müssen vorsichtig bleiben – und auch damit rechnen, dass es Richtung Herbst wieder zu verschärften Maßnahmen kommen kann.“
Derzeit würden verschiedene Szenarien vorbereitet. „Ein mögliches Worst-Case-Szenario wäre eine Kombination aus der Delta- und Omikron-Variante, die eine neue, heftige Welle auslöst, mit der das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht wird“, sagte Breuer. „Das ist nicht das wahrscheinlichste, aber das schlimmste Szenario, auf das wir uns aber vorbereiten müssen. Etwa damit, dass wir die Impflogistik und die Impfstoffproduktion entsprechend vorbereiten und auch die Impfquote weiter erhöhen.“
Hoffnung auf Novavax
Hoffnung setzt Breuer dabei auch in den neuen Novavax-Impfstoff: „Wir haben mit dem Novavax-Impfstoff jetzt sicher noch einmal eine neue Möglichkeit diejenigen von einer Impfung zu überzeugen, die sich bislang gegen mRNA-Impfstoffe entschieden haben“, betonte Breuer: „Denn es geht ja nicht per se nur ums Impfen und sich selbst zu schützen, sondern auch gerade um diejenigen, die besonders vulnerabel sind“.

Breuer bedauerte, dass die Bundeswehr derzeit nicht so leistungsfähig sei wie gewünscht. „Nicht der Einsatz in der Amtshilfe schwächt die Truppe, sondern Corona insgesamt hat dazu geführt, dass wir viele Übungen oder Ausbildungen nicht wie üblich durchführen konnten. Aber so lange Amtshilfe erforderlich ist, werden wir sie auch leisten“, sagte der General.
Krisenfähigkeit der Bundeswehr
Der Kampf gegen das Coronavirus und die Unterstützung der Ukraine gegen Russland seien „zwei völlig unterschiedliche Aufgaben“, die aber eins gemeinsam hätten: „Eine Krise zu bewältigen. Es gehört zur soldatischen Ausbildung, sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten, schnell reaktionsfähig zu sein, auch im Worst Case. Darauf kommt es auch in diesen beiden Krisen an“, betonte Breuer.
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