Die SPD muss also das Finanzministerium anstreben. Aber wer soll, wer kann es machen? Der bislang letzte SPD-Finanzminister, Peer Steinbrück, hat sich aus dem Rennen genommen. Den ersten Zugriff hätte Gabriel selbst. Dem SPD-Chef werden aber eher Ambitionen auf das Arbeitsministerium nachgesagt, wo er sich mit Kernanliegen der Sozialdemokraten wie Mindestlohn, Rente und dem Kampf gegen Werkverträge profilieren könnte. Von dort aus könnte er als Vizekanzler operieren.
Die nächsten Anwärter wären Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann. Ob Steinmeier überhaupt ins Kabinett geht, ist allerdings offen. Als wiedergewählter Fraktionsvorsitzender sitzt er schon an einer der mächtigsten Schaltstellen überhaupt. Die Erfahrung als Außenminister und Kanzleramtsminister spricht für ihn, ein besonderes Faible für Zahlen und Haushalt aber ist nicht bekannt. Oppermann wiederum gilt als Allzweckwaffe der Genossen, könnte die Felder Innen oder Justiz ideal abdecken. Als kluger Generalist trauen ihm aber auch viele die Schäuble-Nachfolge zu.
Es gäbe aber auch noch einem spannenden Kandidaten von auswärts, international bestens vernetzt, mit langjähriger Exekutiverfahrung unter Steinbrück und Schäuble: Jörg Asmussen, heute Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank. Sein Interesse lässt er schon streuen. Sehr genau wurde in der SPD Asmussens Auftritt beim Berliner Gartenfest des Seeheimer Kreises direkt nach der Bundestagswahl registriert. Da brachte sich jemand in Erinnerung. Seine Kompetenz für globale Finanzfragen steht außer Frage, aber in Partei und Fraktion ist Asmussen nicht sonderlich verdrahtet. Ein schillernder Außenseiter-Kandidat.
Im noch weiteren Kandidatenumfeld wird der Name von Torsten Albig genannt, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und ehemals enger Mitarbeiter Steinbrücks im BMF. Albig allerdings ist erst seit anderthalb Jahren Ministerpräsident. Denkbar ansonsten: Der Düsseldorfer Landesfinanzminister Norbert Walter-Borjans, der immerhin den mächtigen Landesverband NRW im Rücken hat. Oder aber die SPD greift auf ein Parteimitglied zurück, dass schon längst im Führungszirkel des Finanzministeriums sitzt: Staatsekretär Werner Gatzer. Der allerdings gilt vor allem als versierter Maschinist und niemand für die internationale Bühne.
Am wahrscheinlichsten ist also, dass unter den drei Großkopferten Gabriel, Steinmeier und Oppermann die Wahl fallen würde.