Während einzelne große Unternehmen rätseln, ob sie 2012 erneut das präsidiale Sommerfest unterstützen, haben sich kleinere bereits entschieden. Nicht wieder dabei ist Schuhhändler Deichmann, der 2010 ein Zelt im Garten des Schlosses Bellevue aufbaute, um sich und die Aktivitäten seiner Entwicklungshilfeorganisation „wortundtat“ vorzustellen.
Bei strahlendem Sonnenschein war das Interesse zu gering. Wieder mit von der Party sein will dagegen der schwäbische Schokolatier Gubor. Die Gäste seien wichtig, nicht der Präsident, heißt es – und wo sonst erreiche man 5000 Politiker, Stars und Sternchen?
Einst finanzierten das Präsidialamt, aber auch die Vertretungen der Bundesländer, ihre Empfänge und Feste aus Steuermitteln. Dann entstand die Idee, Firmen könnten ihre Ware kostenlos abgeben – gegen den Werbeeffekt als Hoflieferant. Erst in der dritten Stufe wurde für öffentliche Veranstalter daraus ein Nullsummenspiel: Heute zahlen die Sponsoren Geld dafür, dass sie Bier, Wein und Häppchen verschenken dürfen.
"Automobilsommer 2011"
Mit den Einnahmen finanzieren die Gastgeber das Rahmenprogramm. Und weil die Firmen ihr Engagement von der Steuer absetzen, zahlt die Öffentlichkeit ungefragt mit.
Begehrt sind auch Einladungen zur Stallwächterparty in der Berliner Landesvertretung Baden-Württembergs. 1800 Gäste feierten dort im Sommer mit dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Hauptsponsoren des für die Gäste kostenlosen „Automobilsommers 2011“ waren Daimler, Porsche und Audi. 70 Prozent der Kosten beglichen sie. Doch trotz ihres Versprechens wollen die Stuttgarter mehr Offenheit nicht wagen. „Wir haben uns verpflichtet, keine Auskunft über die Beträge der Sponsoren zu geben“, heißt es in der Landesvertretung. Das solle so bleiben.