Mehr Vernunft, weniger Bürokratie Sieben Ideen für einen schlankeren, besseren Staat

Seite 2/4

2) Bundesländer zusammenlegen

Erinnert sich noch jemand an das Jahr 1996? Europameister, logisch. Aber im gleichen Jahr fand auch eine Abstimmung statt, deren Gegenstand heutzutage schon fast unerhört klingt: Berliner und Brandenburger, wollt ihr ein Bundesland werden?

17 Jahre später klingt das nach einem Vorschlag aus einer anderen Zeit. Schon die Zusammenlegung von Landkreisen sorgt heutzutage für jahrelange Streitereien. Wer sich ausmalen will, was bei ähnlichen Ideen in Bezug auf die Bundesländer passieren würde, dem sei ein warnender Blick nach Frankreich empfohlen.

Mit seiner Idee, die beiden Elsässer Departements zusammenzulegen, ist der Präsident François Hollande bis heute keinen Schritt vorangekommen. Dabei sind die Departements von ihrer Eigenständigkeit bei weitem nicht mit deutschen Bundesländern zu vergleichen.

Diese Steuern und Gebühren wollen Kommunen erhöhen

Doch die heikle Umsetzbarkeit darf kein Grund für Denkverbote sein. Die Sorgen vor Identitätsverlusten sind schon deshalb unbegründet, weil die meisten Bundesländer ohnehin künstliche Gebilde sind. Franken gehört zu Bayern, so wie ganz früher mal die Pfalz. Aber fühlen sich die Nürnberger deshalb annektiert?

Zum anderen bedeuten Fusionsideen ja nicht das Ende des Föderalismus. Der ist im Kern eine gute Sache, aber wie wichtig ist dafür die eigenständige Existenz Bremens oder Brandenburgs? Beispiel Brandenburg: Wie soll ein Bundesland strategische Wirtschaftspolitik betreiben, wenn das dominierende Zentrum verwaltungstechnisch ein schwarzes Loch ist?

Vor allem die Sinnhaftigkeit der Stadtstaaten ist infrage zu stellen. Das zeigt sich schon im Länderfinanzausgleich: Über die ziemlich willkürliche „Einwohnerveredelung“ wird hier versucht auszugleichen, was die Stadtstaaten an Zentrumsfunktionen für die benachbarten Länder wahrnehmen.

Die wiederum beschweren sich, dass das Zentrum mindestens so viel von ihnen profitiere wie umgekehrt. Ernsthaft messen kann das keiner. Fest steht nur: Gerade die Kleinstaaten kosten viel Geld.

Da zeigt sich wiederum ein Begriff aus dem Länderfinanzausgleich. In dem wird auch für die „Kosten politischer Führung“ gesondert Geld verteilt. Ein besonderer Profiteur ist in dem Falle das Saarland. Die reine Existenz dieses Kostenpunkts bedeutet doch, dass die kleinen Bundesländer nicht nur zusätzliche Verwaltungskosten verursachen – sondern dass diese auch relativ höher sind als in den großen Flächenländern.

3) Aufbau einer europäischen Armee

Technische Probleme bei Transall-Maschine. Hubschrauber, die nicht einsatzbereit sind. Kostenexplosionen bei Neuanschaffungen: Die Pannen-Serie der Bundeswehr hat die Idee einer europäischen Armee neu aufleben lassen. Zumal auch die Bündnispartner – mit Ausnahme der USA – über Finanz- und Ausrüstungsprobleme leiden.

„Um die deutsche Armee steht es nicht wesentlich schlechter als um andere vergleichbare Armeen – etwa die britische oder französische. Die Franzosen und Briten geben etwas mehr Geld für Rüstung aus, intervenieren aber auch öfter. Aber auch sie müssen sparen“, sagt Hans-Georg Ehrhart vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik.

Braucht die Bundeswehr mehr Geld?

Sparen ließe sich am einfachsten, indem die nationalen Streitkräfte zu einer europäischen Armee zusammengelegt würden. Die Bertelsmann-Stiftung hat vor gut einem Jahr durchgerechnet, wie groß das Sparpotenzial wäre.

Die Forscher untersuchen drei Szenarien für eine gemeinsame Armee mit einer Truppenstärke von 480.000, 600.000 und 750.000 Soldaten. Der Spareffekt für Europa läge zwischen 3,1 und 9,2 Milliarden Euro im Jahr.

Sollten sich die EU-Staaten auf eine gemeinsame Vertretung im Ausland einigen, läge der jährliche Einspareffekt bereits zwischen 400 Millionen Euro und 1,3 Milliarden Euro. Geld, das an anderen Stellen gut verwendet werden könnte.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%