Die IG Metall will in den laufenden Tarifverhandlungen trotz Lockdown nicht auf betriebliche Protestaktionen verzichten. „Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall NRW, Knut Giesler, im Interview mit der WirtschaftsWoche. Schon Anfang März, wenn die Friedenspflicht endet, könne es zu ersten Warnstreiks kommen. Die Bezirksleitung sei seit Dezember in entsprechenden Planungen mit ihren regionalen Geschäftsstellen und frage derzeit detailliert ab, wie die wirtschaftliche Lage in den Betrieben sei. Giesler: „Ende Februar werden wir genau wissen, wo Warnstreiks sinnvoll sind und wo nicht.“
Auch 24-Stunden-Streiks mit Produktionsunterbrechungen schließt er ausdrücklich nicht aus. Kurz vor der zweiten Runde der Tarifverhandlungen am kommenden Montag machte Giesler klar, dass die IG Metall keine krisenbedingte Nullrunde akzeptieren werde. „Es gibt auch 2021 etwas zu verteilen – wenn auch natürlich nicht so viel wie in den Boomjahren“.
Der Gewerkschaftsfunktionär bekräftigte zudem die Forderung der IG Metall nach Arbeitszeitverkürzungen mit teilweisem Lohnausgleich. „Sinkende Arbeitszeiten dürfe kein Tabu sein, wir brauchen sie als zusätzliches Instrument im Tarifbaukasten“, so Giesler. Er kündigte an, die Gewerkschaft werde bei dieser Frage „flexibel“ sein: „Wir sind bereit, die Arbeitszeiten betriebs- oder gar abteilungsspezifisch unterschiedlich zu regeln. Es kann sein, dass kürzere Arbeitszeiten für eine Abteilung passen, für die Abteilung in der Etage darunter aber nicht.“
Eine Überschneidung mit dem Instrument der Kurzarbeit sieht Giesler dabei nicht: „Viele Transformationsprozesse in den Unternehmen werden weit länger brauchen als die 24 Monate, für die es Kurzarbeitergeld gibt. Insofern kann die Tarifpolitik hier eine Beschäftigungsbrücke bauen und Entlassungen verhindern.“
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