Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk Zurücklehnen verboten!

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Kritik der No-Billag-Initiatoren gilt auch für Deutschland

Und es ist nur logisch, dass nun auch in Deutschland in ähnlicher Weise eine ernsthafte Debatte in Gang kommen muss, wie denn die Zukunft von ARD, ZDF und Deutschlandradio aussehen soll. Wie viel öffentlich-rechtlichen Rundfunk will sich die Bundesrepublik im digitalen Zeitalter leisten?

Viele der Kritikpunkte, die die No-Billag-Initiatoren angesprochen haben, treffen schließlich auch hierzulande zu. Das Thema ist zu groß und wichtig, als dass man es einfach nur einer Partei wie der AfD überlassen sollte, die am liebsten die Gebühr in die Tonne treten und eine Art Abo-System für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einführen will – und damit unter dem Strich eigentlich nichts anderes will als seine Abschaffung.
Doch die Fragen etwa danach,
- wie viele Sender ARD, ZDF und Deutschlandradio tatsächlich betreiben sollten,
- ob es wirklich mehr als 20 TV-Kanäle sein müssen,
- ob wirklich gefühlt jede Landesanstalt ihren eigenen Klassikkanal braucht,
- warum nicht auch ein einziger Nachrichten-Sender reicht,
- ob 3sat und Arte nicht auch zusammengelegt ein ordentliches Programm auf die Beine stellen könnten,
- warum es um Himmels willen eigentlich die Aufgabe von WDR oder BR sein soll, eigene Orchester zu finanzieren, die genauso gut vom Bundesland bezahlt werden könnten,
- warum die Landesanstalten nicht längst die teuren Verwaltungswasserköpfe, die rein gar nichts zum Programm beitragen, radikal verkleinern und am besten bei einer einzigen Anstalt zusammenlegen können,
- und was eigentlich der Grund dafür ist, dass im Jahre 2018 jeder öffentlich-rechtliche Sender eine Art Geheimwissenschaft um die Kosten für seine Programme betreibt und damit die Vergleichbarkeit dieser Kosten praktisch verhindert.

Alle diese Fragen – und damit ist die Liste bei weitem noch nicht vollständig – gehören jedenfalls öffentlich diskutiert und endlich gelöst.

Tatsächlich werden die Herren Bellut und Wilhelm nun einigermaßen neidisch Richtung Schweiz schauen. Denn dort gab es genau diese Debatte zu den zentralen Fragen, und dort hat sich eine Bevölkerung am Ende dieser Diskussion klar für den Erhalt der traditionsreichen Einrichtung entschieden, der sie damit einen wesentlichen Beitrag für das Gemeinwohl zugesprochen hat. Klar ist nun, dass der SRG jetzt liefern muss, will er das bemerkenswerte Ergebnis dieser historischen Abstimmung rechtfertigen.

Genauso klar dürfte sein, dass in der No-Billag-Debatte nicht weniger steckt als die Aufforderung vor allem an die bundesdeutsche Politik, hierzulande endlich zu Potte zu kommen und jenseits von überholtem Kirchturmdenken und ewiger Standortpanik ein vernünftiges Konzept für die Zukunft von ARD, ZDF und Deutschlandradio zu finden.

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