Streik Weiter Zugausfälle wegen Lokführer-Streik

Auch am Donnerstag sollen nur rund 25 Prozent der Fernzüge nach einem Sonderfahrplan verkehren. Wirtschaftsvertreter warnen vor schwerwiegenden Folgen.

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Auch am Donnerstag soll die Bahn weiter bestreikt werden. Quelle: dpa

Kunden der Deutschen Bahn müssen sich auch an diesem Donnerstag auf Verspätungen und Zugausfälle einrichten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) setzt ihren am Mittwoch begonnenen Streik im Güter- und Personenverkehr noch bis in die Nacht zum Freitag fort. Die Bahn setzt nach eigenen Angaben alles daran, am Freitag wieder den Regelbetrieb zu fahren.

Wie bereits am Vortag sollen auch am Donnerstag nur rund 25 Prozent der Fernzüge nach einem Sonderfahrplan verkehren, hat die Deutsche Bahn angekündigt. Insbesondere in den westdeutschen Regionetzen könnten erneut etwas mehr Züge fahren, weil hier noch mehr beamtete Lokführer ohne Streikrecht ihren Dienst tun. Wegen des höheren Organisationsgrads der GDL im Osten waren unter anderem zwischen Berlin, Leipzig und Dresden am Mittwoch kaum Züge unterwegs.

GDL-Chef Claus Weselsky hat bereits mit weiteren Streiks gedroht. Insbesondere die von der Bahn vorgeschlagene lange Laufzeit von 40 Monaten für den Tarifvertrag müsse vom Tisch. Zu seinen Gefolgsleuten sagte Weselsky: „Ich verspreche euch nicht, dass es am Freitag schon vorbei ist. Aber wir gehen sorgsam mit unserer Tarifmacht um.“ Eine Entscheidung über weitere Arbeitskampfmaßnahmen soll erst in der kommenden Woche fallen.

Nicht bestreikt werden Konkurrenten der Deutschen Bahn, die im Regional- und Güterverkehr beträchtliche Marktanteile haben. Bei ihnen kam es am Mittwoch ihren Verbänden zufolge nur zu vereinzelten Störungen.

Die Lokführergewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. So will die GDL bei den Mitarbeitern im internen Machtkampf mit der EVG punkten.

Die GDL fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 28 Monate betragen. Auch um Betriebsrenten wird gerungen. Wegen Milliardenverlusten in der Pandemie will die Bahn die Erhöhung auf spätere Stufenzeitpunkte verteilen, bei einer Vertragslaufzeit von 40 Monaten. Hinzu kämen Leistungen zur Altersvorsorge und der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.

Wirtschaft warnt vor schwerwiegenden Folgen

Vertreter der deutschen Wirtschaft warnen vor schwerwiegenden Folgen wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. „Es ist jetzt nicht die Zeit für Streiks zu Lasten von Betrieben und Bürgern“, sagte Markus Jerger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag).

Die Wirtschaft erhole sich gerade erst von den Zwangsschließungen. „Die Betriebe zahlen die Zeche für die Profilierungssucht des GDL-Chefs.“ Er fordert die Kontrahenten auf, „schnellstens an den Verhandlungstisch zurückzukehren und aufeinander zuzugehen“.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln schätzt, dass bei einem längerfristigen Bahnstreik volkswirtschaftliche Kosten von bis zu 100 Millionen Euro täglich entstehen könnten. „Kurzfristige Ausfälle sind im Schienengüterverkehr nichts Ungewöhnliches, das kennen die Logistiker und können entsprechend reagieren“, sagte IW-Verkehrsökonom Thomas Puls dem RND. „Ab dem vierten oder fünften Streiktag allerdings drohen Lieferketten zu reißen - und dann wird es sehr schnell sehr teuer.“

Mehr: Bei der Bahn drohen lange Streiks. Reisende und Pendler rechnen mit erheblichen Einschränkungen – auch für Unternehmen könnte es bei der Güterversorgung eng werden.

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