Türkei-Reise Bundesbürger lehnen Merkels Umgang mit Erdogan ab

Vor ihrer Türkei-Reise schneidet die Kanzlerin in einer Umfrage schlecht ab. Vier von fünf Befragten werfen ihr vor, zuviel Rücksicht auf den türkischen Präsidenten zu nehmen. Es gibt noch andere Kritikpunkte.

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Die Mehrheit der Bundesbürger kritisiert laut einer Umfrage, wie die Kanzlerin mit dem türkischen Präsidenten umgeht. Quelle: dpa

Berlin Kurz vor der Türkei-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel moniert eine große Mehrheit der Deutschen einer Umfrage zufolge ihren Umgang mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Merkel nehme zu viel Rücksicht auf das türkische Staatsoberhaupt, urteilten vier von fünf Befragten in dem am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer. Zudem bezweifelten 80 Prozent der Interviewten, dass die Türkei in der Flüchtlingskrise ein verlässlicher Partner sei.

Merkel hat den von Erdogan verlangten juristischen Schritten gegen den Satiriker Jan Böhmermann zugestimmt. Das lehnen 62 Prozent der Befragten ab. Böhmermann hatte in einem „Schmähgedicht“ Erdogan in grober Weise beleidigt und erklärt, er wolle nur zeigen, welche Sorte Satire in Deutschland nicht zulässig sei. Erdogan hat auch als Privatmann Klage gegen Böhmermann erhoben. In Deutschland war das Vorgehen des Präsidenten auch deswegen auf Kritik gestoßen, da er im eigenen Land massiv gegen regierungskritische Medien vorgeht.

Merkel reist am Samstag in die Türkei und besucht dort ein Flüchtlingslager. Die Kanzlerin gehört zu den Architekten des Vertrages zwischen der Türkei und der EU. Demnach nimmt die Türkei von ihrem Territorium aus in die EU illegal eingereiste Flüchtlinge zurück. Im Gegenzug erhält die Türkei unter anderem Milliarden-Hilfen und den Wegfall der Visums-Pflicht bei EU-Reisen ihrer Bürger. Kritiker werfen Merkel vor, sie habe sich mit dem Abkommen erpressbar gemacht, da Erdogan sich jederzeit weigern könne, Flüchtlinge zurückzunehmen.

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