Das Treffen in Luxemburg wäre für Lagarde und Schäuble die Chance gewesen, ihren Streit beizulegen. Es wäre die Chance gewesen, zuzugeben, dass Athen einen Teil der Kredite wahrscheinlich nie zurückzahlen kann. Es wäre die Chance für ein Stückchen Ehrlichkeit gewesen.
Stattdessen haben Schäuble und Lagarde die Entscheidung über einen Schuldenerlass aufgeschoben. Der IWF will den Griechen auch in Zukunft Geld leihen. Allerdings nur und erst dann, wenn die Europäer einem Schuldenerlass zustimmen. Die Entscheidung darüber wird die Eurogruppe erst 2018 treffen.
Diese Hinhaltetaktik hilft niemandem. Die Griechen verharren weiter in der Schockstarre. Sie müssen sich weiter durch den Alltag kämpfen, Sparrunde nach Sparrunde akzeptieren. Längst nehmen viele Menschen in Griechenland die Gelder der EU deswegen nicht mehr als Hilfe, sondern Gängelung wahr. In einer neuen Studie des Washingtoner Meinungsforschungsinstituts Pew Research gibt nur noch ein Drittel der Griechen an, ein positives Bild von der EU zu haben. 86 Prozent der Griechen sind unzufrieden mit der europäischen Wirtschaftspolitik.
Und auch dem deutschen Steuerzahler bringt das Aufschieben nichts. Er bleibt weiterhin im Unklaren, ob Griechenland seine Schulden je zurückzahlen wird. Er kann hoffen – doch es bleibt ein ungutes Gefühl.
Nur einer profitiert von der gekauften Zeit: Wolfgang Schäuble. Unpopuläre Nachrichten von Schuldenerlassen muss der Bundesfinanzminister erst einmal nicht verkünden. Erst 2018 könnte es so weit sein – nach der Bundestagswahl.