Krönungszeremonie in der Kritik Charles III. und die Millionen-Empörung

König Charles III. und Königin Camilla. Quelle: dpa

Die immensen Kosten der Krönung Charles III. inmitten einer Lebenshaltungskostenkrise sowie frische Enthüllungen zu den Vermögensverhältnissen der Royals sorgen in Großbritannien für zunehmenden Unmut.

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Die Krönung von König Charles III. und Königin Camilla am Samstag hat ein Schlaglicht auf die Kosten der Institution und die Finanzen der führenden Royals geworfen. Und da wird es schnell intransparent. Das zeigt sich bereits an der Frage, wie viel die Krönung den Steuerzahler überhaupt kosten wird. Charles hat bereits vor einiger Zeit erklärt, dass er sich eine „verkleinerte“ und zeitgemäßere Krönung wünsche. Daher werden bei der Zeremonie „nur“ 2000 Gäste anwesend sein. Bei der Krönung Elisabeth II. im Jahr 1953 waren es noch viermal so viele.

Nur: Während die damalige Zeremonie, berechnet auf den heutigen Wert, zwischen 35,5 Millionen und 55 Millionen Pfund gekostet hat (die Angaben dazu gehen auseinander), soll Charles’ Krönung mindestens 100 Millionen Pfund kosten. Davon geht zumindest das Komitee aus, das mit der Ausrichtung der Zeremonie betraut ist. Sowohl der Buckingham-Palast als auch die Regierung schweigen sich zu den tatsächlich erwarteten Kosten bislang aus.

Die astronomischen Sicherheitskosten dürften diesen Betrag jedoch deutlich in die Höhe treiben. Die Sorge, dass beispielsweise Klimaaktivisten versuchen könnten, die Prozession in der Krönungskutsche oder auch die Zeremonie in der Westminster Abbey zu stören, erhöht den Aufwand für die Sicherheitsbehörden zusätzlich. Zahlreiche Mitglieder von Antiterror- und Spezialeinheiten werden in London in Bereitschaft sein, Scharfschützen die Dächer zahlreicher Gebäude im Zentrum der Stadt sichern.

Bei der Krönung von Elisabeth II. waren 8000 eingeladenen Gäste in der Westminster Abbey anwesend. Quelle: imago images

Der „Daily Mirror“ zitierte einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des Innenministeriums mit den Worten: „Allein die Sicherheit wird bis zu 150 Millionen Pfund kosten, vielleicht sogar mehr. Das ist ein verrückter Betrag, aber das ist einer der größten öffentlichen Anlässe in der jüngeren Geschichte.“ Soll heißen: Die Krönung könnte unter Umständen eine Viertelmilliarde Pfund verschlingen. Und das inmitten einer Lebenshaltungskostenkrise, die sich auf Großbritannien noch stärker auswirkt als auf dem europäischen Festland.

Das Heikle dabei: Eigentlich müsste die Krönungszeremonie gar nicht stattfinden. Um jegwelches Personal-Hickhack nach dem Tod eines Monarchen zu unterbinden, rückt bei den Windsors automatisch die erste Person in der Thronfolge auf deren Posten auf. Der 74-jährige Charles wurde mit dem Tod von Königin Elisabeth II. im vergangenen September automatisch König. Die übrigen europäischen Königshäuser verzichten schon lange auf die bombastischen Zeremonien.

von Andreas Menn, Sascha Zastiral

Großbritanniens Königshaus hebt sich von den Monarchien Kontinentaleuropas aber noch auf andere Arten ab. Etwa bei der Finanzierung: Für den Unterhalt und die Repräsentationspflichten der „arbeitenden“ Mitglieder der königlichen Familie erhält der Palast jedes Jahr 25 Prozent der Gewinne des Crown Estates, des riesigen, profitorientierten Unternehmens, das die Krongüter verwaltet und an ihnen verdient. Zuletzt waren das 86,3 Millionen Pfund. Dieser Betrag soll den Unterhalt und die Repräsentationspflichten der „arbeitenden“ Mitglieder der königlichen Familie sichern.

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