Portugal Chinesische Investoren erobern Portugal

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Sprungbrett für Europa

Aber das chinesische Angebot klingt einfach zu verlockend, denn Portugal braucht dringend Geld. Die Staatsverschuldung beträgt mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Land – 2011 Empfänger eines Rettungspaketes in Höhe von 78 Milliarden Euro – finanziert sich zwar wieder aus eigener Kraft an den Finanzmärkten. Doch im Sommer entkam es nur knapp einem Defizitverfahren der EU-Kommission. Die Wirtschaft soll dieses Jahr nur mit nur einem schlappen Prozent wachsen.

von Silke Wettach, Karin Finkenzeller

Deutschland? Muss nicht sein.

Sorge bereitet Unternehmern zudem die Aussicht, dass nach den großen Ratingagenturen S&P, Moody’s und Fitch auch die kleine kanadische Agentur DBRS portugiesische Staatsanleihen zu „Ramsch“ erklären könnte. Dann wären Portugal-Bonds für das Anleihe-Programm der EZB tabu, die Risikoaufschläge würden in die Höhe schnellen. Im Oktober entschied sich DBRS vorerst gegen diesen Schritt. Doch in sechs Monaten muss Portugal wieder die Luft anhalten.

Deshalb schmeichelte Regierungschef António Costa gerade chinesischen Unternehmern in Peking: „Ihre Investitionen sind ein Signal des Vertrauens für Portugal.“ Deutsche Unternehmen, als Direktinvestoren in Portugal immer noch bedeutender als die Chinesen, fühlen sich inzwischen vernachlässigt. Mit Kanzlerin Angela Merkel habe sich Costa länger nicht getroffen, bedauert Markus Kemper, Präsident der Deutsch-Portugiesischen Handelskammer. Auch Wirtschaftsminister Manuel Caldeira Cabral war zum größten europäischen Kongress für Logistikexperten als Redner geladen – und sagte kurzfristig ab.

„Es gibt derzeit kein Land, das ein so großes Investmentpotenzial hat“, begründet Bürgermeisterin Meira die Vorzugsbehandlung der Volksrepublik. Premier Costa will unterdessen die Visapolitik für nichteuropäische Investoren sogar noch ausweiten.

Die chinesischen Geldgeber wissen, was sie daran haben. Nach Einschätzung der portugiesischen Handelskammer nutzen die Chinesen Portugal als Sprungbrett für weitere Geschäftsaktivitäten in anderen europäischen Ländern. Auch in Deutschland.

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