Transponderdaten zeigen die Route Wo Ankara zurzeit in die griechische Wirtschaftszone drängt

Die Oruc Reis. Quelle: REUTERS

Der Streit um die Gasvorkommen im Mittelmeer flammt wieder auf: Erdogan hat die Oruc Reis entsandt. Diese Transponderdaten zeigen die Route des türkischen Forschungsschiffs.

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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schickt sein Erdgas-Suchschiff Oruc Reis erneut auf einen provokanten Kurs: Das Schiff ist bereits in die sogenannte Ausschließliche Wirtschaftszone Griechenlands vorgedrungen. Das zeigen aktuelle Transponderaufnahmen des Schiffes vom Überwachungsportal Marine Traffic. Dabei bewegt sich das Schiff unter anderem auch immer näher an jenes umstrittene Gebiet, das die Türkei zusammen mit Libyen für sich reklamiert. Die Oruc Reis war am Montag in Antalya aufgebrochen und auf direktem Weg in die Region südöstlich von Rhodos und Kreta gefahren.

Ende vergangenen Jahres war die Türkei dem libyschen Staatsoberhaupt Fajis al-Sarradsch in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land beigesprungen, hatte ihn mit Waffen und Geheimdienstinformation versorgt. Dafür ließ sich al-Sarradsch auf ein Memorandum mit Erdogan ein, das die Seegrenzen in den Gewässern zwischen den beiden Staaten neu definiert. Dieses Gebiet jedoch läuft auch quer durch die Ausschließliche Wirtschaftszone Griechenlands, was in den vergangenen Monaten immer wieder für militärisches Säbelrasseln zwischen der Türkei und dem EU-Land gesorgt hatte.

Die Ausschließliche Wirtschaftszone ist laut Seerecht ein 200 Seemeilen breiter Streifen vor der Küste eines Landes, den dieses exklusiv ausbeuten darf. Weil im Mittelmeer jedoch an keiner Stelle das gegenüberliegende Ufer mehr als 400 Seemeilen entfernt ist, kommt es hier immer wieder zu Überschneidungen und Konflikten. 

Das Erdgas-Suchschiff Oruc Reis sticht wieder in See

Schon Ende August und Anfang September war die Oruc Reis in dieser Region unterwegs. Dass das Schiff dort nun wieder kreuzt, dürfte den Streit nach einigen ruhigen Wochen erneut anheizen. Das Schiff versucht neue Gasfelder aufzuspüren, die in der Gegend über mehrere Millionen Jahre entstanden sind. In der ersten Jahreshälfte hatte sich das türkische Erkundungsschiff vor allem auf das ebenfalls umstrittene Gebiet rund um die Insel Zypern konzentriert, wo genauso gewaltige Gasvorkommen lagern.

Der geopolitische Streit zwischen der Türkei und dem EU-Staat Griechenland geht auf die komplizierte geografische Situation im Mittelmeer zurück. Zahlreiche griechische Inseln liegen unmittelbar vor der türkischen Küste. Das internationale Seerecht spricht der Türkei deshalb nur eine kleine Wirtschaftszone zu. Die Türkei sieht das jedoch anders. Sie hat das internationale Seerecht nicht ratifiziert, pocht darauf, dass die griechischen Inseln auf dem türkischen Festlandssockel liegen. Die Gewässer um die Inseln seien deshalb türkisch, so die Sicht Erdogans.

Die Fahrt der Oruc Reis

In den Streit hatte sich zuletzt auch Frankreich eingemischt. Der französische Mineralölkonzern Total gehört neben der italienischen Eni zu einem Konsortium, das von den Mittelmeerstaaten Ägypten, Israel, Griechenland und Zypern beauftragt wurde, die Gasvorkommen zu erkunden und zu fördern. Die Türkei ist nicht Teil dieser Allianz.

Mehr zum Thema: Wer den griechisch-türkischen Gaskonflikt verstehen will, sollte auf die britischen Kanalinseln schauen.

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