Tschechiens Wahlsieger Andrej Babiš "Ich will die Regierung wie eine Firma führen"

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Korruptionsvorwürfe

Sie beschuldigten im Wahlkampf andere Politiker der Korruption. Gegen Sie selbst laufen aber auch Ermittlungen.
Wo denn?

Zum Beispiel wegen dem Luxusressort Storchennest.
Das ist keine Korruption. Wenn ich nicht in der Politik wäre, hätten Sie nie etwas über Storchennest gehört. Und besuchen Sie die Farm! Es wurden dort 950 Millionen Kronen [rund 37 Mio. Euro] investiert. Da werden Sie die 50 Millionen Kronen finden, um die es bei den Vorwürfen geht. Die tausenden Milliarden, die tschechische Politiker veruntreuen, werden sie dort aber nicht finden. Niemand ist an Storchennest reich geworden, niemand war korrupt. Das ist nur eine organisierte Sache von einem korrupten Polizisten. (Babiš zeigt auf sein Buch) Lesen Sie nach auf Seite 122, da habe ich alle Lügen gegen mich aufgelistet. Das System, das wir jetzt haben, macht alles gegen mich. Die wollen mich vernichten.

Aber Olaf ermittelt unabhängig. Das können Tschechen doch gar nicht beeinflussen.
Ja, Olaf ermittelt. Aber woher kommen die meisten anonymen Anzeigen innerhalb der EU? 22 Prozent kommen aus Tschechien. Fragen Sie die Leute warum Sie mich wählen! Weil wir seit 27 Jahren die gleiche Politik haben. Jetzt bewirbt sich der ehemalige Premierminister, unter dem sich Korruption wie nie zuvor in der tschechischen Geschichte ausgebreitet hat, für das Präsidentenamt. Das ist unglaublich. Und dieses System greife ich an.

Aber es gibt auch Vorwürfe, dass Sie als Finanzminister Geschäfte mit Ihrem eigenen Konzern Agrofert gemacht haben.
Lügen, Lügen! Sie lesen die Lügen von Journalisten, die so korrupt sind wie das System. Fragen Sie, woher das Geld für diese Journalisten kommt! Alle Zeitungen gehören Oligarchen. Wie viel Umsatz macht meine Ex-Firma mit dem tschechischen Staat? 2,8 Prozent Umsatz. Und das war alles ausgeschrieben und der beste Preis bekam den Zuschlag. Was ich gemacht habe, war alles entsprechend dem Gesetz. Als Finanzminister hatte ich keinen Einfluss auf die Subventionen. Alle Bauern bekommen die gleichen Subventionen pro Hektar. Und dass wir mehr als die Hälfte der Subventionen an die Eigentümer der Äcker zahlen, schreibt niemand. Ich bin der einzige der Forbes-Liste, der seine Firma in Tschechien hat. Alle anderen haben die Firma in Holland, Zypern etc.

Laut Forbes hat sich Ihr Vermögen in den letzten 4 Jahren verdoppelt. Stimmt das?
(lacht) Fragen Sie Forbes bitte, wie die rechnen. Man kann über EBIT, über EBITDA, über Cashflow rechnen. Über was rechnen die? Lesen Sie bitte die Ergebnisse unserer Firmen, die Ergebnisse gehen dramatisch nach unten. Seit ich Finanzminister war und nicht mehr bei Agrofert, war die Leistung des Unternehmens nicht gut. Meine damalige Firma hat mindestens 20 Millionen Euro verloren, nur weil ich in die Politik gegangen bin. Fragen Sie Forbes bitte nach deren Methode. Das sind nur manipulierte Zahlen.

Als Finanzminister wurden Sie wegen Korruptionsvorwürfen des Amtes enthoben. Dachten Sie damals ans Aufhören mit der Politik?
Nein, ich wurde als Finanzminister hinausgeworfen, weil ich so erfolgreich war. Unser derzeitiger Premierminister kann keine einzige Fremdsprache, ist ein politischer Parasit und hat nie in seinem Leben gearbeitet. Er ist nur ein professioneller Politiker und unfähig, ein Gremium zu führen.

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Sie werfen Oligarchen vor, Zeitungen zu besitzen. Aber Sie sind doch selber auch ein Oligarch und besitzen Zeitungen. Wo ist denn da jetzt der Unterschied?
Sie müssen Wikipedia lesen! Die Oligarchie ist eine kleine Zahl von Personen, die sehr viel Macht hat. Der Pate vom Premierminister und der Pate vom Innenminister, diese vier sind die Oligarchie, weil sie den größten Einfluss auf alle Institutionen haben. Oligarchen sind die Leute, die diese Politiker unterstützen. Deshalb bin ich kein Oligarch.

Dennoch haben Sie zwei Zeitungen und mehrere Radiosender. Warum sind Ihnen die Medien so wichtig?
Das ist ein gutes Geschäft, weil sie Geld machen. Aber ich habe keinen Einfluss auf diese Zeitungen. Ich habe einmal an meine Journalisten Anweisungen gegeben. Das habe ich im Nachhinein aber sehr bedauert. Meine ehemaligen Firmen sind außerdem alle in Treuhand. Ich habe keinen Einfluss darauf. Es sind also meine Ex-Zeitungen. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Zeitungen irgendetwas zu sagen. 

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