Deutschlands Gegenvorschlag zu Macrons Modell ist der Europäische Währungsfonds, dessen Aufgabe aber die Kontrolle und nicht die Lenkung des fiskalischen Geschehens in der Eurozone wäre. Die hohe Erwartungshaltung an beide Länder verlangt eine Einigung in der Frage und beide Regierungen dürften pragmatisch genug sein, eine zu finden. Die neue Dynamik dürfte sich kaum aufhalten lassen. Auch nicht von der FDP, die in ihrem Wahlprogramm klar Widerspruch gegen eine Politik der stärkeren Vergemeinschaftung im Euroraum eingelegt hat.
Somit dürfte der Euroraum nun zunächst in eine Phase einer stärken Lastenverteilung kommen. Auf diese Weise man den Grundstein für eine längerfristige Stabilität des Euroraums legen. Wenn die entsprechenden Länder – insbesondere Italien und Frankreich – im Euroraum nun endlich die Chance nutzten und ihre strukturellen Defizite zumindest teilweise beheben.
Das Risiko dieser Strategie ist aber offensichtlich. Wenn die Reformbemühungen scheitern, besteht die Gefahr, dass die dann geschaffenen neuen Strukturen der Vergemeinschaftung von Lasten zu einem langsamen Zerfall des Euroraums führen. Der Anreiz solcher Strukturen, über seine Verhältnisse zu leben und die politischen und strukturellen Hausaufgaben nicht zu erledigen, ist sehr groß und dürfte ohne den notwendigen politischen Druck auch genutzt werden. Somit liegt es hier ebenfalls an Deutschland und Frankreich die Zukunft des Euroraums zu sichern und wenn notwendig auch harte Entscheidungen gegenüber von Euro-Ländern herbeizuführen.
Die Finanzmärkte werden eine stärke Lastenverteilung und Integrationsbemühungen im Euroraum zunächst sehr positiv sehen und die Risiken ausblenden. Anleihen und Aktien dürften von einer solcher Entwicklung merklich profitieren.