Adam Smith Urvater der Ökonomie

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Bis heute aktuelle Analysen

Schon Smith erkannte die Produktivitätsgewinne durch Arbeitsteilung - warnte aber auch vor der Gefahr, dass der Arbeiter durch stumpfsinnige Arbeitsprozesse verlernen könnte, seinen Verstand zu gebrauchen. Quelle: dapd

Gleichwohl sind viele Analysen des Schotten auch heute noch von großer Relevanz. Zur Rolle des Staates etwa schrieb er einen Satz, der auch im Jahr 2011 in jedem finanzpolitischen Leitartikel Platz finden könnte: „Keine Kunst lernt eine Regierung schneller als die, Geld aus den Taschen der Leute zu ziehen.“ Auch wenn der Ökonom Subventionen und Interventionismus ablehnte, so war er weder der seelenlose Marktradikale noch der rigorose Staatsverächter, zu dem ihn viele Interpreten posthum machten.

„Der Glaube, dass er den Staat als Ordnungsmacht und gestaltende Instanz ablehnte, ist völliger Unfug“, sagt der Grazer Smith-Experte Kurz; Smith habe in seinen Schriften gleich 26 Gründe aufgeführt, wann und wo der Staat tätig werden müsse. Kurz: „Zwar soll sich der Staat abgesehen vom Setzen einer Wirtschaftsordnung weitgehend aus dem Wirtschaftsleben heraushalten – sehr wohl aber zum Beispiel für innere und äußere Sicherheit, eine funktionierende Justiz, Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur und eine schulische Bildung der Menschen sorgen.“

Eigennutz als Triebfeder

Smith argumentierte stets individualistisch. Die Triebfeder des gesellschaftlichen Wohlstands ist für ihn der Eigennutz – auch das macht ihn bei Gutmenschen bis heute verdächtig. „Es ist nicht die Wohltätigkeit des Metzgers, des Brauers oder des Bäckers, die uns unser Abendessen erwarten lässt, sondern dass sie nach ihrem eigenen Vorteil trachten“, schreibt er. „Jeder glaubt nur sein eigenes Interesse im Auge zu haben, tatsächlich aber erfährt so auch das Gesamtwohl der Volkswirtschaft die beste Förderung.“ Was VWL-Lehrbücher heute als optimale Ressourcenallokation bezeichnen, brachte Smith vor über 230 Jahren auf diesen einfachen Nenner: Da „der Zweck jeder Kapitalanlage die Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, das heißt denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert.“

Die Idee der Arbeitsteilung

Smith erkannte dabei als Erster die ungeheuren Produktivitätsgewinne durch Arbeitsteilung. „Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alles andere fördern und verbessern“, schreibt er. In seinem berühmt gewordenen Stecknadelbeispiel weist er nach, dass für die Herstellung einer einzigen Nadel bis zu 18 Arbeitsgänge notwendig sind. Wenn sich daher jeder Arbeiter in der Produktion auf einen Arbeitsschritt spezialisiere, steige der Output um ein Vielfaches. „Der eine Arbeiter zieht den Draht, der andere streckt ihn, ein dritter schneidet ihn, ein vierter spitzt ihn zu, ein fünfter schleift das obere Ende, damit der Kopf aufgesetzt werden kann.“

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